Keine Chance für Betrüger (April 2002)

Montag, 22.04.02 10:35
digitale Präsentation mit Kursdaten
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Am Neuen Markt scheint sich nach der Pleitewelle der nächste Trend abzuzeichnen: Unternehmensvorstände tauschen ihre gemütlichen Chefsessel gegen ein Bett hinter schwedischen Gardinen. Denn nach ComROAD-Vorstand Bodo Schnabel, der fast den kompletten Umsatz des vergangenen Jahres erfunden zu haben scheint, wurden in dieser Woche auch beide Vorstände der insolventen Ceyoniq AG wegen Betrugsverdacht verhaftet.

Obwohl sich auch die Wirtschaftsprüfer und Finanzanalysten renommierter Bankhäuser von diesen kriminellen Machenschaften hinters Licht führen ließen, hätten Anleger, durch einen Blick auf den Chartverlauf zumindest gewarnt sein müssen. Denn die Kurse von ComRoad und Ceyoniq befinden sich bereits seit Mitte 2000 auf kontinuierlicher Talfahrt und bescherten Investoren, die zu den Höchstkursen bei 62 bzw. 35 Euro einstiegen, Verluste von über 99 Prozent.

Selbst während dem anhaltenden Kursrückgang und trotz aufkommender Zweifel verschiedener Finanzmedien an den vorgelegten Zahlen, fanden sich immer wieder Käufer, die den kriminellen Umtrieben der Unternehmenslenker auf den Leim gingen und auf einen Turnaround spekulierten.

Auch die Verantwortlichen beim Moorhuhn-Erfinder Phenomedia ließen ihrer Kreativität anscheinend nicht nur bei der Entwicklung neuer Spiele, sondern auch bei der Aufstellung des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2001 freien Lauf. Der Aufsichtsrat beantragte deshalb eine Sonderprüfung und entließ zwei Vorstände. Auch bei diesem Wert verhieß der Kursverlauf nichts Gutes, denn bereits seit März 2000 glich der Chart der Flugbahn eines angeschossenen Moorhuhns. Während die Aktie damals noch Höchstkurse im Bereich von 90 Euro markierte, reiht sich der Wert mittlerweile in die lange Riege der Pennystocks.

Weitere Fälle von falscher Rechnungslegung am einstigen Wachstumssegment sind keinesfalls ausgeschlossen. In der Finanzpresse wird bereits an der korrekten Bilanzierung bei Senator gezweifelt. Nach einem Blick auf den Chartverlauf käme eine Bestätigung hier ebenfalls nicht aus heiterem Himmel, denn der Aktienkurs schmilzt seit den im Jahr 2000 markierten Höchstkursen bei 35 Euro kontinuierlich auf unter zwei Euro dahin.

Dem ohnehin schlechten Image des Neuen Marktes erweisen die derzeitigen Betrugsfälle einen Bärendienst, denn künftig werden wohl noch mehr Anleger einen Bogen um dieses Marktsegment machen. Doch für die soliden Titel eröffnet sich auch eine Chance. In Zukunft werden die Wirtschaftsprüfer das ihnen vorgelegte Zahlenmaterial noch viel genauer unter die Lupe nehmen und das Augenmerk der Investoren wird sich stärker auf diejenigen Unternehmen richten, die sich durch Kontinuität und eine solide Geschäftsentwicklung auszeichnen.

Momentan scheint der Neue Markt nur für Spekulanten geeignet, doch Anleger sollte sich von den aktuellen negativen Schlagzeilen nicht verunsichern lassen und auf Werte aus anderen Segmenten setzen, denn langfristig ist die Aktie die Anlageform mit der höchsten Rendite. So konnten beispielweise DAX und Dow Jones trotz der beiden schlechten Börsenjahre 2000 und 2001, im Schnitt der vergangenen zehn Jahre um zwölf Prozent p.a. zulegen, beim boerse.de-Champions-Index beträgt die jährliche Rendite sogar stolze 18 Prozent. Und gerade jetzt, wo der DAX durch Überwinden seiner 200-Tage-Linie die anderthalb-jährige Baisse technisch beendet hat, sollte der Einstieg lohnen. Um eine Fehlinvestition in \"Eintagsfliegen\" oder betrügerische Firmen zu minimieren, sollten Anleger aber auf große Werte setzen, die ihre Börsentauglichkeit bereits über Jahre beweisen konnten. So setzt die boerse.de-Performance-Strategie nur auf diejenigen Unternehmen, die sich in den vergangenen zehn Jahren durch eine hohe jährliche Rendite bei gleichzeitig moderatem Verlustrisiko auszeichneten und im boerse.de-Aktienbrief erhalten Sie konkrete Anlageempfehlungen in Form der Aktie sowie des Basis-Depots der Woche.

Quelle: Deutsches Aktieninstitut



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