Aktivistische Investoren im Porträt: Carl Icahn

Montag, 13.11.17 09:19
Bildquelle: Eigenes Bildmaterial
Schön, wenn man aufgrund seiner weisen Aussprüche Popularität erlangt. Doch das Zitat “Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund” lässt vermuten, dass der Erfinder des Wortlautes, Carl Icahn, nicht gerade den Ruf eines Menschenfreundes genießt. Das kann der Investorenlegende auch egal sein, denn “Beliebtheit” stand noch nie auf seiner persönlichen Wunschliste, die von Erfolg, persönlicher Herausforderung und teils auch Skrupellosigkeit geprägt ist.

Der 1936 geborene Selfmade-Milliardär Carl Icahn ist seit Jahrzehnten auf der Suche nach dem nächsten Investitionsobjekt, in das der “Wolf der Wall Street” seine Zähne setzen kann und nicht locker lässt, bis sich sein Einsatz bezahlt gemacht hat. Icahn kauft vorzugsweise günstige Anteile von Firmen, die sich in einer schwierigen Lage befinden, versucht dann einen Platz in der Führungsetage zu ergattern oder den Unternehmenswert mittels anderer Taktiken zu steigern und sein Investment nach geglückter Mission teuer zu verkaufen.

Diese Strategie gepaart mit dem richtigen Riecher, einer gehörigen Portion Kampfgeist und Aggressivität bescherte Carl Icahn 2017 ein geschätztes Vermögen von 20 Milliarden Dollar und eine Vorbild-Rolle für den legendären Hollywood-Film “Wall Street”. Ein Streifen über die Skrupellosigkeit der Finanzmärkte, dessen Drehbuch teils durchaus Parallelen zu Icahns Leben aufweist...

Werdegang
Der Sohn einer New Yorker Lehrerfamilie machte erst seinen Abschluss in Philosophie an der Princeton Universität und studierte anschließend auf Drängen seiner Eltern noch ein paar Semester Medizin. Jedoch ohne große Begeisterung. Viel mehr interessierten ihn schon in jungen Jahren die Finanzmärkte. Bereits 1961 begann er seine Karriere als Optionshändler an der Wall Street und gründete 1968 seine eigene Firma Icahn & Co. Inc., die zunächst ebenfalls im Arbitrage- und Optionshandel tätig war. Seit 1978 investiert der “Corporate Raider” (“Unternehmensplünderer”) allerdings vorzugsweise in Unternehmen und ist heute Vorsitzender der Holdinggesellschaft Icahn Enterprises, die in viele verschiedenen Geschäftsbereiche wie zum Beispiel Automotive, Energie, die Spieleindustrie (Icahn gilt als leidenschaftlicher Pokerspieler), Eisenbahnwaggons, Rohstoffe, Immobilien, Ernährungsverpackungen und Home Fashion investiert.

Erfolge
Seinen Ruf als gefürchteter, aktivistischer Firmen-Investor erlangte Icahn bereits in den 70er und 80er Jahren, als er die notleidende Airline TWA erbarmungslos zerlegte. Ein Schachzug, mit dem der Investor schlagartig weltberühmt wurde. Regisseur Oliver Stone verfilmte die Übernahmeschlacht im Hollywood-Börsenklassiker “Wall Street” und Icahns Ausspruch “Wenn du einen Freund brauchst, kauf dir einen Hund” gegenüber einem damaligen Mitarbeiter der Pleite-Airline TWA, brachte es zu zweifelhaftem Ruhm. 1985 begann der Spekulant Aktien der Fluggesellschaft zu kaufen. Der Kurs stand damals bei acht Dollar, für alle Aktien von TWA zahlte Icahn einen Durchschnittspreis von etwa 20 Dollar, die Alt-Aktionäre haben an der Übernahme insgesamt 300 bis 400 Millionen Dollar verdient. Als Icahn schließlich Herr über TWA war, begann er, die Gehälter von Piloten um 30 Prozent, Flugbegleitern um gut ein Drittel und Bodenpersonal um 15 Prozent zu kürzen. Den betriebswirtschaftlichen Wert dieser Gehaltskürzungen bezifferten zwei Wirtschaftsprofessoren einst auf etwa 800 Millionen Dollar. Icahn hat sein Investment und das der Aktionäre also nicht mit wertsteigernden Maßnahmen des Unternehmens, sondern schlicht und einfach mit dem Schröpfen der Belegschaft vervielfacht.

Weitere Beispiel seines Wirkens finden wir unter anderem bei Ebay, wo Icahn 2015 die für ihn lukrative Abspaltung von Paypal erzwang. Oder Apple: Der Investor war im Jahr 2013 zu einem Kurs von etwa 66 Dollar pro Apple-Aktie eingestiegen. Nicht als stiller Finanzier, sondern aktiver Mitredner. So bewegte er Apple-Chef Tim Cook zu einer Aufstockung der Aktienrückkäufe und zu üppigen Ausschüttungen. Mit Erfolg, die Apple-Aktie schnellte bis Mitte 2015 auf rund 130 Dollar nach oben. Icahn hatte seinen Einsatz mehr als verdoppelt und kehrte der Technologieperle 2016 um 1,5 Milliarden Dollar reicher den Rücken. Nachdem bekannt wurde, dass die Investorenlegende seine kompletten Apple-Positionen verkauft hatte, verlor die “iAktie” wieder deutlich an Wert und rutschte zeitweise auf einen Kurs von unter 95 Dollar.

Trotz seines respektablen Alters denkt Icahn noch lange nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. So meinte er einst: “Ich genieße die Jagd so viel mehr als das 'ruhige Leben' nach dem Sieg”...

Quelle: boerse.de

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