Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
die Prognosesaison hat ihren Höhepunkt erreicht. Täglich erreichen mich neue Analysen und Vorschauen, die sich inhaltlich immer mehr annähern. Auch 2014 verspricht ein guter Aktienjahrgang zu werden (
mehr...). Was das für Dow, Dax & Co. konkret bedeutet, wird naturgemäß unterschiedlich beurteilt. Nur eine kleine Minderheit sieht unseren Leitindex im kommenden Jahr nicht deutlich oberhalb der „magischen Marke“ von 10.000 Punkten, so jedenfalls meine Zwischenbilanz. Dagegen gewinnt man in Gesprächen mit Börsianern und durch Beobachtung der täglichen Kursverläufe den Eindruck, als verliere die Frage Jahresschluss-Rallye oder Konsolidierungsphase an Bedeutung. Das heißt allerdings nicht, geschätzte Anleger, dass man stärkere Ausschläge nach beiden Seiten für die verbleibenden Wochen ausschließen könne.
Die aktuelle Stimmungslage ist differenziert, wie aus dem am Mittwochabend vorgelegten Wochenbericht der Frankfurter Sentimentforscher von Cognitrend hervorgeht. Der Optimismus ist deutlich gestiegen und erreicht, gemessen an unserem Bull/Bear-Index den höchsten Stand seit Ende Juni dieses Jahres. Bemerkenswert: Der Zuwachs von 9 Prozentpunkten in diesem Lager rekrutiert sich ausschließlich von ehemals neutral gestimmten Marktteilnehmern, wodurch deren Anteil am Panel auf den niedrigsten Stand dieses Jahres zurückgefallen ist. Offenbar wollen es die Investoren zwei Wochen vor Weihnachten noch einmal wissen und setzen mehrheitlich noch stärker auf die „bullishe“ Karte. Bei dieser Entscheidung dürften für die Käufer fundamentale Erwägungen kaum eine Rolle gespielt haben – viel eher die als relativ günstig wahrgenommenen Einstandspreise im Vergleich zum Allzeithoch. Obgleich es keine plausible Erklärung für den im Wochenvergleich abermals schwächeren Dax gab, holten diese Investoren das nach, was sie während der vergangenen Wochen offenbar verpasst hatten. So gesehen, haben sich die Institutionellen auch nicht von den zuletzt immer wieder diskutierten Tapering-Diskussionen um die US-Notenbank beeinflussen lassen. Vielmehr dürften sie die Kursziele mancher Analysten von 10.000 Dax-Zählern und höher zu mehr Engagement motiviert haben, um zumindest für den Anfang des kommenden Jahres für steigende Kurse gerüstet zu sein.
Börsenprofis und Privatanleger handeln unterschiedlichDie Privatanleger haben sich indes von den Abwärtskorrekturen der vergangenen Woche nicht zu Käufen verführen lassen, denn ihr Bull/Bear-Index bleibt mit 55,8 Prozent sogar geringfügig unter dem Stand der vergangenen Erhebung. Damit wäre es nicht das erste Mal, dass diese Gruppe sich – möglicherweise abermals erfolgreich – von ihren institutionellen Pendants abgekoppelt hätte.
Resümiert der bekannte Cognitrend-Analyst Joachim Goldberg: „Eines lässt sich jedoch mit einem hohen Grad an Sicherheit sagen: Das Kommitment der heimischen institutionellen Investoren ist nun mehrheitlich so hoch, dass ein Gesichtsverlust nur bei steigenden Kursen vermieden werden kann. Aus diesem Grund ist andererseits selbst bei deutlicheren Kursverlusten nicht mit Verkäufen zu rechnen. Damit bleibt das Schicksal des Dax in den Händen kurzfristiger Akteure und dem langfristig orientierten ausländischen Kapital.“
Umfrage des Derivateverbands: Privatanleger 2013 auf der GewinnerseiteDie meisten Privatanleger haben vom Anstieg der Börsenkurse in diesem Jahr profitiert. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Online-Umfrage des Deutschen Derivate Verbands (DDV). An dieser Umfrage beteiligten sich mehr als 7.000 Personen. Dabei handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren. 55 Prozent der Befragten erklärten, dass ihr Wertpapierdepot seit Jahresbeginn einen Gewinn von über 6 Prozent ausweist. Bei 16 Prozent liegt der Gewinn immerhin noch zwischen 1 und 6 Prozent. Bei 5 Prozent halten sich die Gewinne und Verluste in etwa die Waage. Bei weiteren 5 Prozent verminderte sich der Wert des Depots zwischen 1 und 6 Prozent. Nur jeder fünfte Umfrageteilnehmer verzeichnete in diesem Börsenjahr einen Verlust von mehr als 6 Prozent.
Europäische Aktien werden für 2014 favorisiertBlicken wir wieder nach vorn. „Europäische
Aktienkurse dürften auch 2014 weiter stark steigen; die meisten Anleger haben 2012 und 2013 nicht am Aufschwung teilgenommen. Der Markt wird vor allem jene Unternehmen mit dem stärksten zyklischen und strukturellen Wachstum belohnen, sowie jene Manager, die einen aktiven Anlagestil verfolgen“, schreibt mir Fondsmanager Niall Gallagher. „Mit einem KGV von 14,6 für 2014 und einem Preis-Buch-Verhältnis von 2,6 entspricht die Bewertung des US-Aktienmarktes dem historischen Durchschnitt. 2014 dürfte sich das Gewinnwachstum beschleunigen, allerdings ist dies bereits in den Konsensschätzungen enthalten“, ergänzt seine Kollegin Alexandra Walker-Ott. Nach der diesjährigen starken Kursentwicklung sei eine kurzfristige Korrektur nicht auszuschließen, aber grundsätzlich werde der Markt von der wachsenden Wirtschaft, einer milden Inflation und der Ernennung von Janet Yellen zur Fed-Vorsitzenden gut gestützt.
Favorisiert werden Aktien und Sektoren, die vom globalen Wachstum und von der Erholung bei Produktion und Kapitalinvestitionen profitieren werden, darunter der Industrie- und IT-Sektor.
Nach zwei Jahren ökonomischer Magerkost wird die Weltwirtschaft 2014 spürbar wachsen, schätzen die Konjunkturexperten von M.M. Warburg & CO. Das gelte auch für die deutsche Wirtschaft, die von ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit profitiere. Das reale Wachstum in Deutschland werde im nächsten Jahr voraussichtlich 2,3 Prozent betragen. Für die Eurozone erwarten die Experten von Warburg einen Zuwachs von 1 Prozent. Aus Investorensicht werde das kommende Jahr ähnlich schwierig wie das Vorjahr. „Zinsanlagen bleiben auch 2014 unattraktiv“, sagt Christian Jasperneite, Chief Investment Officer bei Warburg. Ein Aussitzen der Niedrigzinsphase sei nicht sinnvoll, so der Anlageexperte. Im Gegensatz zu festverzinslichen Wertpapieren würden Aktien attraktiv bleiben. In Deutschland würden sie ihren Aufwärtstrend voraussichtlich fortsetzen. Dafür sprächen zum einen die guten Gewinnaussichten der Unternehmen. „In den vergangenen 25 Jahren kam es so gut wie nie zu einer negativen Kursentwicklung, wenn die Unternehmensgewinne gestiegen sind“, so Jasperneite. Zum anderen seien Aktien noch nicht zu hoch bewertet. Den Dax sehen die Experten zum Jahresende 2014 bei 10.400 Punkten.
Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr
Hermann Kutzer
Chefredakteur
Kutzers BauchgefühlP.S.: Im zwei Mal wöchentlich erscheinenden Newsletter „Kutzers Bauchgefühl” erhalten Sie einen Überblick über die aktuelle Lage und die daraus resultierenden Chancen an den Kapitalmärkten.
Hier geht´s zur kostenlosen Anmeldung! Quelle: boerse.de