Vertrauen ist (fast) alles

Dienstag, 20.01.15 10:10
Die Art und Weise, in der sich Anleger dem Thema Finanzen nähern, ist mitunter bemerkenswert. Mit beinah schon spielerisch anmutende Tools und Apps machen Banken und Finanzdienstleister ihren Kunden mittlerweile die Möglichkeiten der Finanzanlage schmackhaft. Hier gibt es beispielsweise bereits Bezahlfunktionen über das Smartphone oder auch Trading-Möglichkeiten mit nur wenigen Klicks. Das alles ist spannend und mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Zukunft.

Doch ebenso spannend sind die Wahrnehmung und die Vorsicht, die Anleger in Deutschland walten lassen, wenn es um die Anlage ihres Geldes geht. Die Fintech-Diskussionen trügen über die Tatsache hinweg, dass deutsche Anleger vergleichsweise vorsichtig sind. Das hängt ganz sicher mit schlechten Erfahrungen aus den Krisen der zurückliegenden Jahre zusammen.

Worauf also achten denn nun Käufer von Zertifikaten ganz besonders, wenn sie sich ein Produkt aussuchen? Das wollte der Deutsche Derivate Verband in seiner Trend-Umfrage im Januar 2015 wissen, und hat auf den großen und relevanten Finanzplattformen nachgefragt.

Teilgenommen haben immerhin knapp 1600 Personen, die in der Regel zu den eher gut informierten Selbstentscheidern gezählt werden können. Und eben diese Selbstentscheider zeigen sich nach wie vor sehr konservativ. Die meisten Privatanleger achten nämlich beim Zertifikatekauf vor allem auf die Bonität des Anbieters.

Während fast jeder Dritte die Kreditwürdigkeit des Emittenten für das wichtigste Auswahlkriterium hält, ist die fortlaufende Handelbarkeit für 24 Prozent der Befragten das kaufrelevante Merkmal. Für jeden Fünften sind gute Erfahrungen in der Vergangenheit bei der Anbieterauswahl ausschlaggebend. Für 19 Prozent kommt es auf eine enge Geld-Brief-Spanne an, wenn sie sich für einen Emittenten entscheiden. Nur für 5 Prozent ist das Informations- und Serviceangebot am wichtigsten.

Unter dem Strich geht es also, wie in den zurückliegenden Jahren auch, um das Vertrauen des Kunden in die Nachhaltigkeit des einzelnen Emittenten. Erfreulich daran ist übrigens auch die Tatsache, dass sich Privatanleger heute viel intensiver mit ihren Finanzprodukten auseinandersetzen als das früher der Fall war. Für die Investoren ist längst klar, dass beim Kauf eines Zertifikats die Bonität des jeweiligen Emittenten eine wichtige Rolle spielt.

Die Kreditwürdigkeit ist jedoch lediglich ein Informationsbaustein, den Anleger berücksichtigen sollten und sollte nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage dienen. Die persönliche Risikoneigung, die Markterwartung, der Renditewunsch, der Anlagehorizont und nicht zuletzt die persönliche Situation des Anlegers müssen berücksichtigt werden.

Lars Brandau ist seit Gründung des Deutschen Derivate Verbands (DDV) Geschäftsführer und vertritt den DDV auch in den Arbeitsgruppen des europäischen Dachverbands EUSIPA. Der...


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