Spending in a Winter Wonderland

Freitag, 28.01.05 16:21

Wenn Schnee liegt, sieht die Welt gleich viel netter aus. Und dann mögen wir auch gar nicht an den unangenehmen Dingen rühren, über die die weiße Pracht so friedlich gebreitet liegt. Insofern überrascht es nicht, dass die USA zum World Economic Forum in Davos keinen Wirtschaftspolitiker von Rang entsandten. Ein zentrales Thema der diesjährigen Konferenz ist der schwache US-Dollar in Verbindung mit dem hohen Zwillings-Defizit der USA. Doch während die Bush-Administration in der Vergangenheit die Herren Cheney und Powell schickte, um die außenpolitische Position der USA zu vertreten, scheinen ihr wirtschaftliche Themen weit weniger am Herzen zu liegen.

Nicht nur UN und IWF sondern sogar Alan Greenspan, der getrost als Teil des Defizitproblems bezeichnet werden darf, hatten schon früher ihre Besorgnis geäußert. Wohlweislich nach den Präsidentschaftswahlen und in sicherer Entfernung von der heimischen Medienwelt hatte der Hüter der Mutter aller Währungen ein gutes Jahr vor dem Ende seiner letzten Amtszeit laut darüber nachgedacht, dass es womöglich nicht so weitergehen könne mit dem fröhlichen Schuldenmachen daheim in den USA. Außer Lippenbekenntnissen zu einem „starken Dollar“ und zu höherer Budgetdisziplin hat sich seitdem in den USA allerdings nicht viel getan. Warum auch sollte die Bush-Administration sich ausgerechnet in der zweiten Amtsperiode zusammenreißen?

Im Gegenteil: Die jüngsten Verbalattacken gegen den Iran erinnern fatal an das Vorgeplänkel zum zweiten Golfkrieg. Von dieser Seite könnten durchaus weitere Mehrbelastungen auf das US-Budget zukommen. Statt einer Reduzierung des Defizits – für die auch weiteres Wirtschaftswachstum vonnöten ist – wäre dann sogar eine erneute Ausweitung denkbar. Das Handelsbilanzdefizit als zweite Seite der Medaille wird für 2004 auf rekordverdächtige 600 Mrd. $ geschätzt und hat damit 5% des Bruttoinlandprodukts deutlich überschritten. Bedenklich wird die Situation dadurch, dass für das Handelsdefizit in erster Linie nicht Investitionsgüter verantwortlich sind, sondern im Gegenteil das eben erwähnte Budgetdefizit. Damit gewähren die asiatischen Länder, die zurzeit den Löwenanteil der amerikanischen Schulden finanzieren, den USA einen seiner Natur nach völlig unproduktiven Konsumkredit nach dem anderen, und das zu Spottpreisen.

Zyniker dürfen jetzt einwenden: 1) Immerhin ziehen bewaffnete Konflikte (klingt doch gleich viel zivilisierter als „Kriege“) im Allgemeinen wenigstens im Zuge eines Wiederaufbaus recht hohen Investitionsbedarf nach sich. Damit ist immerhin ein Anfang gemacht. Die Vergabe entsprechender Aufträge erfolgt später wie gewohnt an befreundete Unternehmen und kommt dadurch der heimischen Wirtschaft zugute. Oder 2): Eine gute Ausgangsposition im Verteilungskampf um fossile Brennstoffe ist sehr wohl als Investition anzusehen. Die über den Kauf von Unmengen amerikanischer Staatsanleihen gewährten Kredite sind daher durchaus Voraussetzung für künftige Wirtschaftsleistung.

Aber wie bissig man es auch sehen mag: Die Sorgen beginnen dann, wenn das unbekümmerte Leben auf Pump einmal ein Ende hat. Und auch das bereitet den USA offenbar geringeres Kopfzerbrechen als dem Rest der Welt. Aus Sorge über eine Abwertung ihrer umfangreichen Dollarreserven hat sich zwischen vielen asiatischen aber auch europäischen Ländern eine Art „Gleichgewicht des Schreckens“ gebildet. Viele fühlen sich mit den im Wert sinkenden, dafür im Umfang wachsenden Dollarreserven unwohl, aber keiner kann es riskieren, in großem Stil umzuschichten. Die weltweite Auswirkung einer rapiden Dollar-Entwertung ist schlichtweg unabsehbar. So sitzen alle mitten in der Winterpracht am Abgrund, und keiner wagt sich zu rühren, aus Angst, eine Lawine loszutreten. Keiner außer den USA selbstverständlich, die weiter oben am Hang unbeschwert schon wieder eine neue Ladung Schneebälle auftürmen.
(Dagmar Wicht)

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