Euro-Finanzmärkte – Geduldiges Warten ist angesagt

Donnerstag, 09.06.16 17:47
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

es gibt nichts Neues – das gibt’s an den Finanzmärkten eigentlich nicht, denn irgend etwas geschieht und verändert sich immer, auch wenn es „nur“ die Kurse sind. Was Handel und Anleger jetzt aber erkennen müssen, ist einerseits das Fehlen neuer Impulse, andererseits das lähmende Gewicht des nahenden britischen Referendums am 23. Juni. Wie die vorübergehenden Kurssprünge als Reaktion auf die jüngsten Äußerungen der amerikanischen Notenbank-Chefin auch gezeigt haben, ist die Unberechenbarkeit von kurzfristigen Kursentwicklungen. Diese können durch das Herdenverhalten der großen, marktbestimmenden Investoren durchaus heftig ausfallen, verpuffen aber wenig später schon wieder. Ich rate vorsichtigen Anlegern unverändert dazu, das „Brexit“-Ergebnis abzuwarten, bevor die eigene Strategie auf den Prüfstand gestellt wird.

Bemerkenswert ist seit Wochenmitte neben der anhaltend festen Verfassung der Ölmärkte das Geschehen bei den Staatsanleihen. Die Deutsche Bank spricht von „Planwirtschaft“ am Rentenmarkt, denn seit gestern kauft die EZB auch Unternehmensanleihen aus der Eurozone – die Preisfindung über den Markt ist de facto eingestellt. Die Verzinsung von Firmenbonds ist unter Druck, was auch auf Staatsanleihen ausstrahlt. Für zehnjährige deutsche Papiere fiel die Rendite gestern zeitweise auf ein Allzeittief von 0,033 Prozent. Das wundert wenig, hat die EZB doch 2016 bereits 85 Prozent mehr Staatsanleihen erworben, als neu auf den Markt kamen. Die starke Performance von Bonds könnte noch eine Weile andauern.

Fundamental, also mit Blick auf Konjunktur- und Unternehmensmeldungen, gibt es nach wie vor keinen einheitlichen Trend. Beispiel Asien: Gestern kam aus China wieder einmal Enttäuschendes (Export flau), während Japan mit Positivem aufwartete (Konsum gute Konjunkturstütze). Die Weltbank hat ihre Prognose für das globale Wachstum deutlich gesenkt. Ein Grund sind die weltweit niedrigen Investitionen. Diese können aber auch strukturelle Ursachen haben. In den USA etwa kappen derzeit Energie-, Industrie- und Technologieunternehmen – verantwortlich für zwei Drittel der Gesamtausgaben – ihre Investitionen. Die einen wegen des Ölpreisschocks, die anderen, weil IT-Basisinnovationen auslaufen. Die US-Investitionen dürften sich vorerst nur leicht auf niedrigem Niveau erholen, vermuten Analysten, die darin auch einen Grund für das aktuelle Anlegerverhalten sehen: Aus Furcht vor einem schwächeren Wachstum der Weltwirtschaft sind europäische Aktienanleger am Mittwoch in „sichere Häfen" geflüchtet (Staatsanleihen).

Der Dax, der sich zunächst unverändert gut hielt, ist heute zum Handelsbeginn tiefer in die Knie gegangen und unter die Marke 10.100 gesunken, was Händler vor allem mit dem festen Euro begründeten (Argument: schlecht für Exportwirtschaft). Aber Sie wissen ja, geschätzte Leser, dass ich von derart kurzfristigen Wechselkursbetrachtungen nichts halte – bis vor kurzem war der Euro noch deutlich schwächer, ohne gleich lauten Jubel auszulösen. Wir sollen uns bei steigenden Zinsen in den USA aber auf einen eher festen Dollar einstellen.

Wie war die Wochenbilanz per Mittwoch der Frankfurter Stimmungsanalysten? 4 Prozent der institutionellen und stolze 15 Prozent der privaten Anleger sind long gegangen. Zudem haben 8 Prozent der Profis bzw. 10 Prozent der Privaten ihre Short-Engagements geschlossen. Das hebt die Sentiment-Indizes der beiden Anlegergruppen von +8 auf +20 Punkte bzw. von +1 sogar auf +26 Punkte. Der mit der Sentiment-Erhebung beauftragte Verhaltensökonom Joachim Goldberg sieht die „Kaufmunition" der vergangenen Woche im Wesentlichen als verschossen an. Es fehle das langfristig orientierte Kapital aus dem Ausland für den entscheidenden Schub. Dennoch sei der Markt stimmungstechnisch in keiner schlechten Verfassung.

Aktuelles am Rande: Gerade einmal 7,6 Prozent der Privatanleger in Deutschland vertreten die Auffassung, dass Finanzprodukte, die speziell für sportliche Großereignisse (z.B. Fußball-EM) aufgelegt werden, als Investmentidee durchaus für ein temporäres Engagement interessant sein können. 85 Prozent der Umfrage-Teilnehmer finden solche Angebote im Rahmen ihrer eigenen Portfolioallokation gänzlich uninteressant. Für die restlichen 7,4 Prozent sind derartige Finanzprodukte zwar grundsätzlich interessant, sie lassen sich aber nicht mit den eigenen langfristigen Anlagekonzepten vereinen. Das sind die Kernaussagen der Trend-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV) im Juni.

Neu: „Aktien-Teams für Gewinner“

Keine neuen Produkte, aber Tipps zur Taktik hat Jochen Appeltauer, Chefredakteur des „boerse.de-Aktienbrief“ für Sie im Angebot. Dazu schreibt er: Grundsätzlich gibt es natürlich tausende Möglichkeiten, wie mit unseren 100 Champions-Aktien Depots zusammengestellt werden, die zur persönlichen Risikoneigung passen. Dabei empfiehlt es sich, auch bei diesen Qualitätswerten, das Kapital über verschiedene Branchen, Währungsräume und Länder zu streuen. Eine ausführliche Taktik-Anleitung gibt es dazu im neuen Aktienbrief, der soeben erschienen ist. Sie erfahren hier, wie eine mögliche Depotaufteilung in der Praxis aussehen kann und welche Champions beispielsweise zusammen ein gut diversifiziertes Portfolio ergeben. Als ganz besonderes Schmankerl haben wir pünktlich zum EM-Auftakt zudem einen neuen Sonderreport erstellt. Unter dem Titel „Aktien-Teams für Gewinner“ präsentieren Ihnen darin unsere Fachredakteure sowie die Teams von boerse.de und vom BCDI ihre ganz persönlichen Anlagefavoriten in Form von Mannschaftsaufstellungen.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer
Redaktion
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