FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der jüngsten Erholung am deutschen Aktienmarkt haben es die Anleger am "Black Friday" ruhig angehen lassen. Der
Dax verlor zuletzt 0,1 Prozent auf 23.746 Punkte. Damit steuert der
deutsche Leitindex auf ein etwa dreiprozentiges Wochenplus zu. Der eigentlich gute Börsenmonat November würde aber immer noch mit einem Abschlag von knapp einem Prozent zu Ende gehen.
Für den
MDax mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es am Freitagvormittag um 0,1 Prozent auf 29.554 Zähler aufwärts. Der Eurozonen-Index
EuroStoxx 50 sank um 0,1 Prozent.
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Dax konsolidiert auf hohem Niveau. Auffällig ist das Ausbleiben von Gewinnmitnahmen. Anleger setzen offenbar darauf, dass die Thanksgiving-Rally nach dem Feiertagshandel in den USA noch etwas weiterlaufen kann. Diese Stabilisierung ist positiv und erzeugt Vertrauen, dass die Kurskapriolen des Novembers tatsächlich hinter uns liegen könnten", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl von der Consorsbank.
"Die Hoffnung auf einen Waffenstillstand in der Ukraine hat die Stimmung in Europa verbessert", konstatierte Aktienstratege Emmanuel Cau von der Barclays Bank. Die Risikobereitschaft komme zurück, auch wegen neu entfachter Hoffnung auf eine Zinssenkung der Fed im Dezember und den wieder anziehenden Kursen im Technologiesektor. Er glaubt, dass ein Waffenstillstand ein großes Extremrisiko für Europa beseitigen und die Anleger dazu zwingen würde, über die positiven Aspekte einer weiteren Deeskalation nachzudenken.
Neue Impulse aus den USA könnten am Freitag mau bleiben, denn dort wird nach dem Feiertag Thanksgiving nur verkürzt gehandelt. An dem für das Weihnachtsgeschäft wichtigen "Black Friday" stehen Shopping-Schnäppchen im Fokus. An den New Yorker Börsen nutzen viele Anleger diese Zeit für ein verlängertes Wochenende.
Mit einem Kursplus von 1,7 Prozent war die Aktie der Deutschen Börse Spitzenreiter im
Dax. Wie seit gestern bekannt ist, spricht mit dem Fondsvertriebsspezialisten Allfunds über eine Übernahme. Es gibt eine unverbindliche Offerte. Tom Mills vom Analysehaus Jefferies sprach in diesem Zusammenhang von einer deutlich besser passenden Branchenlogik als bei der früheren Offerte des Konkurrenten Euronext für
Allfunds. Er geht davon aus, dass dadurch das Ergebnis je Aktie der Deutschen Börse im mittleren einstelligen Prozentbereich gesteigert wird. Allerdings sei das Ausmaß der Synergien aus der Übernahme noch unklar.
Die Aktien von Delivery Hero setzten ihre jüngste Erholung mit einem Kurssprung von 8,0 Prozent fort. Der Essenlieferdienst stehe unter dem Druck mehrerer Großaktionäre, einen Verkauf des Unternehmens oder von Geschäftsteilen in Betracht zu ziehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die kolportierten Forderungen nach einem Strategiewandel und einer Branchenkonsolidierung zeigten, dass sich etwas tue, kommentierte Barclays-Analyst Andrew Ross. Er habe seit Monaten darauf hingewiesen, dass der Status Quo bei
Delivery Hero nicht haltbar sei.
Die am Vortag neu angefachten Übernahmespekulationen rund um Puma werden am Freitag etwas nüchterner gesehen. Zuletzt sank der Kurs des Sportartikelherstellers um 2,9 Prozent. Tags zuvor hatte es einen Kurssprung um fast 19 Prozent gegeben. In diesem Jahr liegen die
Puma-Aktien immer noch mit mehr als der Hälfte im Minus.
Die Aktien von
Wacker Chemie fielen nach einem kritischen Analystenkommentar am
MDax-Ende um 3,8 Prozent und dampften ihren Vortagesgewinn von 3,3 Prozent wieder ein. Die US-Bank JPMorgan stufte die Wacker-Aktie von "Neutral" auf "Underweight" ab und senkte das Kursziel von 60 auf 50 Euro. Analyst Chetan Udeshi glaubt, dass das Geschäft mit dem Halbleiterrohstoff Polysilizium wegen eines massiven Überangebots an Wafern in der Lieferkette die nächste Sparte Spezialchemie-Unternehmens sein wird, die unter Druck gerät.
Udeshi senkte auch sein Anlagevotum für Evonik von "Overweight" auf "Neutral" und das Kursziel von 20 auf 14 Euro. Er reagierte damit auf den zyklischen und strukturellen Druck, unter dem der Spezialchemiekonzern steht. Der Experte kappte deshalb seine Ergebnisprognosen für die Jahre 2026 und 2027. Die
Evonik-Papiere verloren 1,3 Prozent./edh/mis
Quelle: dpa-AFX