Anlegen oder Spekulieren? Wenn Chancen und Risiken Hand in Hand gehen

Montag, 19.07.10 15:30

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

unser Euro sorgt weiter für Schlagzeilen: Erst der Absturz, jetzt die Erholung. „Der Fluch des Papiergeldes“, titelt die die „Welt am Sonntag“ angesichts der jüngsten Wechselkursentwicklungen. Mich lässt das Hin und Her auf der Währungsseite bisher gelassen – wir hatten schon schlimmere Erlebnisse. Gleichzeitig sehe ich immer deutlicher Gefahren für die Finanzmärkte und Marktteilnehmer durch die Macht der Medien. Die stehen seit Jahren in einem zunehmend härter werdenden Wettbewerb um die Gunst der Leser, Zuhörer und Zuschauer. Die Folge: Es geht längst nicht mehr nur um den Transport von Nachrichten, sondern auch um deren Ein- und Zuordnung, Kommentierung, möglichst noch mit einer Prognose verbunden. Das wiederum führt zur Zuspitzung in den Formulierung, oft auch zu einer Dramatisierung von Entwicklungen. Es werden Antworten geliefert, die kein Mensch gestellt hat. Und (was ich persönlich sehr bedauere): Die Grenzen der Medien untereinander verschwimmen, denn die Tageszeitungen werden zusehends magazinähnlich. Selbst im Internet wird neben der Info auch der Kommentar gesucht.

Diese Kausalkette nährt den Verdacht, dass die Medien nicht mehr nur die Position der Beobachter einnehmen, sondern selbst zum Marktfaktor werden. Haben Sie nicht auch das Gefühl, Sie würden von Informationen überschüttet (manche sagen auch „zugemüllt“)? Um so mehr wird klar, dass Sie als Verbraucher und Kapitalanleger die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen, d.h. Sie sollten die beschriebene Entwicklung nicht einfach hinnehmen, sondern gezielt und bewusst ihre Informationsquellen aussuchen. Dazu kommt die Selbstbestimmung Ihrer Strategie, denn die Kenntnis von Chancen und Risiken sollte der konkreten Anlageentscheidung stets vorausgehen. Nur: Für den Einen sind die Risiken abschreckend, er hält sich zurück, ist ein vorsichtiger Anleger. Für den Anderen hat die überdurchschnittliche Chance den größeren Reiz, er ist bereit, die Risiken einzugehen, er ist der mutige Spekulant. Bitte aber nie verdrängen, dass Chancen und Risiken untrennbar miteinander verbunden sind!

Konkret: Euro/Dollar auch ein Thema für private Anleger? Ich meine, eher nein, weil zu spekulativ.

BP ist vielleicht ein noch besseres Beispiel. Die Aktie hatte sich von Mitte April bis Ende Juni praktisch halbiert (von 7,54 auf 3,75 Euro). Zuletzt sorgte die Gegenbewegung für einen Wiederanstieg auf rund 5 Euro. Die Hintergründe sind bekannt. BP waren nach ihrem Kurssturz für „normale“ Anleger uninteressant, allenfalls für die Spekulation à la Baisse. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die beispiellose Umweltkatastrophe den Konzern nachhaltig schwer belasten, vielleicht sogar zerreißen würde, war doch eindeutig größer als die Chance für ein baldiges Ende des Rohöldebakels im Golf von Mexiko. Seit vergangener Woche sieht es aber so aus, als hätte man das Problem doch im Griff, endlich. Ich meine, BP stellt nur für ganz mutige Spekulanten einen Anreiz dar – in beide Richtungen.

Zum wiederholten Mal deshalb mein Appell: Nutzen Sie besonders attraktiv erscheinende Chancen nur dann, wenn Sie sich auch den besonderen Risiken bewusst sind!

Machen Sie auf jeden Fall weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer

 

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