Bayer: Wirkt ein Malaria-Mittel gegen Corona?

Montag, 06.04.20 12:16
Bildquelle: Eigenes Bildmaterial
 
Nach monatelangen Negativ-Schlagzeilen kann Bayer heute mit einer möglicherweise erfreulichen Unternehmensmeldung aufwarten: Der Pharmakonzern hofft, dass sein Malaria-Medikament Resochin bei der Therapie von Covid-19-Patienten verwendet werden könnte. Dazu sagte Bayer-Chef Werner Baumann in einem Interview: "Es gibt aus China heraus sehr vielversprechende Indizien, dass Resochin beim Einsatz gegen Covid-19 möglicherweise wirksam ist". Investoren verteilen daraufhin Vorschusslorbeeren und schickten die Bayer-Aktie zu Handelsbeginn um +3,5 Prozent in die Gewinnzone. Aber ob das reicht, um eine langfristige Kurs-Kehrtwende einzuläuten? Anleger sollten skeptisch sein, denn erstens hat die Bayer-Aktie in den vergangenen zehn Jahren per saldo nur 6,5% an Wert gewonnen (Dax: +52 %). Und zweitens ist keineswegs gesichert, dass der Resochin-Wirkstoff Chloroquin hält, was Bayer vermutet.

Mit Malariaprophylaxe gegen Corona?


Das bereits in den 30er Jahren entwickelte Medikament zur Malariaprophylaxe ist schon seit einigen Wochen im Gespräch, nachdem Resochin in Laborversuchen eine antivirale Wirksamkeit zeigte und die Aktivität des neuen Coronavirus zu hemmen scheint. Doch im Labor zeigen viele Mittel eine Wirkung - die Frage ist, ob diese anschließend auch echten Patienten nütze. Dazu bedarf es jedoch noch aussagekräftiger, klinischer Studien, die momentan noch nicht vorhanden sind. Deshalb will die WHO Chloroquin nun neben Remdesivir (einem experimentellen, antiviralen Wirkstoff) und zwei HIV-Präparaten in einer großen, internationalen Studie vergleichend testen - was jedoch Wochen bis Monate dauern kann.

Trotz der Wartezeit gehen Experten davon aus, dass Tests mit bestehenden, zugelassenen Wirkstoffen höchste Priorität im Kampf gegen Corona haben könnten. Denn jeder neue Wirk- oder Impfstoff bräuchte deutlich mehr Zeit bis zur Zulassung.

Bayer verfährt deshalb nach dem Prinzip Hoffnung und produziert demnächst auch in Europa, um der wachsenden Resochin-Nachfrage und dem zunehmenden politischen Druck Rechnung zu tragen. Dabei stellt Bayer das Medikament nun "ausschließlich fürs Gemeinwohl" her und gebe es "in der Krise kostenlos an Regierungen weiter".

Glyphosat-Vergleich liegt auf Eis


Sollte die Wirksamkeit von Resochin gegen den Corona-Erreger tatsächlich nachgewiesen werden, so könnte Bayer mit der gemeinnützigen Herstellung zumindest wertvolle Image-Punkte sammeln. Denn seit der Übernahme von Monsanto und dessen Unkrautvernichter Glyphosat hat Bayers Reputation schwer gelitten. So erhöhte sich die Zahl der Kläger, die dem Unkrautvernichter eine krebserregenden Wirkung unterstellen, zuletzt auf etwa 48.600. Nachdem mehrere, geplante Gerichtsverfahren - auch aufgrund von Corona - in den USA verschoben wurden, verdichteten sich zuletzt die Spekulationen um eine Einigung zwischen den Parteien. Ein Vergleich könnte Bayer nach Einschätzung von Analysten jedoch zwischen acht und zwölf Milliarden Dollar kosten.

Anleger sollten bei Bayer Vorsicht walten lassen. Denn selbst wenn der alte Malaria-Wirkstoff gegen Corona eingesetzt werden kann, wird der Pharmakonzern damit kein großes Geschäft machen. Oder gar das “Damoklesschwert” drohender Glyphosat-Schadensersatzansprüche kompensieren.

Zudem sollte Bayers enttäuschende Kursentwicklung von insgesamt nur +6,5 Prozent innerhalb der vergangenen zehn Jahre für Investoren Grund genug sein, um dem Pharma-Papier den Rücken zu kehren - und sich stattdessen auf die langfristig erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt zu fokussieren. Welche Champions sich wirklich für den Vermögensaufbau in der Corona-Panik eignen, erfahren Sie in Ihrer aktuellen Sonderausgabe des boerse.de-Aktienbriefes, die Sie hier gratis downloaden können!

Ich wünsche Ihnen einen entspannten, erfolgreichen Börsentag,

Ihre Miss boerse.de

Quelle: boerse.de

Kontakt | Sitemap | Nutzungsbasierte Online Werbung | Werben auf boerse.de | Impressum | Disclaimer/Datenschutz