Die privaten Gläubiger des hoch verschuldeten Griechenlands verzichten offenbar auf die Rückzahlung von 100 Milliarden Euro. Damit sind die zähen Verhandlungen einen entscheidenden Schritt voraungekommen. Nun müssen sich noch die drei Parteichefs der Regierungskoalition dazu durchringen, der harten aber notwendigen Verschärfung des Spar- und Reform-Kurses zuzustimmen. Diese ist die Voraussetzung für ein zweites milliardenschweres Hilfspaket für Griechenland. In der Hoffnung auf einen baldigen Durchbruch in dieser Problematik legte der DAX heute wieder zu und erreichte am Vormittag mit 6.829 Punkten einen neuen Jahreshöchststand. Dies war gleichzeitig der höchste Stand seit sechs Monaten.
Die Mehrheit der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer scheint aber weiterhin etwas verunsichert zu sein. Angesichts der Tatsache, dass der DAX seit Jahresbeginn schon um mehr als 15(!) Prozent zugelegt hat, stellen sich viele Marktteilnehmer auf baldige Gewinnmitnahmen oder gar eine Konsolidierungsphase am Aktienmarkt ein. Andererseits klettert das deutsche Börsenbarometer scheinbar unaufhörlich weiter. Deshalb trauen sich viele Anleger auch nicht, aktiv auf fallende Kurse zu setzen. Sie stecken offensichtlich in einem Dilemma. Der Euwax Sentiment Index pendelte heute jedenfalls sehr nahe der Nulllinie. Ein klarer Trend beim Handel mit Optionsscheinen und Zertifikaten auf den DAX war also bisher nicht erkennbar.
Die gestiegene Zuversicht hinsichtlich einer möglicherweise unmittelbar bevorstehenden Lösung der aktuellen Griechenland-Problematik beflügelte heute auch die Kurse der Bankenwerte. Die Commerzbank verteuerte sich um 8,0 Prozent auf 2,10 Euro. Die Deutsche Bank notierte bei 34,62 Euro mit 2,0 Prozent im Plus. An der Euwax wurden weiterhin vor allem Calls auf die Deutsche Bank gekauft. Die Analysten der Citigroup haben unterdessen ihr Kursziel für die Deutsche Bank von 30 auf 35 Euro angehoben. Bei der Commerzbank wird die Phantasie der Anleger zusätzlich durch die Pläne zur Abwicklung ihrer Krisentochter Eurohypo genährt. Wir hatten gestern Nachmittag an dieser Stelle darüber berichtet.
Die florierenden Geschäfte mit der Pharmaindustrie haben dem Spezialverpackungshersteller Gerresheimer im Geschäftsjahr 2011 ein deutliches Umsatz- und Gewinnwachstum beschert. Die Dividende soll nun von 50 auf 60 Euro-Cent je Aktie angehoben werden. Dennoch fiel der Aktienkurs heute um 7,1 Prozent auf 33,91 Euro. Dabei zeigt sich einmal mehr, dass an der Börse die Zukunft gehandelt wird. Analysten äußerten sich enttäuscht zur geplanten operativen Marge im Jahr 2012. Diese soll bei 19,5 Prozent liegen. Diese Zahl liege aber rund ein Prozent unter den Erwartungen. Derivateanleger kauften auf dem aktuellen Niveau allerdings Knock-out-Calls. Offensichtlich halten die die Abschläge in der Aktie für übertrieben und sehen nun hier wieder Aufwärtspotential.
Quelle: boerse.de