Kostolanys Weisheiten und die Rückkehr zum Mittelwert

Mittwoch, 23.09.09 17:20
Bildquelle: iStock by Getty Images
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

sicherlich kennen Sie dieses Bonmot: „Wer gut schlafen will, kauft Anleihen, wer gut essen will, bevorzugt Aktien“. Und vielleicht auch „Wer an der Börse das Kleine zu viel ehrt, ist des Großen nicht wert“. Das waren weise Worte von Andre Kostolany, dessen Todestag sich am 14. September zum zehnten Mal gejährt hat.

Ich war als Teenager vom Börsenvirus infiziert worden und hatte damals Kostolanys Bücher regelrecht verschlungen – nicht weil Anfang der 80er Jahre die Anzahl wirklich guter Börsenbücher sehr überschaubar war, sondern weil Kostolany auf einzigartige Weise, d.h. durch unzählige Anekdoten, bildhafte Vergleiche und seinen ihm eigenen Humor, komplizierte Zusammenhänge fantastisch erklären konnte. Eine seiner berühmtesten Metaphern handelte vom Hund (Börse) und seinem Herrchen (Wirtschaft). Im Original:

„Beide gehen in die gleiche Richtung, aber der Hund stürmt vorwärts, springt hierhin und dorthin, kommt zu seinem Herrn zurück, läuft wieder davon und kommt wieder zurück. Schließlich erreichen beide das Ziel des Spaziergangs. Während der Mann einen Kilometer gegangen ist, hat der Hund den gleichen Weg drei- oder viermal zurückgelegt.“

Kostolany beschrieb hier, wie die Börse in ihrer Launenhaftigkeit immer wieder zu Übertreibungen neigt. Gleichzeitig ist das auch ein sehr anschauliches Beispiel für Regression, d.h. die beständige Rückkehr der Kurse zu ihrem Mittelwert. Mit anderen Worten:

An der Börse folgt jeder Übertreibung eine scharfe Bewegung in die Gegenrichtung. Bestes Beispiel für alle Lehrbücher war der Hype um Technologietitel in den späten 90er-Jahren, dem dann ein spektakulärer Zusammenbruch folgte. So explodierte der DJ Technologie Stoxx zwischen Oktober 1998 und März 2000 um knapp 400% und stürzte bis Oktober 2002 um sagenhafte 89% ab. Vergleichbar spektakulär waren Bank-Aktien zwischen April 2007 und März 2009 gemessen am DJ Stoxx 600 Banks um 83% gefallen, um seitdem wieder 166% aufzusatteln. Der Hund kommt eben immer wieder zu seinem Herrchen zurück, und wenn z.B. die Abstände der Kurse zu ihren 200-Tage-Linien extreme Ausmaße erreicht haben, können Sie sich darauf einstellen, dass sich beide wieder aufeinander zubewegen werden. Aktuell:

Der Dow Jones notiert 17% über seinem langfristigen GD und der Dax 21%. Das ist nicht wenig, aber noch keine Übertreibung. Wegen der Bundestagswahlen sollten Sie bis Mitte Oktober an den deutschen Börsen zwar eher defensiv positioniert sein, aber die Langfrist-Hausse wird weitergehen. Kostolany hätte zur aktuellen Situation vielleicht gemeint „Man muss die Börse heiß lieben und kalt behandeln“.

Mit bester Empfehlung
Ihr

Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief

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Quelle: bv



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