Was Anleger über Aktien-Splits wissen sollten

Bei Aktien, die über einen längeren Zeitraum kontinuierlich gestiegen sind, kann es immer wieder einmal vorkommen, dass sich deren Kurse scheinbar aus heiterem Himmel halbieren, dritteln oder sogar vierteln. Hinter solch auffälligen Bewegungen steckt meist ein sogenannter Aktien-Split. Zur Erklärung:

Was ist ein Aktiensplit?

Bei Aktiensplits handelt es sich um Maßnahmen, mit denen das Kapital neu aufgeteilt (= englisch: to split) wird. Dadurch erhöht sich die Anzahl der ausstehenden Aktien, wobei sich für den Aktionär an seinem Investment jedoch nichts ändert. Dazu ein einfaches Beispiel:

Angenommen ein Anleger hat 50 Aktien im Depot, die bei 200 Euro notieren, und damit 10.000 Euro investiert. Führt die Aktiengesellschaft nun einen 1:2-Aktien-Split durch, bekommt der Anleger für jede seiner alten Aktien eine zusätzliche, während sich gleichzeitig der Aktienkurs halbiert. Nach dem Split befinden sich dann also 100 Aktien zu je 100 Euro im Depot, womit das Investment unverändert 10.000 Euro beträgt. Das bedeutet:

Im Prinzip ist ein Aktiensplit also mit dem Wechseln eines 100-Euro-Scheins in zwei Fünfziger (Aktiensplit im Verhältnis 1:2), fünf Zwanziger (1:5-Split) oder zehn Zehner (1:10-Split) vergleichbar. Doch wozu der ganze Aufwand, wenn doch unter dem Strich alles beim Alten bleibt? Es gibt mehrere Gründe für Aktiensplits:

Optische Signalwirkung von Aktiensplits

Mit einem Aktiensplit signalisiert das Management positive Erwartungen für die Zukunft. Denn in der Regel werden solche Kapitalmaßnahmen durchgeführt, wenn die Kurse bereits über einen längeren Zeitraum gestiegen sind. Die optische Verbilligung soll dementsprechend zum Ausdruck bringen, dass das Unternehmen auch in Zukunft eine Fortsetzung dieses langfristigen Aufwärtstrends erwartet. Ein weiterer Grund:

Aktiensplits als psychologischer Anreiz

Aktiensplits dienen normalerweise dazu, die Handelbarkeit einer Aktie zu erhöhen. Denn Papiere, die langfristig nur den Weg nach oben kennen, würden ohne diese Kapitalmaßnahme im Lauf der Zeit für viele Privatanleger schlicht und einfach unerschwinglich.

Das Lehrbuchbeispiel dafür ist der Berkshire Hathaway, die Holding des legendären Warren Buffett. Als das Investment-Genie in den 1960er-Jahren erste Anteile an Berkshire Hathaway erwarb, kostete die Aktie rund 60 Dollar. Da bei den A-Aktien des boerse.de-Aktienbrief-Champions seitdem noch kein einziger Aktiensplit durchgeführt und auch keine Dividende ausgeschüttet wurde, notieren diese heute bei sage und schreibe 680.343 Dollar bzw. 629.000 Euro. Mit einem solch extrem hohen Kurs ist die Aktie natürlich für die meisten Anleger unbezahlbar. Ein dritter Aspekt:

Aktiensplits können die Attraktivität für Indexanbieter erhöhen

Für die Mitgliedschaft in den meisten Auswahlindizes kommen nur besonders liquide Werte infrage, also Aktien mit hohen Börsenumsätzen. Und optisch billige Aktien werden nun einmal in der Regel viel intensiver gehandelt als Papiere, die mehrere hundert oder sogar über tausend Euro oder Dollar kosten.

Auch beim Kult-Konzern Apple stand dessen hoher Kurs lange Zeit einer Aufnahme in den Dow Jones im Weg. Erst nachdem der iPhone-Hersteller einen Aktiensplit ankündigte und seinen Kurs im Juni 2014 durch einen 1:7-Split von 646 auf 92 Dollar verbilligte, wurde Apple dann im Frühjahr 2015 in den Dow Jones aufgenommen. Da die Aktie ihren langjährigen Erfolgskurs auch danach ungebrochen fortsetzte, führte Apple übrigens im August 2020 abermals einen 1:4-Aktien-Split durch. Eine Übersicht mit historischen Aktien-Splits bekannter Unternehmen finden Sie hier.

Wann werden Aktiensplits gemacht?

Ob und wann bzw. zu welchen Kurs Aktiensplits vorgenommen werden, bleibt jedem Unternehmen freigestellt. Doch auch wenn es hierzu keine allgemeingültige Regel gibt, greifen Unternehmen häufig zu dieser Kapitalmaßnahme, wenn die Kurse in den dreistelligen Bereich steigen. Die Erklärung dafür ist rein psychologisch begründet, da viele Anleger offenbar lieber 100 Aktien zu 10 Euro kaufen als zehn Anteile zu 100 Euro.

Reverse Split als umgekehrter Aktiensplit

Neben Aktiensplits mit denen die Kurse optisch verbilligt werden gibt es noch eine weitere Variante, die genau anders herum funktioniert. In diesem Fall wird von einem Reverse Split bzw. einer Aktienzusammenlegung gesprochen. Hier werden dann bspw. zehn Aktien, die bei 1 Euro notieren zu einer Aktie zusammengefasst, die dann bei 10 Euro notiert. Wie beim „normalen“ Aktiensplit gibt es auch für diese Variante unterschiedliche Gründe:

Reverse Split, um weiter handelbar zu bleiben

An der amerikanischen Nasdaq droht sogenannten Penny Stocks ein Delisting. Das bedeutet, dass die Technologiebörse die Börsennotiz von Aktien beenden kann, wenn diese über einen bestimmten Zeitraum unter der Marke von einem Dollar notieren. Ein anderer Grund für eine Aktienzusammenlegung kann eine Kapitalerhöhung sein. Denn:

Reverse Split als Voraussetzung für eine Kapitalerhöhung

Ein prominentes deutsches Beispiel ist die Commerzbank, die als Folge der Finanzkrise dringend frisches Kapital benötigte. Dafür sollte eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Aktien durchgeführt werden. Aktienrechtlich ist diese Kapitalmaßnahme jedoch nur möglich, wenn der aktuelle Kurs über dem Nennwert liegt, unter den die Commerzbank-Aktie zu fallen drohte. Deswegen führte die Commerzbank im April 2013 einen Reverse Split und legte zehn Aktien zu einem Papier zusammen. Halten wir fest:

Aktiensplits können Indiz für die Anlagequalität sein

Zunächst einmal sind Splits (in beide Richtungen) reine Kurskosmetik. Dennoch lassen sich daraus Rückschlüsse auf die Anlagequalität der entsprechenden Aktie ziehen. Denn während beim Reverse Split oftmals die Existenz eines Unternehmens auf dem Spiel steht, können regelmäßige Splits als Indiz für eine kerngesunde Kursentwicklung gewertet werden. Apropos:

Mithilfe der Performance-Analyse lassen sich Qualitätswerte herausfiltern, die sich schon seit mindestens zehn Jahren durch vergleichsweise konstant steigende Kurse bei weniger und geringeren Rücksetzern auszeichnen als die breite Masse an Aktien. Wie dabei im Detail vorgegangen wird, erfahren Sie unverbindlich und kostenlos im „Leitfaden für Ihr Vermögen“.

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