FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit Käufen haben Investoren am deutschen Aktienmarkt am Mittwoch auf den sich deutlich abzeichnenden Sieg Donald Trumps bei der US-Präsidentschaftswahl reagiert. Der
Dax legte gegen Mittag um gut ein Prozent auf 19.470 Punkte zu. Zwischenzeitlich war das Börsenbarometer noch stärker gestiegen und hatte sogar Kurs auf ein Rekordhoch genommen.
Donald Trump gewann nach Erhebungen und Prognosen amerikanischer Medien die Präsidentschaftswahl in den USA. Trump stellte für seine zweite Amtszeit unter anderem hohe Einfuhrzölle und Steuersenkungen in Aussicht.
"Es war wohl wieder einmal die Wirtschaft, die den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen im Wesentlichen entschieden hat", vermutet Robert Greil, Chefstratege beim Bankhaus Merck Finck. So hätten viele Amerikaner die stark gestiegenen Preise beklagt.
Der
MDax der mittelgroßen Börsenwerte stieg am Mittwoch um 0,6 Prozent auf 26.718 Zähler. Der
EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann ein Prozent hinzu.
Im deutschen Aktienhandel ist nach der Wahl in den USA der Automobilsektor klarer Verlierer. Hier befürchten Anleger Strafzölle der USA auf deutsche Importe. Die Kursverluste reichen von 3,7 Prozent bei Mercedes-Benz über 5 Prozent für
BMW bis zu 6 Prozent bei der
Porsche AG . Bei
BMW kommt erschwerend eine enttäuschende Quartalsbilanz der Münchener hinzu, die einen massiven Gewinneinbruch erlitten haben.
Deutlich besser kamen bei Investoren die Geschäftsberichte von Siemens Healthineers und Fresenius an. Aktien von Siemens Healthineers führten mit plus 6,5 Prozent den
Dax an, knapp vor Fresenius mit plus 5,8 Prozent.
Bei Siemens Healthineers hätten einige Anleger ein Verfehlen der Ziele befürchtet, das sei jedoch nicht eingetreten, schrieb Analyst Graham Doyle von der Schweizer Bank UBS. Fresenius wurde mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr optimistischer. Aktien der Dialyse-Beteiligung FMC gewannen 6,4 Prozent.
In der zweiten Reihe im
MDax wurde der Quartalsbericht des Software-Dienstleisters Teamviewer abgestraft. Die Papiere brachen um 11 Prozent ein. Auch die Kurse von Evonik und Puma gerieten nach den Quartalsberichten der beiden Unternehmen unter Druck.
In der dritten Reihe im
SDax brachen Evotec -Aktien um 15 Prozent ein nach unerwartet schwachen Geschäftszahlen. Ein operativer Rekordgewinn des Anlagenbauers Kontron ließ den Kurs der Aktien um 13 Prozent nach oben schnellen.
Gemieden wurde die Branche der Erneuerbaren Energien. Hier könnte sich der Wahlausgang in den USA negativ auswirken, denn Donald Trump ist eher als Befürworter der herkömmlichen Energiequellen bekannt. RWE verloren 3 Prozent,
Nordex 6 Prozent und SMA Solar sogar 10 Prozent.
Im Streit der Ampel-Koalition über den Haushalt und die Wirtschaftspolitik kommt es am Mittwoch zum Showdown. In einer Sitzung des Koalitionsausschusses wird sich zeigen, ob SPD, Grüne und FDP noch eine Grundlage für ihre weitere Zusammenarbeit finden. Seit Wochen wird darüber spekuliert, dass die Ampel in diesem Herbst platzen und es im März eine vorgezogene Neuwahl geben könnte. Mit konkurrierenden Wirtschaftsgipfeln und Strategiepapieren der Koalitionspartner hatte sich die Lage in den letzten Tagen zugespitzt.Sollte es am Mittwoch oder in der Nacht zu Donnerstag nicht zu einer Einigung kommen, sind verschiedene Szenarien eines Endes der Ampel-Koalition denkbar - von einem Ausstieg der FDP aus der Regierung bis zur Herbeiführung einer Neuwahl des Bundestags über eine Vertrauensfrage des Kanzlers im Parlament.
Einhellig sind die Reaktionen der Opposition mit Blick auf die Lage der Koalition: "Die Ampel muss jetzt staatspolitische Verantwortung übernehmen, nämlich die Sache zu beenden", sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nach Sitzungen der CDU-Spitzengremien in Berlin. Deutschland brauche einen Neustart. Es müsse so schnell wie möglich zu einer Neuwahl kommen. CSU-Generalsekretär Martin Huber forderte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Eingreifen auf: "Es ist höchste Zeit, dass der Bundespräsident den Streithähnen klarmacht, dass es Zeit für Neuwahlen ist."
AfD-Chefin Alice Weidel schrieb bei X: "Deutschland braucht keine Koalition, die sich auf Therapiesitzungen mit sich selbst beschäftigt, sondern eine Regierung, die den wirtschaftlichen Absturz unseres Landes stoppt!" BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sagte "Welt": "Die Woche der Entscheidungen sollte zur Scheidungswoche der Ampel werden. Ein viertes Ampel-Jahr würde für die Wirtschaft unumkehrbare Verwerfungen bedeuten und millionenfach Wohlstand vernichten."
Die Ampelkoalition wird nach Ansicht des ehemaligen Bundeswirtschafts- und Außenministers Sigmar Gabriel trotz der aktuellen Konflikte "bis zum Ende" weitermachen. "Ich glaube, dass die alle vor einer Sache Angst haben: Das sind Neuwahlen", sagte der ehemalige SPD-Politiker in der ARD-Sendung "Caren Miosga". Er glaube deshalb nicht, dass die Koalition zerbreche.
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Quelle: dpa-AFX