Der Criée-Handel bezeichnet eine klassische Handelsform, bei der Waren in einer Auktion auf einem Marktplatz oder in einer Verkaufsstelle direkt an den Meistbietenden verkauft werden. Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Französischen „crier“, was „rufen“ bedeutet, und beschreibt die laute, rufende Versteigerung, wie sie traditionell auf Fisch- oder Gemüsebörsen praktiziert wurde. Beim Criée-Handel stehen die physischen Präsenz der Käufer und Verkäufer sowie die unmittelbare Preisfindung im Vordergrund.
Beim Criée-Handel werden Waren wie Fisch, Obst oder Gemüse auf einem zentralen Markt angeboten. Ein Auktionator, oft der Markthändler selbst, ruft die angebotenen Produkte aus und die anwesenden Käufer bieten den Preis, den sie bereit sind zu zahlen. Der höchste Bieter erhält die Ware. Diese Form des Handels zeichnet sich durch Transparenz, Geschwindigkeit und direkten Wettbewerb aus. Die Preisbildung erfolgt in Echtzeit und spiegelt Angebot und Nachfrage unmittelbar wider.
Der Criée-Handel war historisch besonders wichtig für Märkte, auf denen verderbliche Waren schnell verkauft werden mussten. Fischmärkte in europäischen Hafenstädten, wie z.B. die Fischhalle in Bremerhaven oder der Fischmarkt in Hamburg, nutzten den Criée-Handel über Jahrhunderte, um eine effiziente Verteilung der Produkte sicherzustellen. Auch Obst- und Gemüsebörsen setzten auf diese Methode, da sie Preise durch Wettbewerb zwischen Käufern schnell anpassen konnten. Für Händler und Produzenten war dies eine Möglichkeit, aktuelle Marktpreise direkt zu realisieren und Absatzrisiken zu reduzieren.
Ein bekanntes Beispiel für den Criée-Handel ist der Fischmarkt in Hamburg, auf dem täglich frischer Fisch versteigert wird. Die Verkäufer präsentieren ihre Ware, und die Käufer bieten den Preis lautstark aus. Auch in Frankreich, z.B. auf dem Großmarkt in Rungis, werden Früchte, Gemüse und andere Lebensmittel im Criée-Handel angeboten. Historisch wurde diese Handelsform in nahezu allen Regionen mit lebhaftem Marktgeschehen praktiziert, da sie die Preisbildung offen und transparent machte.
Der Criée-Handel bietet mehrere Vorteile. Zum einen ist die Preisfindung transparent und fair, da alle Bieter die gleichen Informationen über die Ware und den aktuellen Preis haben. Zum anderen erfolgt der Handel sehr schnell, was besonders für verderbliche Waren entscheidend ist. Gleichzeitig gibt es Risiken: Preisvolatilität kann stark schwanken, insbesondere bei kleinen Mengen oder unregelmäßiger Nachfrage. Außerdem ist die Methode arbeitsintensiv und erfordert die physische Präsenz der Beteiligten, was den Handel in großem Maßstab erschwert.
Heute wird der traditionelle Criée-Handel zunehmend durch elektronische Auktionen ersetzt. Digitale Plattformen ermöglichen ähnliche Preisbildungsmechanismen, oft auch überregional oder international. Der Grundgedanke bleibt jedoch gleich: Die Preisfindung erfolgt durch Wettbewerb zwischen Bietern, wobei Angebot und Nachfrage direkt aufeinander treffen. Dennoch bewahren viele Märkte, insbesondere im Fisch- und Lebensmittelhandel, den klassischen Criée-Handel als kulturelles Erbe und Touristenattraktion.
Der Criée-Handel ist eine historische und immer noch relevante Handelsform, bei der Waren in einer Auktion direkt an den Meistbietenden verkauft werden. Durch die offene Preisbildung über Angebot und Nachfrage bietet diese Methode Transparenz, Geschwindigkeit und Fairness. Trotz moderner elektronischer Handelssysteme bleibt der Criée-Handel vor allem bei frischen Lebensmitteln bedeutend und ermöglicht Produzenten wie Händlern, schnell Marktpreise zu realisieren und den Absatz effizient zu gestalten.