Technische Indikatoren

Ultimate Oscillator von Williams Erklärung – Technische Analyse

Aussage:

Der von Larry Williams entwickelte „Ultimate Oscillator“ entspricht einer Kombination seines „Accumulation/Distribution Oscillators“ mit dem „RSI“ von Wilder.

In einem Oszillator wird allgemein der Kurs von heute mit einem Kurs aus der Vergangenheit in Bezug gesetzt. Nach Williams ist die Aussage der Oszillatoren zu stark von dem gewählten Betrachtungszeitrahmen abhängig, weshalb die Oszillatoren stets zu frühzeitig einen überkauften oder überverkauften Markt anzeigen. Williams versuchte diese Nachteile zu eliminieren, indem im „Ultimate Oscillator“ drei verschiedene Zeiträume berechnet werden, die jeweils eine unterschiedliche Gewichtung erhalten.

Nach Williams wird somit die Beschleunigung bzw. die Schwungkraft einer Kursbewegung erfasst, was eine exaktere Lokalisierung der Übertreibungsphasen erlaubt.


Berechnung:

Die Berechnung des „Ultimate Oscillator“ erfolgt in mehreren Schritten:

1. Zunächst wird die heutige „Buying Pressure“ („Bt“, der „Kaufdruck“) berechnet, indem das „True Low” vom Schlusskurs subtrahiert wird. Das „True Low“ kennzeichnet das heutige Tief oder den gestrigen Schlusskurs, je nach dem, welcher Kurs der kleinere ist.
2. Anschließend wird die aktuelle „True Range“ („TR“, die „wahre“ Handelsspanne) berechnet, die der größten Differenz von heutigem Hoch und heutigem Tief, heutigem Hoch und gestrigem Schluss, oder gestrigem Schluss und heutigem Tief, entspricht.
3. Danach wird der „Buying Pressure“, jeweils für die drei Intervalle von 7, 14 und 28 Tagen, die dementsprechend mit SB7, SB14 und SB28 bezeichnet werden, summiert.
4. Anschließend wird der „True Range“ (TR), jeweils für die drei Intervalle von 7, 14 und 28 Tagen, die dementsprechend mit STR7, STR14 und STR28 bezeichnet werden, summiert.
5. Zum Schluss muss die jeweilige „Buying Pressure“ durch ihre zugehörige „True Range“ dividiert werden. Der Divisor für die 7-Tages-Berechnung wird anschließend mit dem Gewichtungsfaktor 4 multipliziert, der Divisor für die 14-Tages-Berechnung wird mit 2 multipliziert, der Divisor für die 28-Tage-Berechnung wird nicht gewichtet. Als letzter Schritt erfolgt nun eine Addition der Ergebnisse.

Das Ergebnis ist ein Oszillator mit den Begrenzungen von 0 und 100 und der Mittelpunktslinie bei 50.

Oberhalb der Mittelpunktslinie überwiegt nach Williams der Kaufdruck, unterhalb der Mittelpunktslinie überwiegt der Verkaufsdruck.


Formel:

1.) Bt = Ct- TLt
2.) TRt = THt - TLt
3.) SBx = Bt + Bt-1 + ... + Bt-x+1
SBy= Bt + Bt-1 + ... + Bt-y+1
SBz = Bt + Bt-1 + ... + Bt-z+1
4.) STRx = TRt + TRt-1 + ... + TRt-x+1
STRy = TRt + TRt-1 + ... + TRt-y+1
STRz = TRt + TRt-1 + ... + TRt-z+1

ULT = 100 * ((SBx /STRx) * 4 + (SBy /STRy) * 2 + (SBz/STRz)) /7

wobei

TLt = „True Low“, d.h. Tagestief oder gestriger Schlusskurs,
je nachdem welcher Wert der kleinere ist.
THt = „True High“, d.h. Tageshoch oder gestriger Schlusskurs,
je nachdem welcher Wert der größere ist.


Einstellung:

x = 7 Tage (Wochen)
y = 14 Tage (Wochen)
z = 28 Tage (Wochen)


Interpretation:

Der „Ultimate Oscillator“ versucht die Übertreibungsphasen exakter als andere Oszillatoren zu lokalisieren: Dies soll erreicht werden, indem sich die Berechnung auf die durchschnittliche Kursveränderung dreier Zeitphasen bezieht (wodurch die Ausschläge des Oszillators verlangsamt werden), wobei die jüngste Zeitphase zwar das größte Gewicht erhält (die Verlangsamung wird somit wieder eliminiert), Überhitzungsphasen jedoch später angezeigt werden sollen als bei anderen Oszillatoren.

Die Übergewichtung der jüngeren Kursveränderungen ergibt sich daraus, dass beispielsweise die Kurse der letzten 7 Tage sowohl mit den Gewichtungsfaktoren 4 und 2 wie mit dem 28-Tage-Durchschnitt berücksichtigt werden.

Williams stellte die folgenden Handelsregeln auf:

  • Ein Verkaufssignal gilt, wenn der „Ultimate Oscillator“ oberhalb von 50% notiert, dort eine Spitze herausgebildet hat und anschließend nach unten abdreht.
  • Eine Short-Position soll geschlossen werden, wenn ein Kaufsignal eintritt oder wenn das 30%-Niveau erreicht wird oder wenn der „Ultimate Oscillator“ unter 50% notierte und dann über 65% ansteigt.
  • Ein Kaufsignal gilt, wenn der „Ultimate Oscillator“ unterhalb von 50% notiert, dort einen Tiefpunkt herausgebildet hat und anschließend nach oben abdreht.
  • Eine Long-Position soll geschlossen werden, wenn ein Verkaufssignal eintritt oder wenn das 70%-Niveau erreicht wird oder wenn der „Ultimate Oscillator“ über 50% notierte und dann unter 30% zurückfällt.

Sofern die Signale von einer Divergenz zwischen dem „Ultimate Oscillator“ und dem Kursverlauf im Basistitel begleitet werden, haben sie nach Williams eine besondere Relevanz.

Der „Ultimate“ kann auch ausschließlich nach Divergenzen untersucht werden. Sofern also ein Hoch- oder Tiefpunkt im Basistitel nicht durch ein Hoch oder Tief im „Ultimate Oscillator“ begleitet wird, ist ein baldiger Wechsel des Trends wahrscheinlich.

Die primäre Anwendung des „Ultimate Oscillator“ bezieht sich jedoch auf die Kreuzungspunkte mit der Mittelpunktslinie. Schneidet der „Ultimate“ den Mittelpunkt von unten nach oben, gilt ein Kaufsignal und analog ein Verkaufssignal, wenn die Mittelpunktslinie von oben nach unten gekreuzt wird.

Zur Signalgenerierung können natürlich auch die vielfältigen Möglichkeiten der Oszillatoren-Analyse herangezogen werden, wie beispielsweise das Anlegen eines „GDs“ oder die Konstruktion von horizontalen Neutral- bzw. Extrem-Linien.


Empfehlung:

Es sei erwähnt, dass sehr viele Techniker ausschließlich mit der Standardeinstellung von Williams arbeiten, weshalb Sie diese zur „Beobachtung“ heranziehen sollten. Um damit zu „arbeiten“ empfiehlt sich eine Variation.


Querverweise:
RSIWilliams’ Accumulation/Distribution


Quelle:
Thomas Müller, TM BÖRSENVERLAG AG: Das GROSSE Buch der TECHNISCHEN INDIKATOREN