Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich noch, was Sie am Abend des 9. November 1989 gemacht haben? Ich bin damals in meiner Rosenheimer Studentenbude ungläubig vor dem Fernseher gesessen und hab dann gleich am 10. November in jugendlicher Unbekümmertheit in meinem Börsenbrief den Beginn einer Super-Hausse angekündigt.
Es ist durchaus erheiternd, mit 20 Jahren Abstand seine eigenen Zeilen und Gedanken zu lesen (erst recht mit Blick auf ein Layout, das damals mit Schere und Klebstoff erstellt wurde). So stand z.B. im Börsentelegramm vom 21. November 1989: „Den Regierenden der DDR schwebt momentan eine Planwirtschaft mit marktwirtschaftlichen Elementen vor. Doch die ist utopisch. Ein ‚bisschen Marktwirtschaft‘ ist ebenso unmöglich wie ein ‚bisschen Schwangerschaft‘ " ... Vielleicht erinnern Sie sich noch an die damalige Börse:
1989 war bis September ein grandioses Börsenjahr gewesen, denn der Dax hatte von 1335 zu Jahresanfang bis 1657 Punkte und damit um 24% haussiert. Dann kam es am Freitag, dem 13. Oktober, aus nichtigem Anlass zum Mini-Crash an der Wall Street. Der Dow Jones verlor 6,9%, und das war der größte Tagesverlust seit dem großen Crash am 19. Oktober 1987. In Deutschland hatten die Börsen zu diesem Zeitpunkt längst geschlossen, denn der Handel fand damals lediglich zwischen 11.30 und 14.00 Uhr statt. Dementsprechend waren schwächere Kurse zu Wochenbeginn vorprogrammiert. Aufgrund einer Unmenge unlimitierter Verkaufsaufträge wurde daraus ein regelrechter Orkan, der den Deutschen Leitindex von 1589 auf nur noch 1385 Punkte zurück katapultierte. An diesem 16. Oktober verlor der Dax 12,8% und das bedeutete den bis heute größten Tagesrückgang der Geschichte. Das war es mit der Panik dann aber auch schon wieder:
Beflügelt von der Mauer-Euphorie hatte sich der Dax bis 09. November 89 schon wieder auf 1463 Punkte erholt. Danach kannten die Kurse tatsächlich kein Halten mehr und haussierten bis Jahresende auf 1790 (+22% in sieben und +29% in neun Wochen). Im März 1990 bildete der Dax seinen Hochpunkt bei 1968 Punkten, womit die Börse innerhalb von fünf Monaten 42% gewann. Dann verflüchtigte sich die Wiedervereinigungs-Euphorie aber auch schon wieder. Der Dax verlor ein Drittel seines Wertes, und es sollte noch drei Jahre dauern, bis die 2000er-Marke überwunden werden konnte. Die Lehre daraus:
Sie können noch so sehr von einer Börsen-Vision überzeugt sein, aber Sie dürfen Ihre Transaktionen nur danach ausrichten, was die Kurse tatsächlich machen, müssen also emotionslos den Trends folgen. Der Dax notiert heute z.B. mehr als 300% über dem Tief von 1989, der japanische Nikkei-Index aber 75% unter dem 89er-Hoch (damals 39.000 Punkte!). Wer hätte das gedacht?
Mit bester Empfehlung
Ihr
Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief
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