"Klumpenrisiko" statt Streuung

„Klumpenrisiko“ statt Streuung (technisch)

 

Im diesem Beispiel geht es um die irreführende Behauptung, je breiter ein Index – je mehr Mitglieder er also umfasst -, desto geringer sei das Investmentrisiko. Diese Aussage wurde bereits vor 50 Jahren durch die Erkenntnisse der modernen Portfolio-Theorie von Markovitz widerlegt. Denn bei der Risikomessung kommt es nicht auf die Anzahl der Titel in einem Index oder einem Depot an, sondern auf den Abhängigkeitsgrad zwischen ihnen.

 

Die Stärke dieser Abhängigkeit wird mit dem sogenannten Korrelationskoeffizienten gemessen. Beträgt dieser etwa zwischen der Autowerk AG und der Bierhaus AG 0,89, werden 89 Prozent der Kursschwankungen des einen Wertes durch die des anderen geklärt. (Ob Autowerk AG die Ursache und Bierhaus AG die Wirkung ist oder umgekehrt, wird damit zwar nicht geklärt, ist in diesem Zusammenhang aber auch irrelevant).

 

Bei einer hohen Korrelation erhöhen sich also die Risiken, statt sich gegenseitig aufzuheben. Dieses Phänomen wird in der Praxis als „Klumpenrisiko“ (oder, wenn die Chance im Vordergrund steht, als „Klumpenchance“) bezeichnet. Da wir nicht wissen, in welche Richtung die Börse geht, müssen wir vom schlimmsten Fall ausgehen, also vor allem das Risiko betrachten.

 

Klumpenrisiken gibt es in vielen Wirtschaftbereichen, so in der Kreditwirtschaft, wenn Darlehen sich auf eine notleidende Branche (Bausektor, Schiffbau, Automobilhersteller) oder auf mehrere Tochtergesellschaften eines schwächelnden Konzerns konzentrieren. Auch die Konzentration auf bestimmte Regionen (Schwellenländer) kann das Risiko erhöhen.


So ist es auch nicht verwunderlich, dass ein noch so breit angelegter Branchenindex, der nur Titel einer Krisenbranche enthält, keine Risikoentlastung bringen kann. In Zeiten der New Economy und des Neuen Marktes von 1998 bis 2001 waren die TMT-Branchen (Technologie, Medien, Telekommunikation) die Krisenbranchen. Heute (2012) sind es eher die Währungen und Banken.

 

Anleger neigen grade bei stark eingebrochenen ehemaligen Favoriten („gefallene Engel“) dazu, Kaufgelegenheiten zu sehen und einzusteigen. Da sie nicht genau wissen, welche Werte sich zuerst und wie sehr erholen, kaufen sie oft ganze Branchen oder Regionen und gehen dadurch klassische Klumpenrisiken ein.


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