Sparen, Anlegen, Spekulieren?

Montag, 18.01.10 16:05

„Kann man … jetzt noch kaufen?“ Auch für die so sympathischen, wissbegierigen Sachsen ist dies aktuell die wichtigste Frage. Es hat sich offenbar nichts geändert. In jedem Vortragssaal, ja in jeder Ecke des Kongresszentrums an der Elbe sammelten Privatanleger aller Altersgruppen eifrig Tipps der Experten, schnüffelten nach noch verborgenen Performance-Chancen. Dazu passte, dass auf der Liste der Aussteller des Dresdner Börsentags die Repräsentanten der Moderne einen Schwerpunkt bildeten – trotz des kritischen Lichts, in dem sie seit dem Ausbruch der Finanzkrise und den bitteren Erfahrungen mit Lehman-Zertifikaten stehen. Enttäuschend dagegen die Präsenz der Investmentbranche.

Immerhin, simples Buy-&-Hold ist für die meisten kein Thema mehr, denn private Anleger sammeln mit der zunehmenden Erfahrung auch die Erkenntnis, flexibel handeln zu müssen, wenn sich der Wind in einer Anlageklasse oder innerhalb einer Branche dreht. Inzwischen nickt auch die Mehrheit der Zuhörer mit den Köpfen, wenn ich eindringlich schildere, wie wichtig das Verkaufen-Lernen ist: Selbstkritisch wird zugegeben, dass das Kaufen eigentlich ganz einfach sei, das konsequente Begrenzen von Kursverlusten aber umso schwerer falle. Und noch schwieriger scheint es zu sein, den Privaten die schier grenzenlosen Möglichkeiten nahe zu bringen, von jedem Börsentrend profitieren zu können. Heutzutage bedeutet die alleinige Konzentration auf den „Long-only“-Ansatz, die vielfältigen Chancen fallender oder sogar stagnierender Kurse auszulassen.

Beweglicher zu werden, heißt aber nicht, die längerfristigen Trends aus dem Auge zu verlieren. Und diese Aufgabe haben viele Anleger noch nicht gelöst – mangels Selbstkritik und Selbstdisziplin. Man betont zwar gerne, über Jahre hinweg zu planen, gerät aber leicht in Panik, wenn der Markt einmal in die „falsche“ Richtung geht. Ja, was denn nun, werden Sie vielleicht fragen – schnell aussteigen bei Verlusten oder Verluste aussitzen? Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch aussieht, ist letztlich der Appell, jeder Anleger möge sich doch darüber im Klaren werden, was er wirklich will – und danach handeln. Die Verlustbegrenzung muss doch nicht gleich Abschied von der Anlage bedeuten. Sie ist eine kurzfristige Vorsichtsmaßnahme, der sich der Wiedereinstieg im Falle einer Bestätigung des Trends anschließen kann. Ich behaupte jedoch:

Es gibt viel mehr Spekulanten als es den Anschein hat, denn nicht jeder Private will sich als Zocker outen. Dabei ist Spekulation etwas ganz Natürliches, ein elementarer Bestandteil aller Märkte. Ungesund ist lediglich, wenn die Mittel strategisch undifferenziert eingesetzt werden. Erinnern Sie sich an die zweite Hälfte der 90er Jahre, als viele Bundesbürger selbst das Gesparte in heiße Aktien des Neuen Markts umleiteten? Genauso unsinnig ist es, Crash geschädigt den Kapitalmärkten den Rücken zuzukehren und überängstlich alles in die Sparstrümpfe zu stecken. Deshalb:

Trennen Sie das Sparen, Anlegen und Spekulieren im Kopf wie im Topf – definieren Sie den Anteil der jeweiligen Strategie und handeln Sie über entsprechend getrennte Konten! Beispiele: Man kann Gold als langfristig sinnvolle Kapitalanlage erachten, aber kurzfristig auf Preiskorrekturen nach unten spekulieren. Ähnliches gilt für Öl. Ich halte die Aktien des Pharmasektors, insbesondere führender Generika-Hersteller nach wie vor für überdurchschnittlich interessant (etwa die israelische Teva Pharmaceutical Industries), weil deren Märkte global weiter enorm wachsen werden. Solche Werte sollten aber eher zu den Kernelementen eines langfristigen internationalen Depots gehören. Andererseits eignen sich Anbieter von Nacktscannern wie L-3 Communications eher zur kurzfristigen Spekulation, weil angesichts der kontroversen Diskussionen über deren Einsatz in Flughäfen bis auf weiteres offen bleibt, ob diese Hightech-Maschinen überhaupt zum Einsatz kommen.

Machen Sie auf jeden Fall weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr
 
Hermann Kutzer
 
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