Technische Indikatoren

Bollinger Bands von John Bollinger Erklärung – Technische Analyse

Aussage:

Die von John Bollinger entwickelten „Bollinger Bands“ (auch als „Alpha-Beta“-Bänder bezeichnet) stellen eine Variation des „Envelope“-Konzeptes dar. Auch hier wird ein „Moving Average“ berechnet, um den herum zwei Umhüllungslinien konstruiert werden. Da Bollinger als Optionstrader jedoch nach einer Möglichkeit suchte, die gerade im Termingeschäft äußerst wichtige Volatilität in ein Channelsystem zu integrieren, orientiert sich der Abstand der „Bollinger Bands“ von ihrem „GD“ nicht an einem bestimmten Prozentsatz oder einem festen Betrag, sondern ausschließlich an der Standardabweichung bzw. der Volatilität des Basistitels.

Der Entwicklungsgedanke der „Bollinger Bands“ basiert auf dem aus der Statistik bekannten Phänomen der „Anhäufung in der Mitte“ und damit auf der Normalverteilung. Die besagt vereinfacht, dass statistische Ergebnisse bzw. Beobachtungen stets eine Konzentration um den Mittelwert zeigen. In den „Bollinger Bands“ ist das arithmetische Mittel durch den „GD“ definiert, mit der Standardabweichung werden die durchschnittlichen Schwankungen der Kurse um diesen „GD“, also die Abweichungen der Kurse von diesem arithmetischen Mittel, quantifiziert.

Mit einer sich erhöhenden Standardabweichung werden „Bollinger Bands“ folglich einen sich ausweitenden Abstand zum „GD“ besitzen und analog bei einer sich vermindernden Standardabweichung einen sich verringernden Abstand. „Bollinger Bands“ reagieren damit sehr stark auf die kurzfristigen Kurs- bzw. Volatilitätsveränderungen, erfassen bei der Berechnung einer einfachen Standardabweichung jedoch gut 70 % aller Kurse, bei der Berechnung einer zweifachen Standardabweichung sind es fast 95 % aller festgestellten Kurse.

In manchen Abbildungen werden anstatt drei nur zwei Linien (also nur die beiden „Bollinger Bands“) dargestellt. Dies ist jedoch rein programmtechnisch bedingt, die „Bollinger Bands“ basieren stets auf einem „Moving Average“ und zwei (davon abgeleiteten) „Bands“, also auf insgesamt drei Linien.


Berechnung:

Zunächst wird ein „Moving Average“ berechnet, der in der Literatur auch als mittleres „Bollinger Band“ bezeichnet wird. Auf diesen „GD“ wird danach die Standardabweichung berechnet. Die Summe von „GD“ und Standardabweichung ergibt dann das obere „Bollinger Band“, die Differenz von „GD“ und Standardabweichung ergibt das untere „Bollinger Band“.

Um den größten Teil der Schwankungsbreite einzufangen, empfahl Bollinger die Addition und Subtraktion jeweils mit der zweifachen Standardabweichung vorzunehmen. Dabei sollte für die kurz- bis mittelfristigen Trends ein 20-Tage-„GD“ verwendet werden, für die ganz kurzfristigen Bewegungen ein 10-Tage-„GD“ und für die langfristigen ein 50-Tage-„GD“. Von der Wahl des „GDs“ unabhängig, wird in der Standardeinstellung stets mit der zweifachen Standardabweichung gerechnet, was andere Variationen aber keinesfalls ausschließen soll.

Während die meisten Programme heute mit einfachen „GDs“ – und damit auf Basis der Schlusskurse – arbeiten, berechnete Bollinger die „GDs“ auf Grundlage des sog. „typischen Preises“. Dieser „typische Preis“ beziffert die durch den Faktor drei dividierte Summe aus Tageshoch, Tagestief und Schlusskurs.


Formel:

Zur Berechnung von „Bollinger Bands“ muss zunächst ein „Moving Average“ (siehe dort) konstruiert werden. Danach gilt die folgende Formel:
s = Ö (Ct -MA)2 + (Ct-1-MA)2 +...(Ct-n+1-MA)2 / n
oberes Band = MA + b*s
unteres Band = MA - b*s

wobei

s = Standardabweichung zwischen Kurs und MA
b = Bandfaktor


Einstellung:

20 Tage (Wochen) für den MA zweifache Standardabweichung, also Bandfaktor = 2


Interpretation:

Bollinger attestierte seinen Bändern die Fähigkeit, einen Großteil der Kursbewegung festzuhalten. Er betonte jedoch auch, dass die „Bollinger Bands“ selbst darüber hinausgehende statistische Aussagen nicht erlauben. Bollinger stellte die folgenden Charakteristika heraus:

  • Im Allgemeinen neigt der Kurs dazu, sich von einem „Bollinger Band“ zum anderen zu bewegen. Dies erlaubt Rückschlüsse zur Kurszielberechnung.

  • Wenn sich beide „Bollinger Bands“ dem „GD“ annähern, steht eine nachhaltige Kursbewegung bevor.

  • Ein Ausbruch aus den „Bollinger Bands“ lässt eine Fortsetzung der Kursbewegung in Richtung des Ausbruchs erwarten.

  • Tops oder Böden, die außerhalb der „Bollinger Bands“ herausgebildet wurden und sich innerhalb der „Bollinger Bands“ wiederholen, deuten auf eine bevorstehende Trendwende hin.

„Bollinger Bands“ werden überwiegend mit anderen Indikatoren bzw. Studien benutzt, um die Umkehrpunkte im Markt festzustellen. So werden in erster Linie Divergenz-Analysen („MACD“, „RSI“, „Stochastik“ etc.) vorgenommen, wenn der Kurs das obere bzw das untere Band erreicht hat.

Besteht eine Divergenz zwischen dem Kursverlauf im Basistitel und dem Indikator, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass der Basistitel wieder in Richtung des anderen, gegenüberliegenden „Bollinger Bands“ drehen wird. Ist keine Divergenz festzustellen, dürfte sich eine neue Trendphase etablieren, d.h. der Kurs wird über einige Zeit hinweg in der Nähe des betreffenden „Bollinger Bands“ tendieren. Dabei ist innerhalb der Trendphasen häufig zu beobachten, dass der Kurs in den Korrekturen nur bis zum (mittleren) „GD“ zurückfällt, um dann wieder zu dem „Bollinger Band“ in Trendrichtung abzudrehen.

Bollinger Band Oscillator

In einer späteren Anwendung berechnete Bollinger den „Bollinger Band Oscillator“ oder einfach (mit „Stochastik“ bzw. „Williams“ als Vorbild) „%B“. Der „%B“ errechnet sich aus der Differenz Schlusskurs minus unteres „Bollinger Band“, dividiert durch die Differenz oberes minus unteres „Bollinger Band“.

Das Ergebnis ist ein Oszillator mit der Marke 0.5 als Mittelpunkt, in dem Werte über 1.0 einen Ausbruch der Kurse über das obere Band hinaus und Werte unter 0 einen Ausbruch der Kurse unter das untere Band hinaus anzeigen. Für den „%B“ können nun die vielfältigen Möglichkeiten der Oszillatoren-Analyse herangezogen werden, wie beispielsweise das Durchkreuzen von Mittelpunkts- bzw. Extremlinien, das Anlegen eines „GDs“ etc. Durch Variationen des Einstellungszeitraumes und der Standardabweichung eröffnen sich zahlreiche weitere Anwendungsmöglichkeiten für „Bollinger Bands“. Der Handel kann z.B. auch nach den gleichen Kriterien erfolgen, wie der Handel mit „Envelopes“ (siehe dort).


Empfehlung:

Die „Bollinger Bands“ sollten für jeden Markt mit einer anderen, der jeweiligen Marktvolatilität entsprechenden Variation der Standardabweichungen versehen werden.


Querverweise:
EnvelopesMoving AvergesKeltner Channels


Quelle:
Thomas Müller, TM BÖRSENVERLAG AG: Das GROSSE Buch der TECHNISCHEN INDIKATOREN

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