Die Advance-Decline-Line (ADL) ist ein bedeutender technischer Indikator, der im Bereich der Marktbreite-Analyse eingesetzt wird. Sie misst, wie viele Aktien an einem bestimmten Handelstag gestiegen („advances“) bzw. gefallen („declines“) sind. Dadurch liefert sie ein umfassenderes Bild über die tatsächliche Stärke oder Schwäche eines Marktes, als es ein einzelner Indexstand – wie etwa der DAX oder der S&P 500 – vermag. Die Advance-Decline-Line gilt daher als ein wichtiger Frühindikator für Trendwenden und die allgemeine Marktverfassung.
Mit anderen Worten: Während ein Aktienindex oft von einigen wenigen großen Werten stark beeinflusst werden kann, zeigt die ADL, ob die Mehrzahl der Aktien tatsächlich an einer Aufwärts- oder Abwärtsbewegung teilnimmt. Sie misst also die Marktbreite und damit die Stabilität eines Trends.
Die Berechnung der Advance-Decline-Line erfolgt auf Basis der täglichen Differenz zwischen der Anzahl gestiegener und gefallener Aktien. Die Formel lautet:
ADL = Vorherige ADL + (Anzahl gestiegener Aktien – Anzahl gefallener Aktien)
Diese kumulative Darstellung bedeutet, dass die ADL über die Zeit fortgeschrieben wird. Wenn an einem Handelstag mehr Aktien steigen als fallen, erhöht sich die ADL; überwiegen die fallenden Werte, sinkt sie. Der Startwert kann dabei willkürlich gewählt werden, oft beginnt man mit null.
Beispiel: Steigen an einem Tag 1.200 Aktien und fallen 800, ergibt sich eine Differenz von +400. Diese wird zum bisherigen Wert der ADL addiert. Sinkt an einem anderen Tag die Zahl der steigenden Aktien auf 700 und die der fallenden auf 1.300, beträgt die Differenz -600 – die ADL fällt entsprechend.
Die Advance-Decline-Line dient vor allem dazu, die Divergenz zwischen der Entwicklung eines Marktindex und der tatsächlichen Marktbreite zu erkennen. Ein Anstieg eines Index bei gleichzeitiger Stagnation oder gar einem Rückgang der ADL gilt als Warnsignal: Zwar steigen die Indexwerte, aber nur wenige große Aktien tragen den Aufschwung – die Mehrheit entwickelt sich schwächer. Das kann auf eine bevorstehende Korrektur hindeuten.
Umgekehrt kann eine steigende ADL, während der Index noch fällt, auf eine bevorstehende Bodenbildung und eine Trendwende nach oben hinweisen. Die ADL bestätigt also idealerweise die Richtung des Marktes – oder zeigt frühzeitig Widersprüche auf.
Ein typisches Beispiel ist die Entwicklung des US-amerikanischen Leitindex S&P 500. Häufig kam es in der Vergangenheit vor, dass der Index neue Höchststände erreichte, während die Advance-Decline-Line bereits zu fallen begann. Diese Divergenz deutete an, dass nur wenige Schwergewichte (wie Apple, Microsoft oder Nvidia) die Kursgewinne trugen, während die breite Masse der Aktien bereits Schwäche zeigte. Kurze Zeit später folgten oft Korrekturphasen oder Trendwechsel.
Auch im umgekehrten Fall liefert die ADL wertvolle Hinweise: Wenn viele Aktien an Stärke gewinnen, aber der Index wegen einiger schwacher Schwergewichte stagniert, signalisiert die ADL eine sich verbessernde Marktbreite – ein positives Zeichen für eine mögliche Trendwende nach oben.
In der technischen Analyse wird die Advance-Decline-Line häufig zusammen mit gleitenden Durchschnitten oder anderen Indikatoren verwendet, um Signale zu bestätigen. Trader beobachten dabei vor allem:
Da die ADL auf die Marktbreite abzielt, wird sie insbesondere von institutionellen Investoren, Analysten und Portfoliomanagern genutzt, um die Nachhaltigkeit eines Markttrends zu beurteilen. Sie gilt als eines der zuverlässigsten Instrumente zur Beurteilung der internen Marktstruktur.
Vorteile:
Grenzen:
Die Advance-Decline-Line (ADL) ist ein zentraler Indikator zur Messung der Marktbreite und liefert wertvolle Informationen über die innere Stärke oder Schwäche eines Marktes. Sie hilft Anlegern, die Nachhaltigkeit eines Trends zu beurteilen und mögliche Divergenzen zwischen einem Index und den darin enthaltenen Aktien frühzeitig zu erkennen. Obwohl die ADL keine alleinige Handelsgrundlage ist, stellt sie ein wichtiges Werkzeug im Werkzeugkasten der technischen Analyse dar. Wer sie regelmäßig beobachtet, kann Marktphasen besser einordnen und sein Timing bei Ein- und Ausstiegen optimieren – ein entscheidender Vorteil im professionellen Börsenhandel.