Bei Aktienrückkäufen erst prüfen, dann jubeln
Die Aktion muss zum Unternehmen passen
Nicht nur die Kurseinbrüche von Frühjahr 2000 bis in den März dieses Jahres haben die
Aktiensparer vorsichtig werden lassen. Vor allem am Neuen Markt hatten einige wenige
schwarze Schafe, die inzwischen vom Kurszettel verschwunden sind, das Anlegervertrauen mit
z.T. kriminellen Machenschaften schwer erschüttert. Dazu zählte hier und da auch der
Versuch, über die reine Ankündigung von Aktienrückkäufen, die gar nicht wirklich geplant
waren, die Kurse ins Rollen zu bringen. Das hatte zur Folge, dass Privatanleger nun auch bei
diesem, wenn richtig angewandt, sicher sinnvollen Instrument der Aktienrückkäufe erst einmal
genau hinschauen, bevor sie Vorschußlorbeeren verteilen. Eine logische und richtige
Konsequenz.
Aktienrückkäufe bedeuten in den Augen des Deutschen Aktieninstitutes (DAI), dass Unternehmen
das früher von den Anlegern erbetene (Eigen-)Kapital nun teilweise an die Anteilseigner
zurückgeben. Die Aktion ist also nur dann betriebswirtschaftlich sinnvoll und kann positive
Kurswirkungen erzeugen, wenn die Eigenkapitalausstattung des Unternehmens üppig ist und auch
eine gute Liquiditätslage für eine solche Aktion spricht. Ist diese Situation nicht gegeben,
interpretieren kritische Anleger den Aktienrückkauf auch evtl. negativ und die erhoffte
positive Kurswirkung kehrt sich ins Gegenteil um. Denn dann wird in der Aktion kein
Vertrauensbeweis des Managements in die – zu billige – eigene Aktie gesehen.
Anleger sollten ferner beachten, dass ein sinkendes Eigenkapital bzw. ein sinkender Anteil
frei verfügbarer Aktien (free float) auch bewirken kann, dass das Gewicht des Unternehmens
in einschlägigen Indices sinkt. Und da viele – vor allem professionelle Großanleger - in
ihren Portfolios genau Indices nachbilden, dürfte dies zu Verkäufen in dem Wert führen, der
seinen free float vermindert. Davon gehen dann negative Kurseffekte aus, die die erhofften
positiven Effekte des Aktienrückkaufes teilweise aufzehren können. Auch der immer wieder
genannte Schutz vor Übernahmen durch Aktienrückkäufe stößt bei Privatanlegern nicht
unbedingt auf Sympathie. Denn diese Anleger sehen in Übernahmespekulationen sicher auch
Chancen. Fazit: Wenn Aktienrückkäufe Sinn machen, sollte der Kurseffekt positiv sein. Aber
nur dann.
Deutsches Aktieninstitut e. V.
Börsenplatz 5
60313 Frankfurt
Redaktion: Bruno Hidding
Quelle:
Deutsches Aktieninstitut