Herbsteffekt

Freitag, 17.09.04 12:05
Sehr geehrte Privatanleger,

es ist unbestritten, dass es einen Herbsteffekt gibt. Wenn Sie stur im Oktober kaufen und im Mai Ihr gesamtes Depot wieder verkaufen, können Sie Renditen erzielen, die 4-6% über den Indizes liegen. Der amerikanische Analyst Ralph Acampora schreibt, dass in Wahljahren in den USA die Tiefs am Aktienmarkt normalerweise im Juli oder August erreicht werden. Demnach wäre schon jetzt Einkaufszeit. Wo liegen also in den nächsten Monaten die Chancen?

Die Aktienmärkte bleiben insgesamt teuer

Keinesfalls können Sie einfach nur solide Aktien kaufen, wenn Sie Renditen von mehr als 4-5 % erzielen wollen. Es ist gut möglich, dass die Aktienindizes in den nächsten Jahren mit 2,7% p.a. oder weniger steigen. Sie müssen also die richtigen Aktien haben, wenn Sie eine höhere Rendite erzielen wollen.

Die Aktienindizes können insgesamt auf Dauer nur so schnell steigen wie die Unternehmensgewinne. Der Anstieg der Unternehmensgewinne beruht auf zwei Faktoren: zum einen kann das Bruttosozialprodukt steigen. Zum anderen kann der Anteil der Unternehmensgewinne am Bruttosozialprodukt steigen. 2004 erreichte dieser Anteil mit 7,9% den höchsten Stand seit Mitte der sechziger Jahre. Damit ist es wahrscheinlich, dass die Unternehmensgewinne in Zukunft maximal so schnell steigen wie das Bruttosozialprodukt, wahrscheinlich sogar langsamer.

Top-Unternehmen bleiben teuer

Ich habe mich im Sommer zu einem Durchschnittskurs von 68 € von 50% meiner eBay-Position getrennt. Nach einem zwischenzeitlichen Kursrückgang steht das Unternehmen jetzt bei einen neuen Allzeithoch von 76 €. Unsere Berechnung des Inneren Wertes bei eBay ergibt 43 € - mithin ist das Unternehmen mittlerweile 80% überbewertet.

Dennoch bin ich davon überzeugt, dass es sich bei eBay um das beste Geschäftsmodell handelt, das derzeit exisitiert. In 10 Jahren kann eBay das teuerste Unternehmen der Welt sein; dann hätte sich der Aktienkurs noch einmal verfünffacht. Mit 12% Depotanteil ist eBay immer noch meine größte Einzelposition. Diese Position werde ich halten. Top-Unternehmen sind einfach teuer, auch wenn mir die momentane Bewertung von eBay nicht gefällt.

Auch ein weiterer meiner Favoriten, Bijou Brigitte, hat seine phänomenale Kursentwicklung fortgesetzt und ist mittlerweile nach unseren Berechnungen um 35% überbewertet. Ich halte meine Position: der Aufschlag erscheint mir angesichts der phänomenalen Historie des Unternehmens gerechtfertigt. Teuer, aber gut sind ebenfalls Verisign, Symantec (Software) und Whole Foods Marktes sowie Starbucks (Handel). Ein Neukauf ist bei diesen Bewertungen natürlich ein Spiel mit dem Feuer.

Wie stark funktionierende und neuartige Geschäftsideen vom Markt honoriert werden, zeigt die Kursentwicklung von Research in Motion. Das Unternehmen stellt ein mobiles e-mail-Gerät her, das fast wie ein Handy aussieht und auch als solches genutzt werden kann (Black Berry). Der Black Berry arbeitet mit Worderkennungssoftware, so dass sich Sätze und Texte mit nur 14 Tasten schnell eintippen lassen. Auch Nokia will den Black Berry in sein Betriebssystem Symbian einbinden. Nachdem sich abzuzeichnen scheint, dass der Black Berry breit akzeptiert wird, hat sich der Kurs verdreifacht und das KGV ist in schwindelerregende Höhen über 150 geklettert. Mir wären die Wettbewerbsvorteile aber nicht dauerhaft genug, um ein Investment – vor allem beim gegenwärtigen Preis – zu rechtfertigen.

Welche Branchen, welche nicht?

Meiden Sie High-Tech und Technologie. Diese Branchen waren derart überbewertet, dass wir erst jetzt wieder bei einem halbwegs fairen Niveau angelangt sind, wenn überhaupt. Im Finanzsektor sehe ich größere Risiken als Chancen, es sei denn, Sie kaufen Finanzdienstleister mit wenig Kredit- und viel Honorargeschäft. Beim jüngsten leichten Rückgang der Ölpreise sind die Kurse der Ölaktien keinesfalls zurückgegangen. Das hat viele Analysten überrascht – uns nicht. Langfrisitig sehen wir hier einen steigenden Trend.

Letztlich kommt es aber nicht darauf an, dass Sie die richtige Branche erwischen (von manchen Branchen, wie z.B. Airlines, hält man sich am besten ganz fern), sondern dass Sie Unternehmen finden, die mit Massenprodukten dauerhafte Wettbewerbsvorteile erzielen können: also die nächste Dell, Microsoft, eBay oder Bijou Brigitte.

Einzelwerte

Der Kölner Telekommunikationsprovider QSC ist seit meiner Erwähnung als Kaufmöglichkeit am 17.06.2004 um 12% gestiegen. Das Unternehmen hat einen interessanten Ansatz für Firmenkunden. QSC kommt allerdings aufgrund des durchaus riskanten Geschäfts auf weniger als 50 Königspunkte und ist bestenfalls eine kleine Beimischung für das Depot.

Große Freude bereitet uns der Schweizer Sanitärspezialist Geberit, den ich Ende August zu 563 € gekauft habe. Die Aktie liegt bei einer schnurgeraden Kursentwicklung mittlerweile mit 10% im Plus und ist nach unseren Berechnungen immer noch 8% unterbewertet. Eine große Sicherheitsmarge haben Sie beim Kauf zwar nicht mehr, aber die Aktie ist immer noch interessant. Auch Celesio setzt seine Kursentwicklung schnurgerade fort und ist noch leicht unterbewertet. Der europäische Marktführer im Pharmagroß- und Einzelhandel hat durchaus noch Potenzial. Wenn das Apothekenwesen in Deutschland neu geordnet würde, gehörte Celesio zu den großen Gewinnern.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen
Ihr

Prof. Dr. Max Otte

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Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...


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"Vielen Dank für die Zusendung  des Leitfadens für Ihr Vermögen, den ich durchaus sehr informativ fand. Insgesamt sehr interessant, sowohl für mich wie auch die Freunde/Kolleg/-innen, war der Beitrag über die verschiedenen Höhen/Arten der Abgeltungssteuer sowie der Überblick über die Entwicklungen unterschiedlicher Aktien im Laufe der Zeit."

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