Investmentstil und Persönlichkeit

Freitag, 15.10.04 16:30

An der Börse zählt der langfristige Erfolg. Zocker und Gurus kommen und gehen. Manche machen schnell viel Geld, um es dann wieder zu verlieren. Ausdauer zahlt sich aus. Investieren bedeutet Selbstdisziplin, Selbstkenntnis und viel Übung.

In seinem Buch „Die Wissenschaft des Treffens“ hat Ted Williams beschrieben, wie er zu einem guten Baseballspieler geworden ist. (Baseball ist ein Spiel, wo einer wirft, einer mit einem Schläger schlägt und viele andere versuchen, den Ball zu fangen. Es ist für Nichtamerikaner und Nichtjapaner völlig unverständlich. Fragen Sie mich nicht, wie es funktioniert. Auch Ihr werter Autor ist in fast zehn Jahren in den USA nie über einige Grundkenntnisse hinweggekommen.) Beim Baseball ist es für den Schläger (batter) wichtig, den Ball gut zu treffen. Top-Batter Ted Williams teilte die Schlagzone in 77 Felder ein. Er studierte sorgfältig, in welchen Feldern er am besten traf, und wo seine Chancen geringer waren. Dann trainierte er, nur dann zu schlagen, wenn der Ball in einer seiner Erfolgszellen angeflogen kam.

So ist es auch beim Investieren. Sie müssen nicht in jeder Region und jeder Branche zu Hause sein und in alle Richtungen schlagen. Im Gegenteil, es ist für Ihre Performance schädlich, wenn Sie sich auf zu vielen Gebieten tummeln. Wahre Performance kommt von der Konzentration auf das Wesentliche. Ich konzentriere mich auf Top-Aktien für Privatanleger. Gelegentlich werde ich gebeten, geschlossene Fonds, Discountzertifikate oder ähnliche Produkte zu analysieren. Ich mache dies selten und mit wenig Vergnügen, denn es lenkt mich davon ab, das zu tun, was ich am besten kann: Top-Aktien für den langfristigen Vermögensaufbau zu finden.

Investieren beruht zuallererst auf methodischen und systematischen Prinzipien, ist aber auch eine Stil- und Persönlichkeitsfrage. Im hervorragenden Handbuch Value Investing (Wiley 2002, die englische Taschenbuchausgabe enthält den gleichen Inhalt, ist aber erheblich billiger) stellt Bruce Greenwald von der Columbia University drei Investmentstile vor, die zum Erfolg führen.

1. Basic Value: die älteste Schule des Value Investing geht direkt auf Benjamin Graham zurück. Sie kaufen ein Unternehmen unter seinem Substanzwert (Wert des Vermögens minus Fremdkapital). Wenn der Markt seinen Fehler erkennt, wird die Unterbewertung korrigiert und es gibt einmalig einen schönen Gewinn. Basic Value ist Detektivarbeit. Oftmals, aber nicht immer, ist eine detaillierte Bilanzanalyse notwendig. Im Frühjahr 2003 gab es im DAX, MDAX und auch im NEMAX einige solche Chancen.

2. Earnings Power: ein Franchise ist nach Warren Buffett ein sehr stabiles Unternehmen mit stabilen Gewinnen und dauerhaften Wettbewerbsvorteilen. Wenn Sie in ein solches Unternehmen investieren, können Sie auf Basis der diskontierten Cashflows den Unternehmenswert berechnen. Hierzu sollten lange Zahlenreihen verglichen werden. Es ist wichtig, die Stabilität des Geschäfts richtig einzuschätzen. Buffetts Investment in Coca Cola ist ein Beispiel: obwohl Coca Cola ihm in der letzten Zeit nicht viel Freude bereitet hat, hat sich der Wert seiner Aktien langfristig verfünffacht.

3. Value of Growth: Wachsende Unternehmen behalten oftmals ihren gesamten Cashflow ein. Wenn sie dieses Geld aber profitabel anlegen (können), kommen hervorragende Renditen für Anleger dabei heraus. Es handelt sich oft um junge Unternehmen, bei denen wenig Zahlen vorhanden sind oder die Zukunft ungewiss ist. Daher ist es besonders wichtig, die zukünftige Entwicklung des Unternehmens vorherzusehen. „Value of Growth“ ist die riskanteste Methode des Value Investing – das haben auch die vielen Hobbyzocker im Neuen Markt gemerkt. Es ist aber auch die potenziell lukrativste Methode. Beispiele sind Microsoft bis zum Jahr 2000 (jetzt gehört Microsoft zur Kategorie 2) und eBay. Nach klassischen Value-Kriterien wären beide Unternehmen fast immer überbewertet gewesen.

Ich bevorzuge die Stile Nummer 2 und 3. Auch der Champions-Ansatz von boerse.de identifiziert Aktien mit hoher Earnings Power oder einen hohen Value of Growth. Zusätzlich berücksichtig der boerse.de-Ansatz noch wichtige Trendfaktoren. Während Stil Nr. 1 viel mit Wirtschaftsprüfung und Buchhaltung zu tun hat, kommt es bei Nr. 2 und Nr. 3 entscheidend darauf an, die strategische Situation eines Unternehmens und einer Branche richtig einzuschätzen. Zudem eignen sich diese Stile besser für den langfristigen Vermögensaufbau als kurzfristige Turnaround-Situationen.

Meine besten Resultate in jüngster Zeit erzielte ich mit eBay (Stil Nr. 3) oder einer Mischung aus den Stilen 2 und 3 (Bijou Brigitte, Puma). Auch Reinfälle sind selbst bei sorgfältigster Auswahl unvermeidbar - bei mir zum Beispiel e-loan. Der Turnaround des DAX im Jahr 2003 ist fast vollständig an mir vorbeigegangen. Obwohl ich damit fast 80% Gewinn „verpasst“ habe (und obwohl ich selber in einem Interview im Euro am Sonntag vom Februar 2003 den DAX als billig bezeichnet und einige Werte empfohlen habe), weine ich diesem „Verlust“ keine einzige Träne hinterher. Nennen Sie mir eine einzige Person, die 2001 – 2002 alle Aktienbestände veräußert hatte und genau zum Tiefpunkt des DAX eingestiegen ist, und ich überdenke meine Position noch einmal.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen

Ihr
Prof. Dr. Max Otte

www.privatinvestor.de

Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...


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