Sehr geehrte Privatanleger,
am Donnerstag überschritt der DAX zu ersten Mal die Marke von 4700 Punkten
und hat damit ein neues Dreijahreshoch erklommen. Ein Händler wurde hierzu
mit der folgenden Begründung zitiert: 'Die Stimmung am Markt ist gut, fast
schon zu gut. Neben kurzfristigen Händlern kommen auch längerfristig
orientierte Anleger wieder in den Markt rein.'
Wenn Sie diese Worten glauben, müssten Sie eigentlich ihren Augen nicht trauen. Die
Stimmung ist gut, deswegen kommen langfristige Anleger wieder rein? Hier
kann doch etwas nicht stimmen! Dennoch können Sie solchen Quatsch vom
Börsenparkett an jedem beliebigen Tag in jedem beliebigen Nachrichtendienst
finden.
Tatsache ist, dass die DAX-Unternehmen vor gut zwei Jahren sehr billig
waren, und, wenn Deutschland es nur halbwegs schaffen würde, sich zu
reformieren, ein Schnäppchen darstellten. Das sind sie heute, gemessen am
historischen KGV nicht mehr. Aber viele Hobbyinvestoren waren nach den
Horrorjahren 2000-2003 stark verschreckt. Noch 2004 war in Deutschland ein
starker Trend zu Termineinlagen und Sparbuch zu verzeichnen. Ein Teil dieser
Hobbyanleger kommt nun, nachdem sich der Trend etabliert hat, zurück und
gibt dem Kursaufschwung weitere Nahrung.
Hinzu kamen diese Woche weitere positive Nachrichten: die
Einzelhandelsumsätze in den USA waren besser als erwartet; der Preisauftrieb
hingegen geringer als erwartet. Zudem vermeldeten einige Unternehmen gute
Quartalszahlen. Aber auch hier ist ein einfacher psychologischer Mechanismus
am Werk: im Aufschwung sehen die Märkte vor allem das Positive, im Abschwung
werden Krisennachrichten stärker in den Vordergrund gerückt. Dabei ist keine
Manipulation im Spiel, sondern einfach Massenpsychologie. Irgendwann muss
sich die Situation in den USA zum Beispiel einmal drehen. Da sagen positive
Zwischennachrichten wenig aus.
Ich persönlich glaube, dass der DAX in etwa fair bewertet ist. Je nach
wirtschaftlicher Entwicklung könnte er auch noch unterbewertet sein. Wenn
wir zum Beispiel in Deutschland eine Inflation bekämen, wäre das gar nicht
so schlecht für deutsche Aktien.
Einige von Ihnen fragten mich, wie sie denn jetzt noch für den Sommer
disponieren sollten. Ich haben meistens geantwortet: „Am besten gar nicht!
Die Hausse geht vielleicht weiter; aber Sie als langfristig und strategisch
orientierte Anleger sollten sich weiter an Ihre Strategie halten. Wenn Sie
Champions-Anleger nach der Strategie von boerse.de sind, dann bleiben Sie
Champions-Anleger. Es wäre sicherlich grundfalsch, sich von der
gegenwärtigen Stimmung stark beeinflussen zu lassen.
Erfolgreiche Investments wünscht Ihnen
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
www.privatinvestor.de Quelle: bv