Der 11. September 2001

Bereits im Vorfeld des 11. Septembers war es zu massiven Kursverlusten bei den großen Indizes gekommen. So verlor der DAX zwischen 27. August (5406) und dem 10. September 2001 (4670) fast 14 Prozent. Marktexperten begründeten den massiven Einbruch mit den anhaltenden Konjunktursorgen in den USA. Im Verlauf des 10. Septembers stürzte der DAX zeitweise sogar auf ein neues Jahrestief bei 4554 Punkten, beendete den Tag aber deutlich erholt bei 4670. Am 11. September konnte der deutsche Leitindex mit 4680 behauptet eröffnen und im folgenden Handelsverlauf weiter zulegen. Um 14:46 (MEZ, New York 8:46 Uhr) schockte dann die unfassbare Nachricht eines Flugzeugabsturzes in den Nordturm des World Trade Centers (WTC) die Anleger. Der Großteil der Menschen ging zu diesem Zeitpunkt allerdings noch von einem tragischen Unfall aus, weswegen sich der DAX zunächst noch relativ unbeeindruckt zeigte und nur geringe Kursrückgänge zu verzeichnen hatte. Dies änderte sich allerdings schlagartig als um 15:03 (9:03 New York) eine zweite Maschine in den Südturm des WTC gelenkt wurde. Plötzlich waren die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden - ein terroristisches Attentat unvorstellbaren Ausmaßes hatte New York getroffen - mit unvorhersehbaren Folgen für die westliche Welt.

Dax Kursverlauf September - Dezember  2001

Während die Welt in Fassungslosigkeit verharrte, herrschte auf dem Börsenparkett blanke Panik. Innerhalb weniger Minuten rutsche der DAX um über 400 Punkte auf 4247 Zähler. Auch der Dollar brach ein, während öl und Gold massive Kursgewinne verbuchten. Die Wall-Street, die um 9:30 öffnen sollte, blieb geschlossen, da der gesamte Financial District in New York evakuiert wurde. Nur wenige Minuten nach den Anschlägen in New York stürzte um 15:38 Uhr (9:38 New York) ein weiteres Flugzeug in das Pentagon in Washington.

Aus Angst vor weiteren Anschlägen räumte die USA daraufhin alle wichtigen strategischen Einrichtungen wie das Weiße Haus, das Capitol und den nichtbetroffenen Teil des Pentagons. Wichtige Minister und der US-Präsident George W. Bush, der sich zu diesem Zeitpunkt in Sarasota (Bundesstaat Florida) aufhielt, wurden in Sicherheit gebracht.

Unter den Augen vieler Millionen Beobachter, die das Geschehen in den Live-übertragungen von CNN, n-tv oder anderer Sender verfolgten, stürzte um 15:50 (9:50 NY) der Südturm des WTC in sich zusammen. 40 Minuten später erlitt der erstgetroffene Nordturm das gleiche Schicksal, worauf New York in einer großen Staubwolke versank. Unaufhaltsam kamen neue Horrormeldungen zu Tage und die Gewissheit, dass es sich um lange vorbereitete und genau geplante Anschläge handeln musste, wuchs von Minute zu Minute. Wie sich später herausstellte, hätte der Absturz der Flugzeuge alleine wohl nicht ausgereicht, die New Yorker Zwillingstürme zum Einsturz zu bringen. Erst das aufgrund der vollgetanken Maschinen verheerende Feuer führte zu einer Instabilität in den Stahlträgern und damit letztendlich zum Einsturz. Um 16.29 (10:29 NY) stürzte dann noch ein weiteres Flugzeug bei Pittsburgh ab. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, woher die Flugzeuge kamen, erst um 17:17 (11:17 NY) bestätigte die amerikanische Fluggesellschaft United Airlines, dass es sich bei der in Pittsburgh abgestürzten Maschine um Flug 93 von Newark nach San Francisco gehandelt hatte. Kurz danach wurde auch der "Verlust" einer Boeing 767 auf dem Flug von Boston nach Los Angeles bekannt gegeben. Zugleich meldete American Airlines, dass es sich bei den beiden ins WTC gestürzten Flugzeugen um eine Boeing 767 mit 81 Passagieren und 11 Besatzungsmitgliedern auf dem Weg von Boston nach Los Angeles sowie eine Boeing 757 mit 58 Passagieren und 6 Crew-Mitgliedern auf dem Flug von Washington nach Los Angeles gehandelt hatte. Dabei war noch nicht bekannt wieviele Opfer die Anschläge gefordert haben, zumal allein das WTC täglich von rund 80.000 Menschen bevölkert wurde.

Bombendrohung auch in Frankfurt am Main


Viele Börsen registrierten in Folge der Anschläge den größten Punkteverlust ihrer Geschichte. Kein Analyst wagte an jenem Tag eine Prognose über die Zukunft der Märkte. Als am Abend eine Bombendrohung für die Frankfurter Börse einging, wurde der Handel um 19:15 vorzeitig beendet. Der DAX, der zu diesem Zeitpunkt bei 4273 Punkten stand, hatte in den vorangegangen Stunden über 8,5 Prozent bzw. 56 Milliarden Euro Marktkapitalisierung verloren. Auch der Nemax All Share hatte mit einem Verlust von fast 7 Prozent (10.9. - 939; 11.9. - 875) massive Rückschläge hinnehmen müssen. In den folgenden Tagen war die Welt gelähmt und die Börsen orientierungslos. Da die Wall Street auf unbestimmte Zeit geschlossen worden war, fehlten die Vorgaben aus den USA. DAX und Nemax zeigten sich deswegen labil und verbuchten weitere leichte Verluste. Während die internationale Politik ihre Solidarität mit den USA bekräftigte und die Anschläge aufs heftigste verurteilte, wurde fieberhaft nach den Drahtziehern der Anschläge gesucht. Dabei fanden sich immer mehr Beweise, die den Terroristenführer Osama Bin Laden und sein Terrornetzwerk El Kaida als Hauptverdächtige identifizieren. Die USA bekräftigte gleichzeitig ihren Willen mit allen Mitteln gegen die Verantwortlichen vorzugehen und sprach von einer Kriegserklärung gegen die USA und die westliche Welt.

Vorsichtiger Handelsstart mit Sonderregeln


Am Montag, den 17. September 2001, nahm dann die Wall Street, zunächst mit Sonderregeln, den Handel wieder auf. Im Vorfeld war alles versucht worden, um einen zu großen Kursrutsch zu verhindern. So senkte die US-Notenbank vor Börseneröffnung den Leitzins um 50 Basispunkte auf 3 Prozent, Analysten hatten sich dazu entschlossen, keine negativen Ratings an diesem Tag zu veröffentlichen und selbst die Unternehmen hielten sich mit negativen Meldungen zurück. Die Rentenkassen des Bundesstaates New York kündigte sogar an, eine Milliarde Dollar in Aktien zu investieren. Dennoch gab es kurz nach der Eröffnung zunächst den erwarteten Kurssturz. Nach Handelsende hatte der Dow zwar den größten Punkteverlust seit der großen Depression in den 30er Jahren erlitten, dennoch waren die Verluste dank der unzähligen Stützungsmaßnahmen weit hinter den Befürchtungen zurückgeblieben. Während der wichtigste Leitindex der Welt am 10. September noch bei 9605 notierte, so ging der Dow am 17. September mit einem Minus von rund 7 Prozent auf 8920 Punkte aus dem Handel. Insbesondere Aktien von Airlines, Hotels und aus der Finanzbranche mussten massive Kursrückgänge verbuchen. Zu den wenigen Branchen, die zulegen konnte gehörten dagegen Sicherheitsunternehmen.

Auch die nachfolgenden Tage brachten noch keine Ruhe an der Börse. Am 21. September erreichen die Börsen im Gefolge des Dow schließlich neue Rekordtiefstände. Innerhalb einer Woche hatten die an der Wall Street gelisteten Unternehmen über 1,38 Billionen Dollar an Marktkapitalisierung verloren. Der Dow stand zu diesem Zeitpunkt bei 8235, der DAX bei 3787 und der Nemax All Share bei 724 Punkten. Die USA waren durch den Terroranschlag endgültig in eine Rezession gestürzt. Gleichzeitig wurde aufgrund der massiven Kursverluste im Vorfeld und nach dem Anschlag der Verdacht laut, dass sich die Terrororganisation mittels Baisse-Transaktionen an den Future-Märkten an dem Crash berreichert haben könnte. Umgehend eingeleitete Untersuchungen brachten aber bislang keinen großen Erfolg, lediglich einige Konten wurden eingefroren.

Dow Jones Kursverlauf September - Dezember  2001

Börsengeschehen rückt aus Angst vor Terror in den Hintergrund


In den Wochen nach den Anschlägen gab es vor allem zwei weltbestimmende Themen - den Krieg gegen den Terror und die Milzbrandattacken, die die USA wochenlang in Atem hielten. Alles andere rückte in den Hintergrund - auch die Börse. Noch am 11. September versprach US-Präsident Bush die Schuldigen der Anschläge zu jagen und zu bestrafen ohne Unterschied ob es sich um echte Terroristen handelt oder um diejenigen, die ihnen Unterschlupf gewähren. Viele Länder, darunter auch Deutschland, sicherten den USA "uneingeschränkte Solidarität" zu. In den folgenden Tagen appellierte die USA an alle Staaten der Erde sich an der Allianz gegen den Terrorismus zu beteiligen und benannte den Chef der Terror-Organisation El Kaida, Osama bin Laden, als Hauptdrahtzieher der Anschläge. Gleichzeitig wurde die afghanische Taliban-Miliz beschuldigt, der El Kaida Unterschlupf zu gewährten.

Am 18. September meldeten die Schlagzeilen die Entdeckung von mit Milzbrandsporen versuchten Briefen in Trenton im US-Staat New Jersey. Die Kuverts mit dem Anthrax-Virus waren an die Zeitung "New York Post" und den NBC-Moderator Tom Brokaw aufgegeben worden. Plötzlich bedrohte damit eine andere Gefahr die westlich Welt - biologische Kampfstoffe. Als am 22. September eine Mitarbeiterin der "New York Post" und wenig später eine Mitarbeiterin Brokaws an Hautmilzbrand erkranken und der Fotoredakteur Bob Stevens am 5. Oktober an Lungen-Milzbrand starb, glaubten immer mehr Menschen an eine zweite "leise" Terrorwelle mit biologischen Waffen und die Angst in der Bevölkerung stieg. Kurz zuvor, am 02. Oktober 2001, hatte die Nato erstmals in ihrer Geschichte den Bündnisfall ausgerufen und die Mitglieder aufgefordert die USA im Kampf gegen den Terror zu unterstützen. Am 07. Oktober begannen dann die amerikanisch-britischen Luftangriffe auf Afghanistan, den sich wenig später weitere Staaten wie Frankreich und Kanada anschlossen.

Kursgewinne trotz schlechter Meldungen


Die Börsen zeigten sich unterdessen unbeeindruckt von den vielen schlechten Meldungen und konnten seit dem 21. September deutliche Kursgewinne verbuchen. Bereits kurz nach den Anschlägen gab es erste Artikel, die bei den niedrigen Kursen und der schlechten Stimmung zum Einstieg rieten. Auch die Investment-Legende Warren Buffet kündigte an, die Kursstürze für Investments zu nutzen. Als sich die Börsen am 22. September schließlich endlich aus der Abwärtsspirale lösen konnten und kräftige Anstiege verzeichneten, war dies das Signal für viele Anleger ebenfalls wieder in die ausgebombten Werte zu investieren. Damit legte die Börse deutlich zu, während die USA in Afghanistan die herrschenden Taliban mit militärischer Gewalt vertrieb und die Milzbrandmeldungen die Bevölkerungen schreckten.

Im November, etwa zu dem Zeitpunkt als die zunächst fast täglich zu hörenden Anthrax-Attacken immer seltener wurden, verlangsamte sich der steile Anstieg und kam Mitte Dezember, als das Taliban-Regime in Afghanistan endlich gestürzt wurde, vollkommen zum Erliegen. Bis Ende Dezember konnten sich die Börsen aber noch auf dem im November erreichten Niveau halten und beendeten das Jahr bei 5160 (DAX) bzw. 1095 Punkten (Nemax-All-Share). Gegenüber den Septembertiefs war dies ein Gewinn von fast 46 Prozent bei den Blue-Chips und fast 60 Prozent bei den Wachtsumswerten. Auch der Dow Jones hatte sich seit dem Crash am 21. September deutlich erholt und lag mit gut 24 Prozent im Plus bei 10.021,50. Für wenige Monate waren die weiter andauernden Gewinnwarnungen ignoriert und die Sorge um die US-Konjunktur damit vergessen worden. Dennoch gab es auch in dieser Zeit spektakuläre Skandale an der Börse, wie der Fall Enron beweist. Auf den Fall Enron und die Folgen soll im vierten und letzten Teil dieser Reihe eingegangen werden.


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