Ein fester Euro mindert die Auslands-Schulden und –Verluste
Nahezu alle großen deutschen Börsenwerte sind mehr oder weniger stark international
tätig. Das betrifft dann auch meist nicht nur die europäischen Euro-Länder, sondern
auch andere Währungsgebiete wie die USA mit dem Dollar oder auch Fernost mit dem
japanischen Yen oder auch dem Hongkong Dollar. Gängig ist in diesem
Zusammenhang die Interpretation, dass ein starker Euro die deutschen bzw. in Euro
fakturierten Produkte im Ausland verteuert. Der Export könnte folglich unter einem
festen Euro leiden. Andersherum kaufen die in Euro denkenden und arbeitenden
Unternehmen bei einem festen Euro billiger z.B. im Dollar-Raum ein. So wird z.B. ein
Anstieg des in Dollar gerechneten Rohölpreises bei einem festen Euro für die
Euro-Unternehmen abgemindert. Steigt allerdings der Ölpreis bei einem schwachen
Euro, dann macht sich der Preisanstieg um so stärker bemerkbar.
Doch wirken Veränderungen der Währungsparitäten nicht nur in Bezug auf eine
steigende oder sinkende Attraktivität der eigenen angebotenen oder auch bezogenen
Produkte und Dienstleistungen. Viele große Konzerne haben Tochtergesellschaften im
Ausland, die sich auch an den jeweiligen Auslandsmärkten finanzieren, also z.B.
Kredite aufnehmen. Ist der Euro nun fest, werden z.B. Dollar-Schulden in der
Konzernbilanz wie durch ein Wunder geringer, eben durch die Umrechnung in den
starken Euro. Die deutsche Konzernbilanz weist dann wie von Geisterhand auf einmal
deutlich weniger Schulden auf, und das Management lässt sich entsprechend feiern.
Da damit gleichzeitig auch die in Dollar gezahlten Zinsen auf die Auslandsschuld in
Euro umgerechnet schrumpfen, sinkt gleichzeitig auch der Zinsaufwand. Die
Ertragsrechnung wird entlastet, obwohl dieser Effekt einzig und allein der
Währungsumrechnung zum Bilanzstichtag zu verdanken ist und bei Vorlage der Bilanz
schon wieder verschwunden sein kann.
Auch Privatanleger tun deshalb nach Meinung des Deutschen Aktieninstitutes (DAI)
gut daran, diese Effekte und ihre Auswirkungen auf den Gewinn, auch auf den Gewinn
je Aktie und damit auf das Kurs/Gewinn-Verhältnis, im Auge zu haben, zumal sie
leider in den Geschäftsberichten und Vorstandserläuterungen selten entsprechend
heraus gearbeitet werden. Bei starken Veränderungen von Währungsparitäten, wie sie
in den letzten Jahren vorgekommnen sind, können diese Effekte je nach
Auslandsaktivitäten , Auslands-Schulden und –Verlusten ganz erhebliche
Auswirkungen haben und die Aktienbewertung zu günstig – wie zuletzt, aber auch –
bei schwachem Euro - zu ungünstig erscheinen lassen. Allerdings werden bei
schwachem Euro im Ausland erzielte Gewinne durch die Umrechnung in der
Ertragsrechnung effektiv werthaltiger.
Deutsches Aktieninstitut e. V.
Börsenplatz 5, 60313 Frankfurt
Redaktion: Bruno Hidding
FRANKFURT (dpa-AFX) - Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) bekommt eine neue Chefin: Henriette Peucker soll zur Jahresmitte von Christine Bortenlänger übernehmen, wie die Frankfurter Einrichtung ...weiterlesen