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Der sehr erfolgreiche Rohstoffspekulant Richard Dennis wollte Anfang der 80er herausfinden, ob ein guter Trader mit den dazugehörigen Eigenschaften geboren wird oder man diese auch erlernen kann. Daraufhin startete er mit seinem langjährigen Freund William Eckhardt 1983 das Experiment „Turtle Traders". Hier wurden blutige Börsenanfänger innerhalb kürzester Zeit in das Thema Trading eingeführt und bekamen dann jeweils ein reales Handelskonto von 1.000.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt. Dabei handelten die Probanden mit riesigem Erfolg unter bestimmten von Dennis festgelegten Handelsregeln verschiedenste Futures-Kontrakte auf Aktien, Devisen und Rohstoffe.
Richard Dennis wurde am 9. Januar 1949 in Chicago in der Nähe der dortigen Börse geboren. Bereits mit 17 Jahren sammelte er erste Erfahrungen auf dem Kapitalmarkt als Laufbursche an der Chicago Mercantile Exchange. Nach seinem Philosophiestudium in Chicago, lieh sich der 23-Jährige 2000 US-Dollar, kehrte an die Börse zurück und spekulierte mit einem Teil des geliehenen Geldes. Durch Missernten in Russland 1972 stieg der Preis von Getreide unaufhörlich, dies erkannte Dennis und setzte auf steigende Kornpreise.
Mit 25 Jahren war er bereits Dollar-Millionär. Mit mathematischen Modellen verfeinerte der Spekulant seine Strategien und begrenzte damit den emotionalen Faktor. Dies brachte Richard Dennis enormen Reichtum ein: Anfang der 80er wiesen seine Konten mehr als 400 Millionen Dollar Vermögen aus.
Die Idee des Experiments entspringt einer Meinungsverschiedenheit zwischen Richard Dennis und William Eckhardt. Dennis war der Überzeugung, Handelsgeschick sei keine natürliche Gabe, sondern eine erlernbare, sodass jeder ein erfolgreicher Trader werden könne. Eckhardt war hingegen der Meinung, solche Fähigkeiten müssten angeboren sein. Nachdem die Wette geboren war, schalteten die beiden Stellenanzeigen, um Kandidaten anzuwerben. Dafür nutzten Dennis und Eckhardt den Barron‘s, das Wall Street Journal und die New York Times. Insgesamt bewarben sich mehr als 1000 Menschen, wovon nur 80 in die engere Wahl kamen.
Letztlich stellte Richard 13 Kandidaten ein. Nach einer Einführung in die Turtle-Methode von lediglich zwei Wochen erhielten die Neulinge für knapp einen Monat kleine Geldsummen, um das Erlernte anzuwenden. Anschließend stellte Dennis jedem Teilnehmer ein Handelskonto in Höhe von rund 1.000.000 US 1.000.000 US-Dollar zur Verfügung – Geld von seinem Privatvermögen, wohlgemerkt.
Dem Besuch auf einer Schildkrötenfarm in Singapur ist die Namensgebung Turtles zu verdanken. Denn Dennis und Eckhardt beschlossen, dort ihre Wette in die Tat umzusetzen. Im Anschluss an die Rückkehr von Richard Dennis aus Asien zu einer Zeit, als das Trainee-Programm gerade anfing, beschrieb er das Vorhaben auf folgende Weise: „Wir ziehen Trader groß, genauso wie in Singapur Schildkröten (englisch: Turtles) gezüchtet werden.“ Dabei wurden die „Turtles“ zu Trendfolgern ausgebildet, die den größten Teil eines Trends gewinnbringend ausnutzen sollten. Wichtig hierfür waren zwei Grundprinzipien der technischen Analyse – erstens, Aktienkurse bewegen sich in Trends und zweitens, sämtliche relevanten Informationen sind bereits eingepreist. Damit konzentrierten sich die Turtles nicht auf Nachrichten, sondern ausschließlich auf Kursveränderungen.
Richard Dennis ließ seine „Turtles“ mit jeweils rund 1.000.000 US-Dollar und den angelernten Turtle-Methoden an der Börse verschiedenste Kontrakte handeln. In den folgenden vier Jahren erwirtschaftete das 13-köpfige Team im Schnitt rund 80% Gewinn pro Jahr. Damit wurden insgesamt mehr als 100 Millionen Dollar Profit erzielt. Dabei konnten die Schüler 15% des Gewinns behalten, und Richard Dennis erhielt den restlichen 85%-Anteil. Neben dem bereits populären Händler Richard Dennis erlangten dadurch auch die Turtles einen gewissen Ruhm, beispielsweise Curtis M. Faith.
Mit diesem Experiment hat Richard Dennis letztlich bewiesen, dass Trading keine vorgegebene Gabe der Natur, sondern erlernbar ist. Menschen mit keinem oder sehr geringem Börsenwissen wurden in kürzester Zeit zu exzellenten Tradern ausgebildet. Wichtig hierfür waren einerseits das einfache und gut verständliche Regelwerk, und andererseits die strikte Einhaltung der festgelegten Rahmenbedingungen.
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