Warum Zombie-Unternehmen wie Peloton oder Carnival hohe Anlagerisiken bergen

Dienstag, 08.11.22 15:24
Bildquelle: Eigenes Bildmaterial
Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,

die außergewöhnlich hohen und schnell aufeinanderfolgenden Zinsschritte der US- und EU-Notenbanken sind zwar möglicherweise ein probates Mittel, um die Rekord-Inflation zu bekämpfen. Sogenannte „Zombie-Firmen” – also Unternehmen, die nicht genug Geld erwirtschaften, um die Zinsen für ihre Schulden zu zahlen – könnten durch die geldpolitische Wende jedoch ernsthaft in Bedrängnis geraten. Dabei ist die Liste der “Zombies” lang. Firmen, die ihre Zinsen nicht mit dem laufenden Betriebsgewinn decken können, machen laut einer aktuellen Studie fast fünf Prozent aller Unternehmen weltweit aus. Deren Verschuldung beläuft sich auf fast 400 Milliarden Dollar.

Niedrigzinsumfeld „günstig” für Zombie-Unternehmen



Beginnen wir jedoch mit der Definition des Begriffs „Zombie-Unternehmen”. Darunter versteht man im allgemeinen Firmen, die mehrere Jahre hintereinander nicht genug Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) erwirtschaftet haben, um ihre Zinszahlungen zu decken. Weil diese Definition jedoch auch viele jüngere, schnell wachsende, aber kerngesunde Unternehmen mit einschließen würde, fügen Analysten oft eine Variable für das Alter des Unternehmens oder die Marktkapitalisierung hinzu. So wird verhindert, dass Wachstumsunternehmen generell als Zombies eingestuft werden.

Dennoch stieg die Zahl der Zombies dank des leichten Zugangs zu Kapital in den vergangenen Jahren weltweit rapide an. Während in Nordamerika der Anteil der Zombie-Firmen laut einer Studie zwischen 2010 und 2021 von 3,5% auf 5,7% zugenommen hat, war in Europa ein weitaus größerer Anstieg von 1,2% auf 5,5% zu verzeichnen.

Zombie-Risiko bei Carnival Corporation und Peloton



Zwei Beispiele für Zombies, die trotz der Risiken bei spekulativ orientierten Anlegern „hoch im Kurs stehen”, sind Carnival Corporation und Peloton Interactive:

  • Carnival Corporation

Das 1972 gegründete, weltgrößte Kreuzfahrtunternehmen Carnival Corporation wurde von der Corona-Pandemie hart getroffen. Da die Schiffe unter Marken wie AIDA, Costa, Holland-America Line und Carnival überwiegend stillstanden, belief sich der Umsatzverlust zwischen 2019 und 2021 auf 91 Prozent bzw. 19,7 Milliarden Dollar.

Trotz der wiederaufflammenden Reiselust ist eine nachhaltige, finanzielle Erholung nicht in Sicht, wie die Anfang Oktober veröffentlichten Q3-Zahlen zeigen: Bis zum 31. August 2022 erzielte Carnival einen bereinigten Nettoverlust von 688 Millionen Dollar; die Verbindlichkeiten werden insgesamt auf 35,1 Milliarden Dollar geschätzt. In Anbetracht eines steigenden Zinsniveaus dürfte die Belastung noch weiter zunehmen und es ist fraglich, ob Carnival seine Schulden trotz einiger Cash-Reserven auch dann noch zahlen kann, wenn der Kreuzfahrtboom angesichts der hohen Inflation abflaut. Auch an der Börse ist Carnival kein Garant für Sonnenschein: Die Aktie verlor auf Dekadensicht per saldo 72,5% an Wert, was einem durchschnittlichen Verlust von im Mittel 12% p.a. entspricht.

  • Peloton Interactive

Im Gegensatz zu Carnival profitierte der Fitnessbike-Hersteller Peloton Interactive von der Corona-Pandemie bzw. der hohen Nachfrage nach den teuren, interaktiven Hometrainern des Unternehmens. So stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2021 um satte 120% auf rund vier Milliarden Dollar. Doch dann folgte die Ernüchterung. Das Wachstum schwächte sich im Zuge der wegfallenden Corona-Restriktionen deutlich ab, und das Nettoergebnis betrug im vergangenen Quartal -1,24 Milliarden Dollar nach -313,2 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Ein besonders hohes „Zombie-Risiko” stellt Pelotons Nettoverschuldung dar, die Schätzungen zufolge im laufenden Geschäftsjahr 308 Millionen Dollar betragen und 2023 auf knapp 800 Millionen Dollar anwachsen könnte. Aus den genannten Gründen hat sich die Peloton-Aktie zu einem echten Kapitalvernichter entwickelt: Seit dem Börsenstart Ende 2020 steht ein Kursverlust von -91% zu Buche. 

Abgesehen von der verheerenden Performance kommt die Peloton-Interactive-Aktie wegen ihrer sehr kurzen Börsenhistorie ohnehin nicht als Champion infrage. Doch auch die bereits seit 1987 börsennotierte Carnival Corporation hat bis dato kein Champions-Prädikat verdient. Denn: Champions-Aktien zeichnen sich seit mindestens zehn Jahren durch überdurchschnittliche Kursgewinne und unterdurchschnittliche Rückschläge aus.

Statt auf einen Turnaround riskanter (Zombie-)Aktien zu spekulieren, sollten sich Anleger auf Titel fokussieren, die ihr Kapital dauerhaft vermehren. Wie auch Sie an der Börse langfristig ein Vermögen aufbauen können, erfahren Sie im aktualisierten „Leitfaden für Ihr Vermögen“, den Sie hier kostenlos und unverbindlich anfordern können.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre Miss boerse.de

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Quelle: boerse.de

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