Wie Aktien kaufen für Anfänger: So gelingt der Schritt an die Börse

Wie Aktien kaufen für Anfänger: So gelingt der Schritt an die Börse

Aktien kaufen für Anfänger: So gelingt der Schritt an die Börse

Obwohl die Deutschen noch immer ein „Volk der Sparer sind”, nahm die Aktionärsquote in den vergangenen Jahren doch rapide zu. Eine begrüßenswerte Entwicklung, denn Aktien sind und bleiben eine alternativlose Anlageklasse. Zum einen, weil Investoren mit Aktien reale Sachwerte (= Anteile an einem Unternehmen) kaufen. Zum anderen, weil führende Indizes wie Dax und Dow Jones trotz zahlreicher Krisen in der historischen Betrachtung im Mittel inklusive Dividenden +9 % Rendite p.a. erzielt haben. Das ist eine Performance, die gerade in Zeiten von Inflation und Negativzinsen mit anderen Geldanlagen wohl kaum zu schlagen ist. Dass der Aktienkauf eine wichtige Rolle beim langfristigen Vermögensaufbau spielt, steht also außer Frage. Doch wie funktioniert eigentlich der Handel mit Aktien und welche Schritte müssen Anleger unternehmen, um an der Börse aktiv zu werden?

Was braucht man für den Aktienkauf?

Anleger, die mit Wertpapieren wie Aktien, Fonds, Zertifikaten oder ETFs handeln möchten, benötigen zunächst eine Depotbank. Ein Depot lässt sich entweder bei der Hausbank oder einem Online-Broker eröffnen und erfordert zudem zwingend ein sogenanntes Referenzkonto (oder Verrechnungskonto).

Für unerfahrene Anleger ist ein Depot bei der eigenen Filialbank, die eine persönliche Kundenberatung und Serviceleistungen bietet, empfehlenswert. Der Nachteil: Depots bei Filialbanken sind in der Regel deutlich teurer als bei Onlinebanken. Da hohe Gebühren langfristig einen beträchtlichen Teil der Rendite zunichtemachen können, sollten Investoren die Depot-Konditionen verschiedener Filialbanken vergleichen. Investoren, die über eine grundlegende Finanzkompetenz und Aktien-Kenntnisse verfügen, sollten dagegen einen günstigeren Onlineanbieter wählen.

Was muss man hinsichtlich der Kosten beachten?

Die Gesamtkosten für ein Depot setzen sich im Wesentlichen aus drei Posten zusammen: Der Depotgebühr, den Orderkosten und Börsengebühren, die vom gewählten Handelsplatz abhängen. Deshalb sollten Anleger bei der Entscheidung für eine Depotbank nicht nur eine Variable, sondern ihr gesamtes Investitionsverhalten in Betracht ziehen. Beispielsweise erheben manche Onlinebroker keine Depotgebühr, dafür aber eventuell höhere Orderkosten. Gerade bei aktiven Anlegern, die ihr Depot häufig umschichten, fallen diese Transaktionskosten viel stärker ins Gewicht als eine jährliche Grundgebühr.

Welche Arten von Aktien gibt es?

Nach der Depoteröffnung gilt es zu überlegen, welche Wertpapiere zum eigenen Anlagehorizont und Anlageziel passen. Zur Wahl stehen beispielsweise Einzelaktien, Aktien-ETFs, Indexzertifikate oder Aktien-Fonds. Bei den Aktiengattungen unterscheidet man im Wesentlichen zwischen:

- Stammaktien (St)

Stammaktien gewähren dem Aktionär alle gesetzlichen und satzungsmäßigen Aktionärsrechte. Diese beinhalten beispielsweise die Mitbestimmung über die Gewinnverwendung, die Wahl des Aufsichtsrats oder andere, unternehmensrelevante Entscheidungen.

- Vorzugsaktien (Vz)

Im Gegensatz zur Stammaktie beinhaltet die Vorzugsaktie kein Stimmrecht für ihre Aktionäre. Stattdessen erhalten Inhaber der Vorzugsaktie aber Sonderrechte bezüglich der Dividende. So zum Beispiel ein vorweg entfallender Gewinnanteil (Vorabdividende) oder ein höherer Gewinnanteil (Mehrdividende).

- Inhaberaktien

Die Inhaberaktie ist die gängigste Form der Aktie. Im Gegensatz zu Namensaktien kann jeder, der eine Inhaberaktie besitzt, die Rechte und Pflichten wahrnehmen, die mit dem Unternehmensanteil einhergehen.

- Namensaktien

Im Gegensatz zur Inhaberaktie handelt es sich hierbei um eine auf den Namen des Aktionärs lautende Aktie. Eine Gesellschaft mit Namensaktien führt ein Aktienregister, in das die Aktionäre unter Angabe des Namens, Geburtsdatums und der Adresse sowie der Stückzahl der gehaltenen Aktien eingetragen werden müssen. Dadurch verschaffen Namensaktien dem Emittent einen besseren Einblick in seine Aktionärsstruktur, sorgen für mehr Transparenz und erleichtert den Kontakt zwischen Gesellschaft und Aktionären.

- Nennwertaktien

In Deutschland gibt es die Nennwertaktie und die Stückaktie. Eine deutsche Aktiengesellschaft kann jedoch entweder nur Nennwertaktien oder nur Stückaktien ausgeben. Der Nennwert einer Aktie ist der Teilbetrag des Grundkapitals einer Aktiengesellschaft und beträgt mindestens einen Euro. Wird der Nennwert einer Aktie mit der gesamten Anzahl der ausgegebenen Nennwertaktien multipliziert, so errechnet sich das gesamte Grundkapital. Wie hoch der Nennwert genau ist, kann das emittierende Unternehmen selbst festlegen.

- Stückaktien

Stückaktien sind – im Gegensatz zu Nennwertaktien – nennwertlos und stellen den prozentualen Anteil am gesamten Grundkapital des Unternehmens dar. Der Nennbetrag ist einfach durch die Division des Grundkapitals durch die Anzahl der Aktien zu ermitteln.

Generell sollten Anleger beim Aktienkauf aber nie alles auf eine Karte setzten. ETFs, Zertifikate oder Fonds sind insbesondere für Börsennovizen geeignet, da sie hiermit automatisch das Risiko streuen bzw. über Unternehmen, Branchen und Länder hinweg diversifizieren.

Ebenso wichtig ist es, nur Aktien oder „Aktienkörbe” von sorgfältig ausgewählten Unternehmen mit einem langfristig erfolgreichen Geschäftsmodell und einer ebensolchen Kurshistorie zu erwerben. Von spekulativen Aktienkäufen, die auf Trends oder kurzfristigen Kursgewinnen basieren, ist dagegen aufgrund des hohen Risikos abzuraten.

Wie kann man Aktien kaufen oder verkaufen?

Ist die Aktienauswahl getroffen, so kann der Anleger in seinem Depot die gewünschte Wertpapierkennnummer (WKN oder ISIN) angeben und auswählen, über welche Börse ge- oder verkauft werden soll. Zur Wahl stehen beispielsweise die Börse Frankfurt, regionale Handelsplätze, internationale Börsen oder der außerbörsliche Direkthandel über Unternehmen wie Tradegate, Commerzbank oder Lang & Schwarz. Eine sorgfältige Auswahl ist wichtig, denn oftmals variieren die Kaufpreise von Börsenplatz zu Börsenplatz.

Anschließend stellt man in der Ordermaske eine Preisanfrage basierend auf der gewünschten Stückzahl, legt die Ordergültigkeit fest und bestätigt den vorgeschlagenen Kauf- oder Verkaufspreis. Investoren sollten eine Order zudem immer mit einem Limit (einer Preisgrenze) versehen. So stellt man sicher, dass beim Kauf kein überhöhter Preis gezahlt und beim Verkauf kein zu niedriger Preis für ein Wertpapier gezahlt wird.

Seit Februar 2018 ist zudem eine EU-Richtlinie in Kraft, die unter anderem mehr Transparenz beim Kauf von Wertpapieren für Endkunden vorsieht. Seitdem sind Depotanbieter verpflichtet, vor dem eigentlichen Kauf alle Kosten aufzulisten, die für die Transaktion, eine Haltedauer von meist fünf Jahren und anschließendem Verkauf anfallen. Es empfiehlt sich, diese Information aufmerksam durchzulesen und bei hohen Kosten ggf. Variablen wie den Handelsplatz anzupassen.

Welche Ordertypen gibt es?

Bei jedem Aktienkauf oder Verkauf können Investoren zwischen verschiedenen Ordertypen wählen, die Handelsstrategien unterstützen, Risiken minimieren und Marktchancen verbessern können. Zu den wichtigsten Ordertypen zählen:

- Die Market-Order

Bei dieser einfachen und schnellen Form der Orderplatzierung wird das Produkt unverzüglich zum aktuellen Kurs gehandelt. Die Optionen „bestens” und „billigst” erwecken bei Einsteigern zunächst den Eindruck, dass sie zu bestmöglichen Konditionen kaufen oder verkaufen können. Das ist aber nicht der Fall sondern bedeuten nur, dass die Order zum nächstmöglichen Zeitpunkt und zum aktuellen Preis ausgeführt wird. Bei starken Kursschwankungen sollte deshalb eher eine Limit-Order in Betracht gezogen werden.

- Die Limit-Order

Mit einer Limit-Order legt der Händler eine Preisspanne fest und kann sich in zwei Richtungen absichern: Beim Kauf von Wertpapieren soll ein Höchstpreis nicht überschritten und bei einem Verkauf ein Mindestpreis erzielt werden. Eine Limit-Order eignet sich für Aufträge, bei denen nicht der Ausführungszeitpunkt, sondern ein Kauf- oder Verkauf zum Wunschpreis Priorität hat.

- Die Stop-Order

Erfahrene Trader nutzen Stop-Orders, um sich gegen Verluste abzusichern. Hierbei wird gekauft, wenn der Markt einen festgelegten, höheren Preis erreicht hat oder verkauft, wenn der Markt einen festgelegten, niedrigeren Preis erreicht.

Eine Stop-Order kann als Stop-Loss-Order oder Stop-Buy-Order eingegeben werden. Die Stop-Loss-Order wird erst ausgeführt, sobald ein festgelegter Kurs, der Stop-Preis, erreicht oder unterschritten wird. Der Verkauf erfolgt bestens. Bei einer Stop-Buy-Order führt das Erreichen eines vorher festgelegten Kurses zum Aktienkauf als Market-Order zum billigst-Preis.

Wann sollte man Aktien kaufen oder verkaufen?

Kurz gesagt: Den idealen Zeitpunkt kennt niemand. Natürlich lassen sich aus Konjunkturdaten, Fundamentaldaten oder Analystenmeinungen Kauf- und Verkaufsempfehlungen ableiten. Doch für langfristig orientierte Anleger ist der Zeitpunkt wenig entscheidend, da kurzfristige Misserfolge an der Börse im Lauf der Zeit wieder ausgeglichen werden können. Prinzipiell gilt bei langfristigen Anlagen also eher der Buy-and-Hold-Ansatz, den Star-Investor Warren Buffett einmal so zusammengefasst hat: „Eine Aktie, die man nicht zehn Jahre zu halten bereit ist, darf man nicht einmal zehn Minuten besitzen.”

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Aktien kaufen: FAQ

- Was ist eine Aktie?

Eine Aktie ist ein Wertpapier, das den Anteil an einer Aktiengesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft verbrieft. Die Aktionäre sind durch die Aktie also am Unternehmenserfolg und Misserfolg beteiligt. Man unterscheidet zudem zwischen Stammaktien und Vorzugsaktien. Besitzer von Stammaktien werden hinsichtlich der Gewinnbeteiligung (Dividende) alle gleichrangig behandelt. Bei Vorzugsaktien hat der Inhaber dagegen Vorrechte – beispielsweise auf Gewinnausschüttungen zu fixen Prozentsätzen oder garantierte Dividendenausschüttungen selbst wenn andere Aktionäre nichts erhalten.

- Wie funktioniert der Aktienhandel?

Aktien können frei gehandelt werden können. Dies kann sowohl über einen organisierten Markt (Börse) passieren, als auch außerhalb organisierter Märkte. Die Börse funktioniert – wie jeder andere Markt – auf Basis von Angebot und Nachfrage. Der Kurs einer Aktie steigt also, wenn mehr Aktien gekauft als verkauft werden. Der Kurs einer Aktie sinkt wiederum, wenn mehr Aktien verkauft als gekauft werden. Der Handel wird von Banken bzw. Brokern durchgeführt.

- Was ist Xetra?

Xetra steht für „exchange electronic trading“ und ist der geschützte Name des elektronischen Handelssystems der Deutschen Börse, das im November 1997 eingeführt wurde. Über den Xetra-Handel findet der größte Teil des Börsenhandels in Deutschland statt. Insgesamt können über 1000 nationale und internationale Aktien via Xetra gehandelt werden.

- Kann man auch mit wenig Geld Aktien kaufen?

Mit wenig Kapital sollte man geringe Risiken eingehen. Bei vielen Banken oder Brokern können Anleger allerdings bereits ab 50 Euro oder sogar weniger in einen Aktien-, ETF- oder Fondssparplan investieren, wobei die Sparrate meist angepasst oder ausgesetzt werden kann. Die Vorraussetzung hierfür ist ein Wertpapierdepot und Referenzkonto. Die monatlichen Raten werden dann über einen festgelegten Zeitraum in die gewählte Anlageform investiert.

- Was sind Neo Broker?

Diese neue Generation von Brokern lockt meist mit gebührenfreien Depots sowie leicht zugänglichen Online-Portalen oder Trading Apps. Neo-Broker leiten Aufträge entweder an einen Market-Maker oder an einen Handelsplatz weiter – verlangen hierfür aber außerhalb der Handelszeiten häufig hohe Gebühren. Anleger sollten die Angebote von Neo Brokern deshalb genau durchlesen und miteinander vergleichen.

- Sind Aktien abgesichert?

Wertpapiere sind keine Einlagen und fallen somit auch nicht unter die Einlagensicherung, die die gesetzlich vorgeschriebene Mindestsumme von 100.000 Euro pro Kunde beträgt. Sie stehen vielmehr im Eigentum des Kunden und werden in dessen Namen von der Bank verwahrt. Anleger haben deshalb jederzeit die Möglichkeit, ihr Eigentum (bzw. ihre Aktien) zurückzuverlangen. Diese Möglichkeit bleibt auch im Falle einer Banken-Insolvenz bestehen, da die Gläubiger der Bank oder ein Insolvenzverwalter darauf keinen Zugriff haben.

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