Sehr geehrte Privatanleger,
Natürlich schmerzt es, wenn der DAX in ein paar Tagen mal eben um 10% einbricht. Die Verluste waren massiv, gerade auch bei Wachstumswerten. Es hat uns – und mich auch - voll erwischt.
Noch am 14.04.2006 warnte ich an dieser Stelle davon, Vorsicht vor einer Überhitzung des Börsenklimas zu bewahren, wenn sich die Börsengänge mehren. Ich hatte zunehmend in „langweilige“ aber solide und günstig bewertete Unternehmen umgeschichtet.
Und dennoch hat es mich erwischt. Mein Wachstumsportfolio, das letzte Woche seit August 2003 noch mit 120% im Plus stand, steht jetzt „nur“ noch mit 94% im Plus. 13.000 € Verlust in einer Woche – das ist schon was.
Im Moment können Sie an den Märkten – und vielleicht auch an sich selbst – beobachten, wie die Börsenpsychologie in wenigen Tagen von Gier in Angst umschlägt. An der Börse herrschen bei der breiten Masse immer elementare Gefühle. Davon müssen Sie sich freimachen! Das ist eine der schwierigsten Angelegenheiten überhaupt. Genauso wie ich vor einigen Monaten vor der Gier warnte, muss ich jetzt sagen: zur Angst besteht kein Grund! Viele Werte, insbesondere europäische Blue Chips, sind immer noch recht günstig bewertet. Und sie sind in den letzten Tagen noch günstiger geworden.
Schwerer werden es allerdings die Wachstumswerte und viele Werte aus Schwellenländern haben. Wenn die Zinserwartungen sich grundlegend ändern und die Märkte langfristig steigenden Zinsen erwarten, erwischt es Unternehmen wie eBay (WKN: 916529), Yahoo! (WKN: 900103), Amgen (WKN: 867900) und CTS Eventim (WKN: 547030) sowie Unternehmen aus Emerging Markets stärker, obwohl zumindest eBay und Yahoo! mittlerweile wieder relativ günstig zu haben sind.
Sie können anfangen, sich in aller Ruhe für den Sommer zu positionieren. Vielleicht verkaufen Sie in den nächsten Wochen einige Titel so dass Sie spätestens Anfang Juli 10%-40% Liquidität im Depot haben. Ich kann mir schon vorstellen, dass es jetzt wieder leicht nach oben geht, bevor es im August oder September noch einmal einen Einbruch gibt. Dann können Sie im Herbst in aller Ruhe wieder billigere Werte einsammeln.
Auf Dauer wird das Börsenklima insgesamt drehen: steigende Zinsen können insbesondere Wachstumswerten zusetzen; auch weiter steigende Rohstoffkosten werden einigen Unternehmen schaden, natürlich aber den Rohstoffwerten nutzen. Im August 2006 erscheit in Econ-Verlag mein Buch „Der Crash kommt – die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten“. Die Super-Hausse von 1982 – 2006 wird sich nicht ewig fortsetzen. Kaum einer von uns hat Erfahrung darin, wie man in einem langen Bärenmarkt investiert. Mein Buch will ich als Gedankenszenario verstanden wissen, damit Sie wissen, was zu tun ist, wenn tatsächlich ein Crash kommt. Zu einer Prophezeihung fühle ich mich nicht „berufen“, denn kein Mensch weiß, was wirklich passieren wird. Aber die Risikofaktoren in der Weltwirtschaft steigen.
Dennoch kommt um die Aktie keiner herum. Glücklicherweise gibt es Investments, die auch in Bärenmärkten relativ gut funktionieren. Superinvestor Warren Buffett hat auch den ölkrisengeplagten siebziger Jahren erstaunlich kontinuierlich bessere Renditen als Aktienindex S&P 500 erzielt.
Performance von Berkshire Hathaway und
S&P 500 im Bärenmarkt von 1969-1982
Im Durchschnitt erzielte Buffett in diesen Jahren eine Rendite von traumhaften 23,1% für seine Aktionäre, während der S&P 500 nur nominell 7,2% abwarf. Wenn nun noch bedenken, dass die durchschnittliche Inflationsrate in dieser Zeitspanne 7,7% betrug, wissen Sie, warum diese Jahre als „langer Bärenmarkt“ bezeichnet werden: in Summe verloren die Anleger Geld. Eines von Buffetts Geheimnissen ist, dass er es schaffte, durch siebziger Jahre zu kommen, ohne ein einziges Jahr mit Verlusten abschließen zu müssen.
Die Gesetze des Value-Investing verändern sich auch in Bärenmärkten nicht: kaufen Sie gute Unternehmen mit einem Abschlag zu Inneren Wert! Allerdings herrscht in Bärenmärkten eine völlig andere Psychologie. Ich werde Sie daran erinnern, dass sich auch in einem anderen Börsenklima nichts an den fundamentalen Gesetzen des Investierens geändert hat und weiter interessante Aktien für Sie identifizieren.
Auf gute Investments,
Ihr
Prof. Dr. Max Otte
Quelle: bv