Börsenprognosen – Wenn die Unsicherheit verunsichert

Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

Information ist (doch) nicht alles – Informationen sind zunächst einmal ein Rohstoff, dessen Wert erst durch seine Verarbeitung und Veredelung entsteht. Darin möchte ich heute wieder einmal erinnern. Der Grund: Was können Sie mit einer Wochenvorschau anfangen, in der die wichtigsten bevorstehenden Ereignisse aneinandergereiht und durch Kurzkommentare diverser Profis angereichert werden? Immerhin erfährt der geneigte Anleger, was wann in der jeweiligen Woche auf ihn zukommt und wie die Börsen darauf reagieren könnten. Seit vielen Monaten wird aber jedes Meinungsbild von einem alles verwischende Element in Frage gestellt: die Unsicherheit. Sie ist da, überall und bei jedem, mal mehr, mal weniger. Kein Wunder also, wenn die Marktteilnehmer vor allem durch eines verunsichert werden – die Unsicherheit.

Blicken wir nun auf die Vorschau der renommierten Agentur Reuters, die jedermann im Internet brandaktuell auf diversen Seiten finden kann. „US-Konjunkturdaten könnten Dax in die Höhe treiben“, lautet diesmal die Überschrift. Na also. Endlich einmal keine Warnung vor Unsicherheit, weil sich Analysten ja weiteren Kursauftrieb erhoffen. Deutliche Hinweise auf einen wirtschaftlichen Aufschwung dürften die Sorgen über die Schuldenkrise zumindest zeitweise ausbremsen, wird ein Aktienstratege zitiert. Gut so, aber nur „zeitweise“? Es folgt ein verkrampfter und ziemlich unsinniger Hinweis auf mögliche Impulse durch den Verlauf der Fußball-WM, bevor jede Hoffnung durch folgenden Killersatz wieder zerstört wird: „Die Anleger sind nervös und werden es auch bleiben.“ Es reiche eine Negativschlagzeile und die Stimmung könnte wieder kippen. Sollten Sie, geschätzte Anleger, jetzt noch weiterlesen?

Nun kommt eine Auflistung von Prognosen und Statistiken zum amerikanischen Konjunkturverlauf, dessen positiver Trend bestätigt werden dürfte. Sorgenkind bleibt aber die US-Bauwirtschaft, von der es zur Wochenmitte ebenfalls neue Zahlen geben wird. Hier bei uns könnte ein Einbruch beim für Dienstag erwarteten ZEW-Indikator für einen Dämpfer sorgen. Aber nicht nur von dieser Seite strahlt Unsicherheit aus: „Mit Unsicherheit blicken Börsianer auf die politische Bühne. Unklarheit über die Ergebnisse des Treffens der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ab Donnerstag in Brüssel dürfte die Stimmung drücken.

Fühlen Sie sich jetzt gut informiert, oder nach wie vor unsicher, oder verunsichert von solchen Informationen? Zwei Dinge bleiben sicher: die Unsicherheit und die Erkenntnis, dass man auch aus solchen – gut gemeinten! – Marktberichten keine sicheren Anlageentscheidungen treffen kann.

Machen Sie auf jeden Fall weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
 
P.S.: Hermann Kutzer hört im neuen kostenlosen Newsletter "Kutzers-Bauchgefühl" zweimal wöchentlich pünktlich zur Mittagszeit auf sein Bauchgefühl. Dabei schätzt er exklusiv für seine Leser die aktuelle Lage und die daraus resultierenden Chancen an den Kapitalmärkten ein. Hier gehts zur kostenlosen Anmeldung!