Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
viele Anleger mögen sicher verwundert den Kopf schütteln: Obwohl die Aktienmärkte seit Monaten einen Haken nach dem anderen schlagen und damit sowohl Bullen als auch Bären wiederholt zum Narren halten, wird derzeit doch tatsächlich über Börsengänge nachgedacht. Konkret:
In diesen Tagen machte die Nachricht die Runde, dass das soziale Netzwerk Facebook offenbar ab April 2012 den Sprung aufs Börsenparkett erwägt. Doch selbst wenn sich die Börsenwogen bis dahin wieder geglättet haben sollten, können wir an dieser Stelle nur unsere grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber dem Zeichnen von Neuemissionen wiederholen.
So lässt sich bspw. für Anleger zu Beginn der Börsenkarriere eines Unternehmens kaum beurteilen, ob der Zeichnungspreis dem fairen Wert entspricht. Zumal die Altaktionäre und emissionsbegleitenden Banken ein Interesse daran haben, durch das IPO möglichst hohe Erlöse zu erzielen. Und selbst bei einem gelungenen Start, kann die erste Euphorie schnell wieder verfliegen.
Anfang November wagte z.B. das Rabatt-Portal Groupon den Gang an die Börse. Während der Ausgabepreis 20 Dollar betrug, lag die erste Börsennotierung schon bei 28 Dollar. Und in der Spitze wechselte die Aktie an ihrem ersten Handelstag sogar zu 31,13 Dollar den Besitzer.
Auf dem Papier waren somit also schnelle Gewinne von bis zu 56% möglich. Allerdings nur, wenn die zugeteilten Aktien auch gleich am ersten Handelstag verkauft wurden. Denn seitdem geht es mit Groupon stramm nach unten. Derzeit steht der Kurs bei rund 16 Dollar, was gegenüber dem Ausgabepreis nach wenigen Wochen schon ein sattes Minus von 20% bedeutet. Deshalb:
Grundsätzlich dürfen für solide langfristige Investments ausschließlich Top-Aktien infrage kommen, die ihre Anlagequalität bereits seit Jahren unter Beweis stellen. Daher scheiden für uns im
boerse.de-Aktienbrief Neuemissionen von vorne herein aus. „Börsenneulinge“ sind für uns frühestens nach zehn Jahren ein Thema. Der Hintergrund:
Nach diesem Zeitraum hat sich ganz automatisch die Spreu vom Weizen getrennt. Sicher erinnern Sie sich noch an den Börsen-Hype zur Jahrtausendwende als praktisch kein Tag verging, an dem nicht mindestens ein Unternehmen den Sprung aufs Börsenparkett wagte.
Als Privatanleger fiel es damals extrem schwer, den Durchblick zu behalten. Mittlerweile haben von den Hunderten damaligen Börsenneulingen längst viele der Börse komplett den Rücken gekehrt oder dümpeln heute weit unter ihrem Ausgabepreis vor sich hin. Doch es gibt auch positive Ausnahmen. Konkret:
CTS Eventim ist bspw. 2010 in die für unsere Qualitätsauswahl erforderliche Zehnjahreshistorie hineingewachsen, und im Mai dieses Jahres erfolgte schließlich der Champions-Ritterschlag. Denn in der Dekadenbetrachtung stehen hier im Mittel jährliche Kursgewinne von 40% zu Buche, die mit 89%iger Konstanz eingefahren werden.
Dabei hatte der Ticketvermarkter zunächst mächtig unter der Jahrhundert-Baisse gelitten, in der Spitze waren die Notierungen sogar um mehr als 90% abgestürzt. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen damaligen Börsenneulingen gelang anschließend ein fulminantes Comeback. Sie erkennen:
Neuemissionen sind ein Spiel mit zu vielen Unbekannten. Wir versuchen daher gar nicht, uns daran zu beteiligen, sondern warten in aller Ruhe ab, bis sich die wenigen guten Investments im Laufe der Zeit ganz automatisch von den vielen mittelmäßigen bzw. schlechten Aktien trennen. Deshalb ist Facebook für uns im Aktienbrief auf Sicht der kommenden zehn Jahre auch kein Investmentthema.
Mit bester Empfehlung
Jochen Appeltauer
Stellv. Chefredakteur boerse.de-Aktienbrief
P.S.: Soeben wurde die druckfrische
Aktienbrief-Ausgabe an unsere Leser verschickt. Darin erfahren Sie, weshalb sich derzeit kurzfristig Erholungspotenzial an den Märkten eröffnet und bei welchen Champions gerade der Einstieg lohnt.
Quelle: bv