Geldanlage in der Krise (IV) - Die Aktien-Zuckungen machen keinen Spaß mehr

Thursday, 06.10.11 16:05
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Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

noch Lust auf die Aktie? Viele Schwaben heben auf diese Frage zustimmend die Hand. Erstaunlich. Ich werde an anderer Stelle noch auf den zweiten besonders bemerkenswerten Tag der offenen Tür eingehen: Nach dem Rekordbesuch bei unserem TM-Börsenverlag in Rosenheim drohte die Börse Stuttgart am Nationalfeiertag aus allen Nähten zu platzen (fast 5.000 Anleger!). Sie hörten nicht viel Freundliches aus Expertenmund. Insbesondere namhafte Vertreter der technischen Analyse stellten mitunter traurig-bedauernd fest, dass der Dax inzwischen klar im Abwärtstrend und ein weiterer Fall unter 5.000 Punkte wahrscheinlich sei. Anschließend müssten sogar die Indexmarken 4.000 und vielleicht sogar 3.000 als gefährdet gelten.

Am liebsten möchte ich eine Meinungspause einlegen und alle Stellungnahmen zu den Börsenperspektiven strikt verweigern. Das Wort „Euro-Krise“ kann auch niemand mehr hören. Sollten wir uns vielleicht nur noch mit Rohstoffen beschäftigen, bis auf weiteres? Auch dort gibt es mehr Unerfreuliches, zumindest Überraschendes – hoffentlich haben Sie kein Kupfer mehr, liebe Anlegerinnen und Anleger. Aber Gold? Na ja, viel Neues kam man zum gelben Metall nicht sagen: Es gibt jede Menge Bullen und ähnlich zahlreiche Bären, deren Argumente sind allgemein bekannt.

Nein, das macht kein Spaß. Schauen Sie sich doch bloß den Verlauf der ersten Wochenhälfte an! Der Dax hat Sie doch ständig an der Nase herumgeführt. Für ein paar Stunden sah es nach Weltuntergang aus, kurz darauf brach angeblich Europa-wird-doch-gerettet-Euphorie aus. Dabei versuchen die Börsenberichterstatter unverdrossen und genauso wie früher, als es noch Börse gab, jede Zuckung mit einer Nachricht oder der Erwartung einer Nachricht (von der Fed, oder der EZB, oder über Griechenland usw.) zu begründen. Nur wenige merken, dass sie immer wieder Widersprüche verbreiten. Wer’s nicht glaubt, möge ein paar Tage lang die Online-Börsenseiten von morgens bis abends verfolgen – es reicht schon aus, nur die Überschriften zu lesen. Mal wird behauptet, das Thema Griechenland sei von den Märkten längst abgehakt – deshalb reagiere der Aktienmarkt auch nicht auf neue schlechte Nachrichten. Dann ändert der Index kurzfristig seine Richtung und rutscht schmerzhaft aus, was den Kommentar zur Folge hat, dass überhaupt nur noch negative Meldungen beachtet, positive dagegen völlig vernachlässigt würden. Wenig später, nach einer Finanzministerkonferenz, kann man bei positiver Grundhaltung gewisse Hoffnungen zur Rettung Europas ableiten – diese gaaanz leicht vorsichtigen Nachrichten werden für die Wiederauferstehung des Dax verantwortlich gemacht. Der tut nämlich am Mittwoch so, als seien die Tage vorher nichts anderes als Irrtümer gewesen.

Nein, die Börsen haben sich zu einer Teststrecke für den elektronisch gesteuerten Programm- und Hochfrequenzhandel entwickelt (ursprünglich wollte ich formulieren: „… sind zu … verkümmert). Der macht ja längst den größten Teil der Umsätze aus – Tendenz weiter steigend. Tägliche Indexbewegungen von 3 bis 5% sind Normalität geworden. Und (fast) alle tun so, als würden sie das Geschehen verstehen und erklären können.

Entscheiden Sie selbst, ob sie jetzt mitmachen oder zuschauen wollen! Zwei Strategien machen aus meiner Sicht Sinn: Entweder Sie werden zu veritablen Tradern, die täglich rein und raus gehen (können), um kurzfristig Wertzuwächse aufzubauen. Oder Sie betrachten die Aktie wieder als das, was Sie einmal war: eine typisch langfristige Anlage für geduldige Anleger, die mindestens fünf bis zehn Jahre Zeit haben.

Zu guter Letzt: Am meisten Spaß macht es auch heute, ja vielleicht mehr denn je, sich mit Börse dort zu beschäftigen, wo der Mensch noch im Mittelpunkt steht, wo Menschen zusammenkommen – bei Börsentagen, Anlegermessen und wie bei den eingangs genannten Veranstaltungen. Es gibt in den kommenden Wochen und Monaten viele solcher Termine. Lassen Sie uns im Gespräch bleiben!

Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr

Hermann Kutzer


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Quelle: boerse.de

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