Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
den Service des Börsenverlag-Redaktionstelefons nutzt täglich eine dreistellige
Anzahl unserer Abonnenten, und aufgrund der deutlich zugespitzten
Börsenturbulenzen haben wir zusätzlich noch ein Krisentelefon für
boerse.de installiert. Dabei ist es in den zurückliegenden Wochen allein
um zwei Fragen gegangen. Erstens: Wie weit geht es noch runter?, und
zweitens: Welche Puts können wir auf VW empfehlen? Zur ersten Frage:
Ich glaube, wir haben die Baisse-Tiefs gesehen, aber wir befinden uns halt
weiter im Abwärtstrend. Wie immer wieder herausgestellt, ist der Zeitraum
September/Oktober für einen großen Umkehrpunkt der Börsen aus zyklischer
Sicht prädestiniert. Den könnte es nun tatsächlich mit den Intraday-Tiefs von 7884 im Dow Jones (am 10.Oktober) bzw. 4015 im Dax (am 24.
Oktober) gegeben haben. Zumal:
Der Dax wäre am 28. eigentlich sogar in den Bereich von 3700 weggebrochen,
was indes die Kursexplosion der VW-Aktie mit einem Tagesgewinn
von 88% verhindert hatte. Würde der VW-Titel, der absurderweise vorübergehend
sogar 30% der Kapitalisierung des wichtigsten deutschen Index ausgemacht hat, seit Beginn der
Finanzkrise komplett herausgerechnet, hätte der Dax lt. Handelsblatt sogar bei 3300 aufgeschlagen. Damit zur
Frage nach Baisse-Möglichkeiten in einem VW-Engagement:
Wir können besten Gewissens keine VW-Puts empfehlen. Denn die umlaufenden Warrants sind abstrus überteuert
und die VW-Aktie befindet sich in massiven Aufwärtstrends, gegen die Sie nicht setzen dürfen. VW ist zwar kein
Champion für den
boerse.de-Aktienbrief, weil es hier noch an der Konstanz der Aufwärtsentwicklung fehlt, aber
ein wunderbarer Titel für Tradings in beide Richtungen. Wir verstehen uns als Trendfolger, wobei die 200-Tage-Linie im Mittelpunkt steht. Nach dem Trend-Ansatz, den wir z.B. im
TCO verfolgen, darf die VW-Aktie seit zwei
Jahren ausschließlich auf der Call-Seite angefasst werden. Konkret:
VW hatte am 24. Juli 2006 bei damals 54,22 (!) Euro ihren 200-Tage-GD überkreuzt. Der Aufwärtstrend blieb bis
169,44 am 11. Juli 2008 intakt und bedeutete innerhalb von zwei Jahren einen (ungehebelten) Gewinn von 213%.
Darauf folgte ein Fehlsignal, das genau einen Tag Bestand hatte und zu einem Minus von 0,1% führte. Seit 169,60
am 14. Juli befindet sich VW jetzt wieder im Aufwärtstrend, in dem die Aktie bis auf zuletzt 500 Euro explodiert ist
(+195%). Es war also in den vergangenen beiden Jahren völlig sinnlos, einen Einstiegszeitpunkt für Puts finden
zu wollen, während die „langweilige“ Trendfolge wieder einmal atemberaubende Gewinne ermöglich hat.
Natürlich wird auch VW wieder auf den Boden zurückkommen und sehr heftige Abwärtstrends einschlagen, aber
allein die Kurse werden zeigen, wann sich hier wieder Gewinn-Chancen auf der Put-Seite eröffnen. Es ist aber sehr
bemerkenswert, dass sich VW von Top zu Top hangelt, während anscheinend jeder Marktteilnehmer von fallenden
Kursen ausgeht. Schauen Sie z.B. im VW-Tool der boerse.de-Datenbank nach, seit wann die Aktie von
Analysten als Verkauf eingestuft wird...
Die Kurskapriolen der vorigen Wochen waren auf eine Unmenge offener Short-Positionen in VW zurückzuführen.
Denen wurde auf einmal die Grundlage entzogen, als Porsche am 26. Oktober überraschend vermeldete, bereits
42,6% der Stamm-Aktien zu halten und gleichzeitig mittels VW-Calls über weitere 31,5% verfügen zu können.
Das macht zusammen 74,1% des Grundkapitals aus, während 20,1% vom Land Niedersachsen gehalten werden.
Damit sind 94,2% blockiert, und dazu kommen noch – in unbekannter Höhe – die Anteile der Indexfonds,
die in VW investieren müssen, um den Dax nachzubilden. Leerverkäufer sind dadurch in der Bredouille, denn
höchstwahrscheinlich gibt/gab es mehr auf Termin verkaufte als überhaupt noch an der Börse erhältliche VW-Aktien.
Gerüchteweise hatte das Leerverkaufsvolumen bis zu 15% der VW-Marktkapitalisierung ausgemacht!
Die Konsequenz:
Porsche hat durch geschicktes Taktieren
einen Short-Squeeze ausgelöst, der
als eine der genialsten Spekulationen
aller Zeiten in die Finanzgeschichte eingehen
dürfte. Und davon können auch
Sie profitieren, denn der operativ profitabelste
Autobauer der Welt ist gnadenlos
unterbewertet. Dabei steht seit längerer
Zeit fest, dass Porsche das betriebswirtschaftlich
eigentlich Unmögliche schaffen
wird, dank der VW-Beteiligung mehr Gewinn
als Umsatz auszuweisen. In den letzten
Wochen hat der Deal durch die Kursexplosion
der VW-Aktie aber eine atemberaubende
Dimension angenommen.
Rechnen wir:
Porsche hält zurzeit 42,6% der VW-Stämme,
also rund 125,493 Millionen Aktien.
An der Börse werden aber nur 87,5
Millionen Porsche-Vorzüge gehandelt,
sodass Sie mit jeder Porsche-Aktie quasi
gleichzeitig 1,428 VW-Anteile erwerben.
Porsche notiert heute im Bereich von 70
Euro und ich stelle mir die Frage, welcher
Untergang hier eingepreist wird. Denn
selbst bei einem Einbruch der VW-Aktie
auf 100 Euro, würde die VW-Beteiligung
einem Wert von 142,80 Euro je Porsche-Aktie entsprechen.
Porsche könnte sich damit also glatt
verdoppeln und würde im Kurs lediglich
den VW-Anteil widerspiegeln, nach einem
VW-Kurseinbruch von 80%! Dabei ist es
nicht ausgemacht, dass es zu einem solchen
VW-Absturz kommen muss, denn
wer sollten die potenziellen Verkäufer
sein?
Bei einem VW-Kurs von 250 Euro (einer
Kurshalbierung), hätte das VW-Paket
einen Wert von 357 Euro (das Fünffache
des aktuellen Porsche-Kurses) und die
bewertungstechnisch völlig überzogenen,
aber eben zurzeit tatsächlichen VW-Kurse
von 500 Euro würden einen Porsche-Kurs von 714 bedeuten! Wenn Sie
sagen, das gibt’s doch nicht, dann gebe
ich Ihnen Recht. Aber es kommt noch
besser:
Porsche hatte still und heimlich cashgesettelte
Calls erworben, das sind Kaufoptionen,
bei denen zum Ausübungszeitpunkt
der innere Wert ausbezahlt
wird. Laut Pressemitteilung eröffneten die
Calls Porsche den Zugriff auf 31,5% des
VW-Kapitals, wobei 5% davon am 28.
Oktober realisiert worden waren. Demnach
wurden bei 14,729 Millionen Kaufoptionen
Gewinne mitgenommen,
sodass jetzt noch 78,065 Millionen Calls
gehalten werden.
Niemand weiß, wann Porsche die Calls
eingekauft hat und was dafür bezahlt
wurde. Im September und August hatte
die VW-Aktie immer wieder bei 200 aufgesetzt
und im Juli bei 165. Unterstellen
wir ganz einfach, dass Porsche bei hohen
VW-Kursen von 220 Euro diese Calls
gekauft hat. Am 28. Oktober hatte VW im
Tief bei 490 Euro gelegen und im Top die
1000er Marke angekratzt. Selbst vom
Tagestief gerechnet, würde dieses 5%
Optionspaket einer Auszahlungssumme
von knapp 4 Milliarden Euro entsprechen!
Und auch wenn Paketabschläge und
möglicherweise längerfristig berechnete
Durchschnittskurse berücksichtigt werden,
müsste allein hier ein Gewinn von
über 2 Milliarden Euro eingefahren worden
sein... Und noch einen drauf:
Porsche hält noch immer 78,065 Millionen
VW-Calls. Zur Glattstellung würde
ein VW-Kurs von 300 Euro einen Gewinn
von etwa 6,3 Milliarden Euro bedeuten,
bei 400 wären es 14 und bei 500 etwa
21,8 Milliarden! Dieser geniale Optionstrade
könnte einige prominente Adressen
in die Knie zwingen und zwar Banken,
die als Stillhalter VW-Calls an Porsche
verkauft haben sowie vornehmlich
Hedgefonds, die mit Short-Positionen auf
fallende VW-Kurse gesetzt haben. Dabei
kann Porsche den VW-Kurs eigentlich in
jede gewünschte Richtung treiben, selbst
wenn die Stämme aus dem Dax genommen
werden sollten. Also:
Ich kann Ihnen kein seriöses Kursziel
der Porsche-Aktie nennen, möchte aber
zum Schluss aus einem Interview des
Porsche Finanzvorstands Härter mit der
FAZ zitieren: ...’Porsche ist absolut unterbewertet.
Der Anteil, den wir an VW besitzen,
ist schon mehr wert als die gesamte
Börsenkapitalisierung von Porsche. Wer
heute die Porsche-Aktie kauft, bekommt
Porsche umsonst mitgeliefert und bezahlt
nur den VW-Anteil. Das ist doch absurd
und beweist, dass der Bewertungsansatz
hinten und vorne nicht stimmt. – Dieses
Interview wurde am 28. Juli veröffentlicht
und damals notierten Porsche bei 97 und
VW bei 208.
Porsche wird einen Jahrhundertgewinn
einfahren, möglicherweise sogar mehr als
bspw. der zwanzigfach höher bewertete
Energieriese E.ON! Damit besitzt die Porsche-
Aktie Vervielfachungspotenzial, das
spätestens bei einem stabilisierten Gesamtmarkt
zur Entfaltung kommen dürfte.
Bitte setzen Sie sich mit den Fakten
auseinander und überlegen Sie sich in
aller Ruhe den Einstieg, aber bedenken
Sie, dass die Trends noch nach unten
zeigen. Meine Empfehlung:
Antizyklische Käufe sind hier jederzeit
vertretbar, zumal die Aktie bis zur 200-Tage-Linie mehr als 40% Potenzial hat.
Spätestens beim Trendwechsel bzw.
oberhalb von 100 Euro sollten Sie hier
dabei sein, denn wenn die Porsche-Aktie
einmal in Fahrt kommt, kann nach oben
so gut wie nichts ausgeschlossen werden.
Bis dahin geht es um eine Spekulation.
Und zwar die genialste aller Zeiten...
Mit bester Empfehlung
Ihr
Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief
PS: Dies ist das Editorial aus dem boerse.de-Aktienbrief, dem Börsenbrief für die laut Performance-Analyse 100 erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt. Wenn auch Sie Ihr Kapital mit diesen Champions-Aktien im Schnitt alle vier Jahre verdoppeln wollen, lade ich Sie herzlich ein, die aktuelle Aktienbrief-Ausgabe
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