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Gold bleibt vernachlässigt
Vor zwei Wochen beschäftigen wir uns im SIW 35/2014 intensiver mit der „vergessenen“ Anlageklasse der Edelmetalle, insbesondere mit dem Gold. Mit den jetzt sichtbaren Entspannungstendenzen rund um die Ukraine erscheint das „Krisenmetall“ erneut unattraktiver geworden zu sein – zumindest hat es deutlicher nachgegeben. Das entscheidende Thema für Gold sind aber nicht so sehr die geopolitischen Krisenherde, mit denen es gerne plakativ in Verbindung gebracht wird. Das entscheidende Thema ist der Zustand der ungedeckten Fiat-Money-Systeme. Diese aber erodieren zunehmend und seit dem Ausbruch der „Finanzkrise“ im Jahr 2007 sogar beschleunigt. Gold als Geldersatz – eigentlich ist es umgekehrt und Geld ist lediglich ein schwachbrüstiger Goldersatz – spiegelt langfristig diese Erosion wider. Und es ist fast schon ein Treppenwitz der Geschichte, dass ausgerechnet einer der Begründer des „modernen Bankwesens“, J.P. Morgan, mit seinem Satz „Gold ist Geld, alles andere ist Kredit“ langfristig „goldrichtig“ gelegen haben dürfte. Allerdings sah es in den Jahren seit 2011 anders aus und das gelbe Metall fiel von den zuvor erreichten Höhen deutlich zurück. Das hat vielfältige Gründe, auf die wir auch im nächsten Smart Investor 10/2014 noch genauer eingehen werden. Eine entscheidende Rolle spielt die Wahrnehmung der Marktteilnehmer. Solange diese mehrheitlich Stabilität in Form von Konsumentenpreisstabilität im Inneren und äußere Währungsstabilität im Vergleich zu anderen Fiat-Money-Währungen wahrnehmen, haben sie kaum Veranlassung von Fiat Money in Gold zu wechseln – und zwar ganz unabhängig von dem Potenzial einer möglichen künftigen Kaufkraftentwertung. Die Keimzelle dafür wurde ja bereits jetzt durch eine zunehmend verantwortungslose Geldpolitik geschaffen. Wenn das Bild aber kippt, dann kann es an den Ausgängen der Fiat-Money-Systeme rasch relativ ungemütlich und eng werden. Dass das gelbe Metall aktuell vernachlässigt ist, ändert also nichts an den langfristig hervorragenden Perspektiven.
Entscheidender als die Preisentwicklung in Fiat Money sind für uns ohnehin die relativen Bewegungen zwischen Gold und Aktien (vgl. Abb.). Dabei stellen Aktien im Idealfall eine renditetragende Investition dar, während Gold als „Geldersatz“ eher den Status einer attraktiven Parkposition hat, bis die Mittel wieder rentierlich angelegt werden können. Im Moment bleibt das negative Relativbild für Gold weiter intakt, ausgedrückt durch die rote, seit 2011 gültige, abwärts gerichtete Trendlinie. Auch die jüngsten relativen Stabilisierungsversuche sind vorerst gescheitert – die blaue Unterstützungslinie wurde nach unten durchbrochen (grüne Markierung).
Zu den Märkten
Innerhalb der Aktienmärkte favorisieren wir derzeit vor allem jene Märkte, die eher etwas weiter von Europa entfernt liegen. Grundsätzlich sind Aktienmärkte zwar vor allem Diskontierungsmechanismen. Die Preisbildung erfolgt also so, dass die jeweils aktuellen Erwartungen von Käufern und Verkäufern zum Ausgleich kommen. Das bedeutet, dass alles, was allgemein bekannt ist, eben keinen systematischen und/oder nennenswerten Einfluss auf die weitere Kursentwicklung haben sollte. Dennoch kann das geopolitische Spiel, das um die Ukraine eröffnet wurde, eine Tragweite entwickeln, die so noch nicht in den Kursen enthalten ist. Obwohl die bislang sichtbar gewordenen Auseinandersetzungen und Gefahrenmomente also mittlerweile berücksichtigt sein dürften, können dramatische Verschärfungen der Lage zu erneuten Schocks auf den Märkten führen. Das exportabhängige Deutschland wäre von den großen Volkswirtschaften wohl am stärksten betroffen. Auch darf nicht vergessen werden, dass eine angeschlagene deutsche Konjunkturlokomotive auch erhebliche negative Auswirkungen auf den Euro-Raum und die dort verfolgten, kostspieligen Stabilisierungsversuche haben wird. Im aktuellen – auf Sicht weiter anhaltenden – Niedrigzinsumfeld haben Wachstumstitel, wie sie sich etwa an der NASDAQ und an den Emerging Marktes finden, ohnehin Rückenwind.
Fazit
Im Moment sehen wir eine Beruhigung der Lage in der Ukraine – zumindest oberflächlich. Die dahinter stehenden Konflikte aber sind keineswegs gelöst. Vor allzu großem Optimismus muss daher gewarnt werden. Andererseits ist auch der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea seit mehr als 60 Jahren ungelöst und dennoch prosperierte währenddessen zumindest eines der beiden Länder.
Ralf Flierl, Ralph Malisch
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