Hochs und Tiefs einer Börsenlegende

Im Jahre 1892 kauft der 15-jährige Jesse Livermore fünf Stück U.S. Steel-Aktien zum Kurs von zehn Dollar. Zwei Tage später verkauft er die Aktien mit einem Reingewinn von drei Dollar. Der junge Livermore ist angestellt als Kurstafelschreiber bei einem Wertpapier-Broker und verdient sechs Dollar die Woche. So entwickelt sich seine Leidenschaft und Jesse Livermore wird zum besten Trader aller Zeiten, der Jahre später die Weltmärkte bewegen sollte.

Jesse Livermore: Vom Feldarbeiter zum Börsenhändler

Jesse Livermore wurde 1877 im US-Bundesstaat Massachusetts geboren. Schon als Kind lernte er die harte Arbeit auf den Feldern kennen, in der Schule zeigte er herausragende Leistungen, besonders in Mathematik. Im Alter von 14 Jahren verließ Livermore das Elternhaus mit fünf Dollar in der Tasche, ging nach Boston und arbeitete in einer Brokerfirma. Diese Zeit wird Livermore später als „die hohe Schule der Börsianer“ bezeichnen. Durch seine fortgesetzten Erfolge in den „Bucket Shops“, einer Art Wettbüro für Aktien, hatte er sich bald über 10.000 Dollar erhandelt, eine damals unglaubliche Summe. Jesse Livermore war reif für New York, für die Wall Street und das ganz große Geld.

Anfang des 20. Jahrhunderts werden die Börsen in den USA von den großen „Money Trusts“ beherrscht. Es sind Namen wie J.P. Morgan oder die Familie Rockefeller. Charles Dow hat seine Trendtheorie entwickelt und der Dow Jones wird als Leitindex der New York Stock Exchange im Wall Street Journal veröffentlicht. Die Börsenkurse werden mittels Fernschreiber zwischen den Handelsplätzen der Welt ausgetauscht.

Jesse Livermore gewinnt und verliert Millionen

Nach anfänglichen Verlusten in New York und einer Totalpleite perfektionierte Jesse Livermore seine Strategie und konnte sein Handelskonto bald auf eine sechsstellige Summe erhöhen. Ende des Jahres 1906 spürte Livermore eine starke Überhitzung des Marktes und baute große Short-Positionen auf. Von Beginn des nächsten Jahres fiel der Dow Jones schlagartig, Panik machte sich breit. Die Banken konnten keine Kredite mehr bereitstellen und der Handel an der Wall Street kam zum Erliegen. In dieser schwierigen Situation bat der mächtigste Banker der Welt, J.P. Morgan, Livermore um seine Hilfe.

Der kaufte seine Aktien zurück, der Handel nahm wieder Fahrt auf und Livermore hatte erstmals über eine Million Dollar verdient. Aber J.L., wie ihn Freunde nannten, hielt sich nicht immer an seine Regeln. Er folgte dem Rat eines Bekannten und wandelte eine Position in Baumwolle von Short auf Long. Diese und andere Verluste trugen dazu bei, dass Livermore erneut seinen Bankrott erklären musste.

Jesse Livermore und die Chance in der großen Krise

Mit Hilfe von Freunden konnte Jesse Livermore aber an die Wall Street zurückkehren und seine Schulden begleichen. Der Börsenmarkt hatte sich gut entwickelt, der Dow Jones stieg bis Ende der „goldenen 20er Jahre“ von 106 auf 380 Punkte. Livermore fühlte die überkaufte Situation und wechselte auf die Short-Seite. Am „Schwarzen Montag“ dem 24. Oktober 1929 und dem folgenden Tag verlor der Leitindex 25 Prozent seines Wertes. Diese Tage gehen später als der größte Börsencrash in die Geschichte ein. Mit seinen enormen Erfolgen an der Wall Street begannen aber auch die Probleme für Jesse Livermore.

Die eigenen Emotionen machen Jesse Livermore zum Opfer

Livermores Depressionen verstärkten sich, die Trennung von seiner zweiten Frau Dorothy und viele Frauenbekanntschaften brachten ihn emotional aus dem Gleichgewicht. Gerade Jesse Livermore, der immer das Wechselspiel von Angst und Gier als Motor für die Kursbewegungen erkannt hatte, erlag nun den eigenen Gefühlen. Auch eine dritte Heirat konnte den seelischen Niedergang von Livermore nicht stoppen. Auf Anregung der beiden Söhne schrieb er ein Buch über seine Handelsmethoden.

Es erschien 1940 unter dem Titel „How To Trade In Stocks“ (zu Deutsch: Mein Schlüssel zu Börsengewinnen) und verkaufte sich nicht besonders gut. Livermore besaß immer noch ein Millionen-Vermögen, wurde aber zunehmend von seinen Depressionen beherrscht. Am 28. November 1940 erschoss sich Jesse Lauriston Livermore in der Garderobe eines New Yorker Hotels. 

Jesse Livermore wurde durch den Börsenbuch-Klassiker „Das Spiel der Spiele“ unsterblich. Denn Börsenbücher gibt es etliche, doch „Reminiscences of a Stock Operator” von Edwin Lefevre – in deutscher Übersetzung „DAS SPIEL DER SPIELE” – ist für viele das Original. Hier können Sie das Buch bestellen.



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