Sehr geehrte Privatanleger,
seitdem ich Ende September den MDAX unter die Lupe genommen habe, ist der
Index um gut 10% gestiegen. Damals erreichte der zweite deutsche Index
gerade ein All-Time-High. Immer noch eilt der MDAX von Rekord zu Rekord. Wie
steht es um die einzelnen Werte?
Die Liste wird angeführt durch MPC Capital (+81% in einem Jahr), einem
Finanzdienstleister der vor allem geschlossene Fonds initiiert und
vertreibt. In den letzten Jahren sind die Anleger mit MPC sehr gut gefahren,
auch eine Dividendenrendite von satten 7,17% kann sich sehen lassen.
Dennoch: das Potenzial dürfte langsam raus sein. Auch ist die Branche der
geschlossenen Fonds ein deutsches Sondermodell.
Die zweitplatzierte Techem (+78%) – ein Dienstleister in der Stromabrechnung
mit 600.000 Kunden und 36 Mio. Geräten – habe ich am 22.10.04 analysiert und
eine vorsichtige Empfehlung ausgesprochen. Seitdem ist das Unternehmen um
50% gestiegen. Zwar sind bei der gegenwärtigen Euphorie noch weitere
Kurssteigerungen drin, aber derzeit ist Techem überbewertet. Die
Unternehmensqualität stimmt jedoch.
Mit Salzgitter (Stahl, +67%), Heidelbergcement (Zement, +63%), Norddeutsche
Affinerie (Kupfer, +62%) und K+S (Kali und Salz, +55%) folgen auf der
Gewinnerliste gleich vier rohstoffnahe Werte. Dies zeigt: Sie müssen nicht
den vollmundigen Versprechungen der Finanzbranche folgen und
Rohstoffzertifikate kaufen. Auch so solide und früher eher als „langweilig
belächelte Investments wie MDAX-Werte machen satte Gewinne möglich. Wir
favorisieren Salzgitter und K + S . Finanzvorstand Heinz Jörg Fuhrmann der
Salzgitter AG hat mir ein Interview zugesagt.
Krones (+50% in einem Jahr), der Weltmarktführer für Getränkeabfüllanlagen,
hat ein hervorragendes Jahr hinter sich. Dennoch ist mir das Geschäft zu
hart, um in Krones zu investieren.
Hugo Boss (+47%) ist ein Dauerbrenner des MDX, derzeit aber fair bewertet.
Die Unternehmensstrategie stimmt, so dass sich Boss auch als Langfristanlage
eignet.
Immobilienaktien liegen im Trend. Seitdem ich am 22.10.04 die Deutsche
Euroshop AG und am 26.11.04 die Deutsche Wohnen im PRIVATINVESTOR
vorgestellt habe (nutzen Sie unsere Archivfunktion), stieg die Deutsche
Euroshop um 10%, und die Deutsche Wohnen, die als Nebenwert nicht im MDAX
vertreten ist, um gut 15%. Deutsche haben immer noch zu viel Geld in
Immobilien und Immobilienfonds. Obwohl dies gegen die Immobilie spricht,
sind Immobilienaktien aufgrund der größeren Transparenz prinzipiell
interessant. Umso wichtiger ist es, solide Werte zu erwischen. Die Deutsche
Euroshop und die Deutsche Wohnen gehören dazu. Mit Dividendenrenditen von
4,98% (Deutsche Euroshop) und 5,22% (Deutsche Wohnen) werfen beide Werte
zudem einen hohen laufenden Ertrag ab. Aus meiner Sicht können Sie immer
noch investieren. Weitere MDAX-Immobilienaktien sind die IVG Immobilien und
die Hypo Real Estate. Bei WCM Beteiligungs- und Grundbesitz muss man
allerdings vorsichtig sein.
Zwischen +30% und +40% liegen Merck KgaA, Schwarz Pharma, Rheinmetall,
Fielmann, Celesio, Rhön Klinikum, EADS und Fresenius. Bis auf Rheinmetall,
EADS und Rhön Klinikum, deren Geschäft schwer zu berechnen ist, sind alle
für die Langfristanlage geeignet. Fielmann, Fresenius und Celesio könnten
sogar kurzfristig weiter steigen.
Dauerstar Puma hat mit +15% im letzten Jahr nur noch einen mittleren Platz
in der MDAX-Hitliste eingenommen. Mit einem KGV von 12 ist Puma nicht teuer.
Es ist aber die Frage, ob das Unternehmen angesichts der hohen Konkurrenz
und der Modeabhängigkeit seines Geschäfts die hohen Margen wird halten
können. Ich gehe von einer Verschnaufpause aus.
Unter den zurückgebliebenen Werten des MDAX gibt es einige mit hoher
Unternehmensqualität. Das ist für Langfristanleger interessant: Douglas
Holding (+12%) – dieser Retailer macht fast alles richtig. Mit
Spezialkonzepten ist man strategisch richtig positioniert und 3,68%
Dividendenrendite sind auch nicht zu verachten. Die depfa-Bank (+8,65%)
hatte in den letzten Jahren eine hervorragende Entwicklung. Allerdings gibt
es in dem Geschäft auch einige Risiken. AWD (+2,89%) und MLP (25,12%)
gehören zu meinen Dauerempfehlungen – auf dem jetzigen Niveau werden Sie mit
beiden langfristig viel Freude haben. Stada (-13,65%) kommt wieder. Die
Deutsche Postbank ist unter Fusionsgesichtspunkten nicht uninteressant und
wirft 3,82% Dividendenrendite ab. Beiersdorf (-7,64%) ist solide, aber immer
noch zu teuer. Langfristig könnte die Unabhängigkeit bedroht sein, dann
würde das Unternehmen im Rahmen einer Fusion interessant.
Der größte Flopwert – Medion (-52%) – ist riskant. Der zweitgrößte Flop –
KarstadtQuelle (-48%) – hat jetzt ein Niveau erreicht, bei dem unter
Turnaround-Gesichtspunkten 20-40% drin sein könnten. Eine solide
Langfristanlage ist KarstadtQuelle aber nicht.
Ich wünsche Ihnen gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
www.privatinvestor.de
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