Guten Tag, liebe Leserinnen und Leser,
der momentane Spaßfaktor an der Börse hält sich weiterhin in Grenzen,
auch weil die vielen großen und kleinen Skandale einfach kein Ende nehmen.
Dabei gibt es Zufälle, die gibt’s eigentlich gar nicht. Vor allem, wenn
Gier und Unverfrorenheit aufeinander treffen. Aktuell:
Zum Beispiel hatte Merrill Lynch seit langer Zeit Continental auf seiner
Empfehlungsliste und dabei laut boerse.de-Datenbank seit Anfang 2007
permanent Kursziele von 120/130 Euro genannt. Daraus wurden im Juli
110 und dann plötzlich 90 Euro (immerhin -18%). Der Hammer war wenige
Tage später der plötzliche Dreh zur „underweight“-Empfehlung mit Zielzone
60, die am Kurs natürlich einige Spuren hinterlassen hatte.
Kurz vor der Veröffentlichung war die Aktie auf nur noch 54 weggekracht,
was gegenüber 81 Euro von Anfang Juni einen Abschlag von 33% bedeutet
hatte. Nachdem der Konzern also binnen 40 Tagen um ein Drittel (!)
billiger geworden war, tauchte quasi aus dem Nichts die Schaeffler-Gruppe
mit einem Übernahmeangebot auf. Ein solcher Milliarden-Deal benötigt
natürlich einige Financiers, die nun - zufälligerweise - genau von Merrill Lynch organisiert werden ...
Dass wir Bankenanalysen - wenn überhaupt - nur als sentimenttechnische Kontra-Indikation nutzen, wissen Sie.
Wie „zufällig“ hier aber die Analyseabteilung dem Investmentbanking in die Hände spielt, ist dubios, denn
eigentlich sollen hausinterne sog. „chinesische Mauern“ genau das verhindern. Und wenn wir in tiefere Regionen
abdriften, wird es sogar noch schlimmer. Konkret:
„Statt wie in den letzten Jahren den ganzen Januar im Büro zu sitzen, um das Schwarzbuch Börse zu schreiben,
werde ich im nächsten Jahr Ski fahren gehen, auf einer Hütte ein paar Bier trinken und dann wahrscheinlich
irgendwo in den Schnee pissen.“ - So endet die im Internet kursierende Abschieds-Mail des stellvertretenden
SdK-Vorsitzenden, der damit den Zustand seiner vollends verlorenen Nerven zum Ausdruck bringt und die
Schutzgemeinschaft der Kapitalanlager zunächst einmal pulverisiert hat. Ich hatte Ihnen in der Vergangenheit an
dieser Stelle das Schwarzbuch Börse mehrfach ans Herz gelegt. Dessen Kritik an der gängigen Emittentenpraxis
war richtig und die vielen (HV-)Erlebnisse dubioser Aktiengesellschaften - die uns als Anleger aufgrund ihrer
Marktenge wirklich überhaupt nicht interessieren - absolut lesenswert. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet,
dass Aktivitäten der SdK mit den privaten Orders ihrer (ehemaligen) Offiziellen verquickt waren. So berichtet die
Süddeutsche von schnellen 3,3 Mio. Euro, die Ex-Vize sowie Ex-Sprecher der SdK mit der Short-Spekulation auf
einen TecDax-Wert verdient haben, der gerade im Kreuzfeuer der SdK steht. Focus-Online titelte: „Mit fieser
Masche zum Millionengewinn“ und laut Handelsblatt gibt es rund um die „Aktionärsschützer“ sogar ein hochprofitables
Netzwerk, das beim Herauf- und Herunterschreiben von kleinen Titeln immer wieder zusammenarbeiten
soll ...
Zufälle gibt’s. BaFin, Steuerfahndung und Staatsanwaltschaft gibts aber auch ...
Mit bester Empfehlung
Ihr
Thomas Müller
Herausgeber
boerse.de-Aktienbrief
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