Donald J. Trump
„Größtes Comeback aller Zeiten“
Für manchen heimischen Beobachter wird der deutliche Wahlsieg von Donald J. Trump überraschend gewesen sein. Diese Überraschung hat systemische Ursachen. Denn die hiesigen Großmedien hatten einen derart starken pro-Harris-Bias, dass sie eher Teil des Wahlkampfteams der Demokraten zu sein schienen, denn neutrale Berichterstatter.
Auch jene, die wir mit unseren Zwangsgebühren alimentieren, waren keineswegs neutraler. Kostprobe aus der Tagesschau: „Entweder zieht mit Kamala Harris zum ersten Mal eine Frau ins Oval Office ein oder mit Donald Trump zum ersten Mal ein verurteilter Straftäter.“ Wenn dieses Kindergartenniveau nicht so traurig wäre, müsste man über solche Formate herzlich lachen. Lächerlich ist es allemal, was dort inzwischen geboten wird.
Da wurden im Vorfeld reihenweise „Experten“ vor die Kameras gezerrt, deren Analysen sich im Wesentlichen auf Wunschdenken und Anti-Trump-Aktivismus beschränkten. Informiert wurde man dort jedenfalls nicht in einer Weise, die für den Empfänger einen echten Mehrwert geschaffen hätte. Auch die Warnungen – etwa „IW rechnet bei Trump-Sieg mit riesigem Minus für deutsche Wirtschaft“ – erwiesen sich bislang als substanzlos. Selbst der DAX legte zur Eröffnung nach der Wahl erst einmal um mehr als 1% zu, obwohl es hier genügend hausgemachte Probleme gibt, weshalb der Index im weiteren Verlauf wieder abbröckelte (s.u.). Die vom Mainstream herbeigesehnte Panik blieb jedenfalls aus.
Das Versagen der Großmedien ist allerdings nicht auf Deutschland beschränkt. Auch in den USA sind die Fernsehnetzwerke und Printmedien überwältigend pro Harris gewesen. Dass im Vorfeld ein Kopf-an-Kopf-Rennen imaginiert wurde, ist aber wohl nicht nur der Haltung aktivistischer Journalisten zu verdanken. Es könnte ein handfestes wirtschaftliches Kalkül dahinterstecken. Eine Wahl, die von vornherein als entschieden gilt, lockt schließlich keine Zuschauer vor die Bildschirme. Gut möglich, dass die Spannung also künstlich hochgehalten wurde, um Einschaltquoten und Werbeeinnahmen zu sichern.
Wer allerdings so arbeitet, erweist sich auf Sicht einen Bärendienst. Informationen, die keine sind, werden künftig nicht mehr ernstgenommen. Ist die Glaubwürdigkeit verspielt, wird sie nur schwer wieder herzustellen sein. Wer mag sich schließlich die Welt von Leuten erklären lassen, die sie entweder selbst nicht verstehen oder ganz grundsätzlich nicht verstehen wollen? Eigentlich war Kamala Harris von Anfang an keine ebenbürtige Gegnerin. Noch aus ihrer Zeit als Senatorin galt sie als für US-Verhältnisse weit links.
Selbst in der eigenen Partei war sie so unbeliebt, dass sie bei echten Vorwahlen – so wie in der Vergangenheit – chancenlos gewesen wäre. Hätte sie der kaum noch amtstaugliche Joe Biden nicht auf dem kleinen Dienstweg in Stellung gebracht, hätten wir nicht mehr viel von ihr gehört.
Auf die Medien konnten sich die Demokraten aber – wie immer – verlassen, denn die legten unmittelbar nach Bidens Rückzug den Schalter um. Von da an war die Frau schon deshalb die Idealbesetzung für das Amt, weil, nun ja, weil sie eine Frau war. Nennenswerte weitere „Errungenschaften“ konnten trotz bemühter Suche nicht ausgemacht werden. Dennoch wurde sie zur Hoffnungsträgerin stilisiert – ein Zerrbild, das mit der Realität praktisch nichts zu tun hatte.
Es ist dieser nervige, faktenbefreite 24/7-Aktivismus des Mainstreams, der diesmal die eigentliche Niederlage erlitten hat – und die ist historisch. Alles kann man dem Wähler wohl doch nicht mehr vorsetzen. Ob sich der Mainstream davon erholen wird, bleibt abzuwarten. In der EU, besonders in Deutschland, zeichnet sich als Reaktion schon jetzt ein trotziges „Jetzt erst recht!“ ab. Politische Rückendeckung hat der Haltungsjournalismus also weiterhin, ansonsten würde er eher weniger vermisst.
Die zweite große Blamage fuhren die Umfrageinstitute ein, die bis zum Schluss von einem offenen Wahlausgang schwadronierten. Dabei zeigten die Wahlbörsen seit Wochen einen immer wahrscheinlicheren Wahlsieg Trumps an. Nach dem TV-Duell zwischen Harris und Trump neigte sich die Waagschale unaufhörlich zu Gunsten Trumps, auch wenn medial unverdrossen darauf bestanden wird, dass sich Harris gut geschlagen habe.
Mit Trump gelingt einem ehemaligen Unternehmer der Wiedereinzug ins Weiße Haus. Zu einem seiner stärksten Unterstützer wurde X-Chef Elon Musk, der aktuell die vielleicht sichtbarste Unternehmerpersönlichkeit weltweit ist. Die Verbindung tut auch dessen Plattform X gut, gegen die in der EU bereits die Messer gewetzt wurden, die aber per Saldo schnellere und verlässlichere Informationen für jene liefert, die erwachsen genug sind, sich eines solchen Instruments zu bedienen. Vermutlich ist sie dem etablierten Medienbetrieb vor allem deshalb ein Dorn im Auge.
Damit sind wir beim Thema der Börsenreaktion, der wir grundsätzlich mehr Aussagekraft zutrauen als den ganzen Kommentaren, die da unablässig und ohne „skin in the game“ herausgeschwätzt werden. Das regelrechte Wirtschaftsdesaster, das dort für einen Trump-Sieg prognostiziert wurde, wird an den Börsen derzeit nicht gesehen. Selbst der DAX (s.o.) reagierte zunächst positiv. Allerdings lasten hier auch die aktuellen Nachrichten schwer. Schon jetzt geben Volkswagen, Audi und zuletzt BMW dramatische Einbrüche beim Gewinn bekannt, obwohl neue US-Zölle bislang nicht mehr als eine Befürchtung sind. Sollte andererseits eine wirtschaftskompetente US-Regierung tatsächlich Aufschwungskräfte entfesseln, was angesichts der Verschuldung durchaus fraglich ist, könnte auch der Rest der Welt von einer brummenden amerikanischen Konjunktur profitieren.
Aber natürlich spielt dann die Musik vor allem in den USA selbst, während in Europa allenfalls ein paar Krümel herunterfallen werden. Trump steht für eine klare Pro-USA-Agenda („Make America Great Again“) und im Moment sieht es so aus, als könnte er seine Ideen in den ersten zwei Jahren seiner Amtszeit weitgehend ungehindert durchsetzen. US-Aktien sollten also deutlich positiver auf dieses Szenario reagieren als etwa die deutschen. Die ersten Reaktionen der Indizes scheinen diese Einschätzung zu bestätigen. Auch der US-Dollar gehört zu den frühen Profiteuren der Entwicklung und konnte sich deutlich befestigen. Äußerst positiv reagierte der Bitcoin. Trump hatte sich wesentlich klarer und positiver zum Ur-Krypto positioniert als Harris. Musk ist ohnehin äußerst technologieaffin und klar „pro Krypto“ – wohlgemerkt sind damit private Kryptos gemeint und nicht die digitalen Zwangs- und Überwachungsgelder, welche die Zentralbanken an den Start bringen.
Einer der größeren Verlierer ist erst einmal der Goldpreis. Das erklärt sich zum einen über die bekannte Gegenläufigkeit zwischen Gold und US-Dollar. Zum anderen werden mit Trump Hoffnungen auf Frieden verbunden, da dieser schon in der ersten Amtszeit keine neuen Konflikte befeuerte. Zudem traut man ihm einen Draht in den Kreml zu, was vergleichsweise schnell zu direkten Gesprächen zwischen den USA und Russland führen könnte. Andererseits ist bei Trump nicht ansatzweise zu sehen, wie die USA das massive Haushaltsdefizit in den Griff bekommen wollen. Gold bleibt perspektivisch also eine wichtige Versicherung gegen die Wechselfälle des Anlegerlebens.
Etwas Ungemach könnte für Impfkonzerne wie Pfizer und BioNTech anstehen, ist mit Robert F. Kennedy jr. doch ein prominenter mRNA-Skeptiker im Trump-Boot. Sollte Kennedy („Make America Healthy Again“ – MAHA) gar das Gesundheitsministerium übernehmen, könnte es in den USA zur überfälligen Aufarbeitung der Corona-Jahre kommen – mit weitreichenden Konsequenzen auch für die WHO, aus der Trump schon 2020 aussteigen wollte. Dass es mit der Gesundheit der übergewichtigen Nation seit Jahrzehnten nicht zum Besten steht, unterstreicht den Korrekturbedarf in diesem Bereich.
Am DAX zerren derzeit mehrere Kräfte. Die US-Wahl haben wir bereits ausgiebig besprochen. Zudem warteten die deutschen Autokonzerne schon jetzt mit grottenschlechten Zahlen auf (s.o.). Doch das muss noch nicht das Ende der Hiobsbotschaften in diesem Bereich gewesen sein. Sollte es tatsächlich zu US-Strafzöllen gegen die heimischen Kfz-Hersteller kommen, bliebe der Sektor unter Druck. Schon heute wird die negative Gemengelage intensiv eingepreist, der DAXsector Automobile gibt um mehr als -5% nach. Obwohl der DAX-Anteil dieser Branche lange nicht mehr so hoch ist wie früher, lastet der Kursrückgang auf einem so positiv begonnenen Indextag. Ein klares Plus für den DAX ist dagegen die Stärke des US-Dollars, die der deutschen Exportwirtschaft generell guttut.
Andererseits ist das Gezerre in der deutschen Regierungskoalition weiter belastend. Die Märkte schöpften über das Wochenende bereits Hoffnung, dass die FDP dem Treiben nun zeitnah den Stecker ziehen könnte. Das „Wirtschaftswende“-Papier wurde im Sinne des Lambsdorff-Papiers von 1982 als Aufforderung zur Politikwende aufgefasst. Uns erreichten zuverlässige Informationen, dass die FDP noch diese Woche den Ausstieg aus der ungeliebten Koalition vollziehen werde.
Mit dem deutlichen Trump-Wahlsieg wird aktuell jedoch ein weiteres Narrativ gesponnen. Wieder einmal soll Deutschland die „Fehler“ der Amerikaner als Retter der freien Welt korrigieren. Solche, besonders aus Kreisen der Grünen gesponnenen Erzählungen erinnern an die erste Trump-Präsidentschaft, als der deutsche Medienmainstream ausgerechnet Angela Merkel in der Rolle der Retterin sah. Bei der Ampel-Koalition ist ein solches Ansinnen aber besonders absurd, hat sie doch erkennbar mehr als genug mit sich selbst zu tun.
Fazit
Amerika hat gewählt, der Hauptverlierer ist nicht die eilig aus dem Hut gezauberte Kamala Harris, sondern der (deutsche) Medienmainstream, der seine Aufgabe weniger im Informieren als in strammer Haltung zu sehen scheint.
Ralf Flierl, Ralph Malisch
smartinvestor.de
Quelle: Smart Investor