Anleger-Voodoo

Donnerstag, 14.10.04 14:19
Es könnte so einfach sein: Man kauft ein Wertpapier, legt einen Stopp und ein Limit in den Markt und kümmert sich um etwas anderes. Und wenn man wieder nach dem Rechten sieht, hat man entweder Geld verdient oder wenigstens seine Verluste begrenzt und das Spiel kann von vorne anfangen. Warum nur ist es meist so ganz anders?

Schon mit der Entscheidung, worin überhaupt investiert werden soll, fängt es an. Soll ich das kaufen, was mein Kollege auch schon im Depot hat, oder lieber das, worüber ich neulich etwas gelesen habe – war das nicht eine Werbeanzeige? -, oder soll ich meinem Anlageberater vertrauen, obwohl der auch nicht so ganz genau weiß, wie die lustige, exotische Struktur funktioniert, für die er im laufenden Monat so horrende Absatzziele gesteckt bekommen hat, aber der immer so nett am Telefon ist? Und kaum ist diese Entscheidung überstanden, naht auch schon die nächste: Wann soll ich einsteigen? Jetzt gleich? („Klar, jetzt gleich“, sagt der Anlageberater, denn bald ist Ultimo.) Oder lieber noch warten? Ist der Kurs denn gerade günstig, oder kommt er noch zurück, und ich kann das Ganze übermorgen billiger haben? Aber wenn nicht, dann rennt es mir davon, und ich bin nicht dabei und gucke in die Röhre… Und über den geeigneten Ausstiegszeitpunkt muss ja auch noch nachgedacht werden, und da geht dann alles von vorne los.

Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass wir es mit multipler Unsicherheit zu tun haben. Es gibt viele Möglichkeiten, damit umzugehen, und nur die langweiligsten davon sind halbwegs rational. Interessanter – und wesentlich häufiger – sind dagegen Lösungsansätze, die eine ganz neue Art von Volksaberglauben geschaffen haben. Gerne werden schon im Vorfeld des eigentlichen Erwerbs paranoid-fatalistische Äußerungen getan wie: In dem Moment, wenn ich eingestiegen bin, kann es ja sowieso nur noch runtergehen; vorsorglich, damit die Enttäuschung nicht allzu groß ist, falls es tatsächlich geschieht. Beliebt ist auch die Stopp-Limit-Neurose, die sich darin äußert, dass der Betroffene felsenfest davon überzeugt ist, dass seine profitablen Limitorders stets um einen Tick ausfallen, während seine Stopp-Losses immer gerade gerissen werden, bevor es dann richtig in seine Richtung läuft – ohne ihn.

Wer nicht zu Psychosen neigt und möglicherweise auch nicht mit Stopps und Limits arbeitet, sucht sich vielleicht die nachträgliche Entscheidungsrechtfertigung mittels selektiver Wahrnehmung als Betätigungsfeld. Die Zeit bis zum Ausstieg aus der Position muss ja schließlich irgendwie verbracht werden. In Zeitungen und Internet forscht er nach Berichten und Nachrichten, die „seinen“ Wert zum Gegenstand haben, nimmt aber fein säuberlich nur diejenigen ernst, die ihm Günstiges verheißen. - Was? Da schreibt einer, der Wert sieht angeschlagen aus? Das kann nur ein Trottel sein, auf den muss ich nicht hören - Auch wenn der Markt schon gehörig gegen ihn gelaufen ist: Wenn er gefragt wird, ist er immer noch bullish, denn: Irgendwann muss es ja wieder raufgehen, nicht wahr? Und außerdem würde alles andere bedeuten, dass er den Tatsachen ins Auge sehen und sein geliebtes Papier verkaufen müsste, und das will er nicht. Schließlich war die Entscheidung, es überhaupt erstmal zu kaufen, ja schwierig genug.

Manchmal geht es ja gut, und der Markt dreht wieder - vielleicht ist das der Tatsache zu verdanken, dass die Anhänger der Opfertheorie einen Teil ihrer Positionen aufgelöst haben, in der Überzeugung, es laufe niemals für sie, solange sie voll investiert sind, vielleicht auch nicht. Manchmal gelingt es sogar, die Position mit einem kleinen oder auch größeren Profit zu schließen. Und dann bleibt im Nachhinein immer die nagende Gewissheit: Mit einem anderen Papier hätte ich eine höhere Rendite erzielen können…

(Dagmar Wicht)
http://www.boersenjournalisten.de


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