MDAX-Werte mit Potenzial II

Freitag, 01.10.04 12:25
Sehr geehrte Privatanleger,

nachdem der MDAX binnen Jahresfrist um 23% gestiegen ist, ist das Potenzial dieses Segments noch lange nicht ausgereizt. Derzeit steht der Index in der Nähe seines All-Time-Highs von Ende 2000. Es wäre schön, wenn wir das auch vom DAX sagen könnten, vom (ehemaligen) NEMAX ganz zu schweigen. In zehn Jahren hat sich der MDAX ziemlich genau verdoppelt. Das entspricht einer jährlichen Rendite von ca. 7%. Damit liegen MDAX und DAX wieder dichter beieinander: auch der DAX hat sich in 10 Jahren ungefähr verdoppelt.

Auf der MDAX-Gewinnerliste tummeln sich zwischen +45% und +63% immerhin 11 der 30 Werte. MPC Münchmeyer Peters Capital, Puma und Kali & Salz führen davon die Liste unangefochten mit 149%, +98% und +88% an.

Bei MPC rate ich auf jeden Fall zum Verkauf: das Unternehmen hat mit seinen geschlossenen Schiffsfonds ein Bombenjahr gehabt; insbesondere die Star Flotte hat sich gut verkauft. Gerade dieser Fonds war aber von zweifelhafter Qualität. In den letzten Jahren wären Sie also auf jeden Fall mit den MPC-Aktie besser gefahren als mit den Produkten des Unternehmens. Bei Puma und Kali & Salz könnte die Erfolgsstory weitergehen.

Aufgrund des Gedränges im oberen Mittelfeld haben sich seit letzter Woche einige Rangverschiebungen ergeben. Es steht noch die Analyse der derzeit sechstplatzierten Schwarz Pharma (+55%) und der derzeit zehntplatzierten AWD Holding aus.

Schwarz Pharma aus Monheim – fast bei mir um die Ecke – ist auf Dauer ein Übernahmekandidat. Die Familie Schwarz hält noch 1/3 der Aktien. Im letzten Quartal brachen die Gewinne ein: Schwarz Pharma hatte einen Verlust von 1,2 Mio. € und einen negativen operativen Cash Flow von 25 Mio. € bei Umsätzen von 490 Mio. € (minus 50% zum entsprechenden Quartal des Vorjahres) zu verbuchen. Dennoch hat sich die Aktie gehalten. In der letzten Zeit hat das Unternehmen einige Produktzulassungen für den amerikanischen Markt erhalten. Das Management erwartet für 2004 850 Mio. € Umsatz und ein ausgeglichenes Ergebnis. Mit 1,3 Mrd. € ist das Traditionsunternehmen in etwa so bewertet wie Qiagen. Fazit: Es steckt Potenzial im Kurs, aber ein stetiger Performer ist Schwarz Pharma nicht.

Den derzeit zehntplatzierten MDAX-Wert AWD (+51%) haben wir häufiger analysiert und halten ihn auch im Wachstumsportfolio. Die langfristigen Wettbewerbsvorteile im Finanzvertrieb gegenüber den Banken sind intakt. Vorstandschef Carsten Maschmeyer schneidet im Pay-For-Performance Index des manager magazin als Drittbester aller Chefs der MDAX-Unternehmen ab (Platz 1 Techem, Platz 2 comdirect, von der wir aber abraten). Zwar sind die Vetriebsmethoden von AWD – Maschmeyer hat beim nicht gerade seriösen Kölner Allfinanzvermittler OVB gelernt – alles andere als „gentlemanlike“, aber wir halten die derzeit etwa fair bewertete Aktie weiter.

Die Euphorie für die Norddeutsche Affinierie kann ich nicht teilen. Zwar ist die Dividendenrendite von gut 3% ansehnlich, aber die Aktie hat sich in Summe seit Anfang 1998 nicht vom Fleck bewegt. Das ist kein gutes Zeichen für eine langfristige Wertsteigerung.

Der Kurs der zwölftplatzierten IWKA (+41%) ist seit 1997 sogar um mehr als 20% zurückgegangen. Der Maschinenbau bleibt eine harte Branche und Deutschland verliert stückweise seine starke Stellung am Weltmarkt. Meiden.

Krones ist zwar Weltmarktführer und hat eine gute Performance hinter sich, für die Zukunft bin ich aber eher skeptisch für den Hersteller von Flaschenabfüllanlagen.

In der mit 3,8 Milliarden und einem KGV von 9 bewerteten depfa-Bank (+29%) steckt weiteres Potenzial. Allerdings stört die geringe Eigenkapitalquote etwas. Zudem bin ich der Auffassung, dass der Bankensektor für die nächsten Jahre überdurchschnittliche Risiken aufweist.

Dauerloser des MDAX

Machen wir zwischenzeitlich kurzen Prozess mit den Unternehmen des MDAX, die ich als potenzielle Dauerloser ansehe: Hochtief, Heidelbergcement, Bilfinger & Berger und Südzucker sind in Branchen tätig, in denen (wie auch bei der Luftfahrt) Privatanleger auf Dauer nur verlieren können: dem Baugewerbe. IVG Immobilien, WCM Beteiligungs- und Grundbesitz, SGL Carbon und Aareal Bank haben durch zweifelhafte Geschäftsentscheidungen den Ruf ihrer Unternehmen beschädigt. Für Turnaround-Spekulationen (bottom fishing) ist es noch zu früh.

Dasselbe gilt für Karstadt-Quelle: der bekannte Kaufhauskonzern ist im Jahresvergleich mit minus 40% der absolute Flopwert im MDAX. Seit Jahren führe ich Karstadt-Quelle und Wal-Mart im Vergleich gegeneinander an und rate, Karstadt-Quelle zu verkaufen. Das Unternehmen hat mich nicht enttäuscht: innerhalb von zehn Jahren hat sich der Aktienkurs halbiert! Auch nach den jetzt bekannt gegebenen Schritten steht das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand und muss sich weiter gegen neuere und bessere Anbieter verteidigen.

Uninteressant sind weiterhin Rhön-Klinikum, IKB Industriekreditbank, Degussa, Thiel Logistik, Medion, mg technologies, Wincor Nixdorf, comdirect Bank, Heidelberger Druckmaschinen, Vossloh und AMB Generali.

Auch die Hannoversche Rück bewegt sich seit 1998 abwärts. Warren Buffett ist Versicherungsexperte und investiert gelegentlich in Rückversicherungsgesellschaften, für uns als Privatanleger halte ich den ganzen Sektor für zu riskant.
Die Deutsche Euroshop hat sich im MDAX etabliert, sich aber mit +10% deutlich schlechter entwickelt als der Index. Die Analysten überschlagen sich mit Lob auf das Unternehmen, das in Shoppingcenter in ganz Europa investiert. Ich wäre vorsichtig: Das Geschäft ist sehr riskant, die Gewinne gehen zurück und der freie Cashflow ist negativ.

Die Douglas Holding hat mit +/- 0% keine glänzende Entwicklung hinter sich. Es ist fraglich, ob der einstmals sehr erfolgreiche Einzelhändel sich auf die neue Zeit umstellen kann.

Hugo Boss (+29%) ist nicht uninteressant. Die Aktie ist allerdings ziemlich volatil, was man von einem Markenartikler nicht erwarten sollte. Der freie Cashflow ist allerdings derzeit negativ – Warren Buffett würde da nicht investieren. Ich dann auch nicht.

Fresenius AG (+20,7%). Bei einem Marktwert von 2,8 Mrd. € und einem voraussichtlichen Gewinn von 200 Mio. € für das Jahr und einem freien Cashflow von wahrscheinlich 400 – 500 Mio. € ist bei der Muttergesellschaft der im DAX notierten Fresenius Medical Care wahrscheinlich noch Luft drin. Das Unternehmen notiert immer noch unter 50% seines Hochs aus dem Jahr 2000.

Beim Autozulieferer Beru (+18%) ist die Venture-Kapitalgesellschaft Carlyle Group investiert. Der freie Cash Flow ist negativ, da das Unternehmen hohe Investitionen tätigt (man muss dem Kapitalmarkt ja Wachstum suggerieren). Auch der Forderungsbestand steigt deutlich an. Wenn Sie darauf spekulieren, dass Carlyle einen guten „Exit“ schafft, können Sie es ja Carlyle gleichtun und sich am Kapital der Gruppe beteiligen. Ich mache es nicht.

Fraport (+15%) finde ich mittlerweile interessanter. Zwar entspricht das Unternehmen nicht ganz den Königskriterien (es sind hohe Investitionen notwendig), aber der Airport ist strategisch in der Mitte Europas und auch für die Routen zwischen Amerika, Afrika und Asien gut positioniert. Zudem wird ein freier Cashflow erwirtschaftet. Bei einem KGV von über 20 ist die Aktie aber nicht billig. Der Kursverlauf des oft gelobten Autozulieferers Leoni musste in diesem Jahr einen Dämpfer hinnehmen (+/- 0% seit August 2003). Das Wachstum könnte sich vielleicht fortsetzen, allerdings schrecken schwache Margen und ein schwacher Cashflow.
Die Deutsche Postbank bleibt auf Dauer ein Übernahmekandidat. Sie alleine deswegen zu kaufen, wäre etwas kurz gesprungen.
Hypo Real Estate hat einen fulminanten Start hingelegt. Man sollte aber nicht vergessen, warum die HVB das Geschäft ausgegliedert hat: Nämlich um sich von der riskanten Gewerbeimmobilienfinanzierung zu trennen.

MLP, Stada und Beiersdorf haben in diesem Jahr alle enttäuscht. Langfristig kann man aber noch mit diesen Unternehmen rechnen. Beim nächsten Mal erhalten Sie einen Kurzüberblick über den TecDAX.

Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen
Ihr
Prof. Dr. Max Otte

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Den Titel als Dipl.-Volksw. erhielt Max Otte 1989 durch den erfolgreichen Abschluss des Studiums an der Universität Köln. 1991 erlangte er den Titel Master of Arts in Public Affairs an der...


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