Jetzt in erneuerbare Energien investieren?

Dienstag, 12.04.11 14:14
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Die Katastrophe im japanischen Atomkraftwerk Fukushima hat weltweit eine Debatte über die Zukunft der Energieversorgung entfacht. Hierzulande hat die Bundesregierung angekündigt, über das Ausmaß der künftigen Nutzung von Kernenergie bis spätestens Sommer diesen Jahres entscheiden zu wollen. Gleichzeitig soll der Anteil erneuerbarer Energien, beispielsweise Sonnen-, Wasser oder Windenergie, deutlich ausgebaut werden.

Die Ereignisse in Japan und die Diskussion um den Energiemix der Zukunft haben sich unmittelbar auf die Börsen ausgewirkt. Der ÖkoDAX, ein Index, der die Wertentwicklung der zehn wichtigsten deutschen Börsengesellschaften aus dem Bereich erneuerbare Energien zusammenfasst, hat seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent zugelegt. Einige Unternehmen, die diesem Index angehören, haben im gleichen Zeitraum sogar bis zu 60 Prozent hinzu gewonnen.

 

Die japanische Tragödie hat hingegen das Börsenbarometer DAX schwer erschüttert. Inzwischen wurde das Jahresanfangsniveau zwar wieder erreicht. Besonders gelitten haben aber die Aktien der Kernkraftwerksbetreiber, die seit Jahresbeginn bis zu zehn Prozent verloren haben.

 

Offensichtlich bieten die Aktien alternativer Energieversorger zwar attraktive Renditemöglichkeiten, sind aber ebenso mit deutlichen Risiken behaftet. Wie vor jeder Anlageentscheidung müssen deshalb auch hier elementare Grundprinzipien der Aktienanlage bedacht werden.

 

Hierzu gehört eine sorgfältige Analyse des Geschäftsmodells der jeweiligen börsennotierten Gesellschaft. Dieses ist bei den Unternehmen, die ausschließlich im Bereich erneuerbare Energien tätig sind, bislang mit einigen Unwägbarkeiten verbunden. Im Vergleich zu den klassischen Energieträgern wie Kohle oder Gas ist der Einsatz erneuerbarer Energien noch vergleichsweise kostenintensiv. Nach wie vor müssen hohe staatliche Subventionen fließen, damit die Stromkosten aus Windenergie oder Photovoltaik mit der herkömmlichen Energieversorgung mithalten können.

 

Zumindest mittelfristig wird daher die Ertragslage der Anbieter regenerativer Energien weitgehend von der Subventionspolitik der öffentlichen Haushalte abhängen. Angesichts knapper öffentlicher Kassen wurde die Förderung jüngst deutlich zurückgefahren. Noch ist ungewiss, in welchem Ausmaß die Erfahrungen von Fukushima an diesem Kurs etwas ändern werden.

 

Darüber hinaus ist der globale Markt um erneuerbare Energien hart umkämpft. Dies gilt insbesondere für die Unternehmen der Solarbranche, in der chinesische Anbieter oftmals bei gleicher Qualität billiger produzieren als deutsche. Es muss sich zeigen, wer in diesem Wettbewerb bestehen kann.

 

Diese Unsicherheiten, die typisch für einen noch relativ jungen Markt sind, spiegeln sich auch in den relativ hohen Schwankungen der Aktienkurse wider. So liegt die Dreijahresvolatilität, eine Kennzahl für das Risiko der Aktienanlage, bei den Unternehmen des ÖkoDAX im Durchschnitt bei rund 50 Prozent. Bei den Standardwerten des DAX ist dieser Wert nur halb so hoch.

 

Unbestritten wird der Stellenwert erneuerbarer Energien künftig deutlich steigen. Trotzdem muss davor gewarnt werden, diesem Trend blind zu folgen und wahllos Aktien von Unternehmen dieses Sektors zu kaufen. Daher sollte der Umfang des Investments das relativ hohe Risiko dieser Branche berücksichtigen. Zudem muss darauf geachtet werden, nicht nur in ein Unternehmen zu investieren, sondern die Risiken möglichst breit zu streuen.

 

Prof. Dr. Rüdiger von Rosen ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Deutschen Aktieninstituts e.V.

Quelle: Deutsches Aktieninstitut



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