Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
spielen Sie mit – oder nehmen Sie jetzt die Zuschauerplätze auf der Tribüne ein! Wir haben in diesem Jahr schon viele spannende Wochen erlebt – diese wird die spannendste Woche! Wetten dass…? Vor den wahrscheinlich historisch bedeutsamen Verhandlungen europäischer Spitzenpolitiker über die Zukunft der Euro-Zone müssen Sie sich auf Kursrückschläge gefasst machen, glauben die einen. Denn: Der EU-Krisengipfel hat ja bereits einige Vorschusslorbeeren erhalten. Innerhalb von fünf Handelstagen legte der Dax knapp 11 Prozent zu – sein bestes Wochenergebnis seit drei Jahren! Andere Strategen sehen zwar in dem konzertierten Liquiditätsschub der wichtigsten Notenbanken, der ja den Höhenflug der Aktien ausgelöst hat, mehr eine Verzweiflungstat als eine Heldentat. Sie setzen dennoch auf weitere Schritte der Währungshüter – vor allem auf eine baldige Leitzinssenkung –, was die Märkte weiter in Laune halten sollte. Und dann seien die Politiker am Zug. Man hofft also auf nachhaltige, Vertrauen weckende Gipfelbeschlüsse.
Aber: Wird es den erhofften Befreiungsschlag jetzt endlich geben? Optimisten argumentieren, die Situation habe sich derart zugespitzt, dass die Wahrscheinlichkeit halbseidener Beschlüsse geringer geworden sei. Die Entlastungen durch die Zentralbanken sind, kein Zweifel, in erster Linie als Zeitgewinn anzusehen. Das gilt auch für die nächsten Maßnahmen. Denn wenn unter den Anlagestrategen Einigkeit herrscht, dann wenigstens bei der These, dass die Krise nur von der Politik gelöst werden kann. Dazu erinnerten Frankfurter Analysten jetzt an die alte Börsenweisheit: „Sobald die Politiker beginnen in Panik zu geraten, ist die Panik an den Finanzmärkten beendet“.
Der Stress im europäischen Bankensystem nahm in den vergangenen Wochen erheblich zu, so dass Bankenpleiten aufgrund von Liquiditätsengpässen immer wahrscheinlicher wurden. Die Probleme der europäischen Banken sind eng mit der europäischen Staatsschuldenkrise verbunden, da die Banken in einem großen Umfang europäische Staatsanleihen halten. Eine nachhaltige Stabilisierung des europäischen Bankensystems setzt daher auch eine Beruhigung an den europäischen Rentenmärkten voraus. Hier hat es ja bereits eine Stimmungsbesserung gegeben – steigende Kurse europäischer Staatsanleihen durch das Eingreifen der Notenbanken und die wachsende Hoffnung auf eine Reform der Euro-Zone. „Verwegene Anleger schlagen jetzt zu“, war als Empfehlung in der Sonntagspresse zu lesen. Ja, das kann man unterstützen. Es muss nicht unbedingt Griechenland sein – schauen Sie sich beispielsweise einmal die Renditen von Staatsanleihen Portugals und Irlands an!
Und was kann man vom Aktienmarkt erwarten? Hier treffen, und das macht es so ungeheuer spannend, die übergeordneten politischen Faktoren und saisonale Einflüsse zusammen. Statistisch betrachtet ist der Dezember oft der beste Börsenmonat, wobei die erste Woche häufig seitwärts verläuft und sich zum Monatsende hin die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entwicklung stark erhöht. Deshalb mangelt es nicht an Geldmanagern, die nach dem Zwischenspurt der vergangenen Tage jetzt deutlich bessere Chancen für die von vielen institutionellen Akteuren sehnlichst erwartete Jahresend-Rally sehen. War es also falsch, seine Bestände in Dax & Co. bei steigenden Kursen abzubauen? Ich glaube nicht, denn ein Fehler wäre es nur dann gewesen, wenn die jüngste Erholung tatsächlich eine langfristige Trendwende markiert hätte. Und daran glaube ich jedenfalls (noch) nicht. Es wäre übrigens nicht das erste Mal, wenn einem zuversichtlichen Jahresausklang enttäuschende Monate folgen würden. Aber das will ich auch nicht behaupten.
Schauen wir erst einmal auf diese Woche. Sie ist für kurzfristige Trader ein höchst herausforderndes Spielfeld. Besonders beliebte Spielbälle dürften die Aktien der Banken werden. Wer mitspielen sollte, sollte auf jedem Fall gute Nerven mitbringen! Übrigens: Haben Sie bemerkt, dass sich die wichtigen Anlageklassen (Anleihen, Aktien, Gold, Euro) seit Tagen wieder in bemerkenswertem Gleichklang bewegen, sogar im Tagesverlauf? Das lässt erkennen, dass zur Zeit überall das kurzfristige Trading dominiert, um ja keine Tendenz zu verpassen und alle Chancen zur Verbesserung der Anlagebilanz 2011 zu nutzen. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, nicht zu den Tradern gehören und dennoch irgendwie mitspielen wollen, dann können Sie ja zumindest einen Teil Ihres geparkten Kapitals insbesondere durch entsprechende Zertifikate ins Spiel bringen.
“Der EU-Gipfel muss und wird den Weg zu einer stabilen Währungunion weisen.” Sollte der FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle, der das am Freitag im Parlament hoffnungsfroh angekündigt hat, Recht bekommen, dann steht Anleihen und Aktien eine fröhliche Vorweihnachtszeit bevor – auf mehr würde ich aber auch dann noch nicht setzen.
Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!
Ihr
Hermann Kutzer
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