DVFA/SG-Ergebnis

Was ist das DVFA/SG-Ergebnis?

Das DVFA/SG-Ergebnis ist eine von der Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) gemeinsam mit der Schmalenbach-Gesellschaft (SG) entwickelte Kennzahl, die dazu dient, die Ertragskraft eines Unternehmens möglichst objektiv und vergleichbar abzubilden. Im Unterschied zu gesetzlichen Rechnungslegungsvorschriften wie HGB oder IFRS, die bilanzpolitische Spielräume zulassen, versucht das DVFA/SG-Ergebnis durch standardisierte Bereinigungsvorgaben ein ökonomisch sinnvolles, nachhaltiges und periodenreines Ergebnis zu ermitteln.

Der zentrale Zweck besteht darin, bilanzpolitische Verzerrungen – etwa aus Sondereffekten, Einmaleinflüssen oder unterschiedlichen Bewertungsmethoden – auszuschließen, um Analysten, Investoren und institutionellen Marktteilnehmern eine möglichst realistische Einschätzung der Unternehmensprofitabilität zu ermöglichen. Damit gehört das DVFA/SG-Ergebnis zu den früh etablierten „bereinigten“ Ergebniskennzahlen, noch bevor adjusted EBIT oder adjusted EBITDA im Markt gängig wurden.

Methodik: Wie wird das DVFA/SG-Ergebnis berechnet?

Die Berechnung folgt klar definierten Leitlinien, die regelmäßig aktualisiert und an regulatorische Trends sowie Veränderungen der Rechnungslegung angepasst werden. Zentrale Schritte der Bereinigung umfassen:

  • Eliminierung von außerordentlichen Ergebnissen: Gewinne oder Verluste, die nicht dem laufenden Geschäftsbetrieb zuzurechnen sind, werden neutralisiert.
  • Anpassung um periodenfremde Effekte: Ereignisse, die wirtschaftlich eine andere Periode betreffen, werden entfernt.
  • Bereinigung um außergewöhnliche oder nicht wiederkehrende Einflüsse: Dazu zählen etwa Restrukturierungsaufwendungen, Schadensfälle, Rechtsstreitigkeiten oder Veräußerungsgewinne.
  • Standardisierung von Abschreibungs- und Bewertungsmethoden: Unterschiede zwischen HGB-, IFRS- oder US-GAAP-Standards werden harmonisiert.
  • Korrektur steuerlicher Effekte: Steuerpositionen werden auf ein ökonomisch sinnvolles Maß angepasst.

Ziel ist es, das operative Ergebnis eines Unternehmens so darzustellen, als hätte es keine außergewöhnlichen Einflüsse gegeben und würde nach einheitlichen Bewertungsregeln bilanzieren. Dadurch wird ein Ergebnis geschaffen, das besonders für Vergleiche über Zeiträume, Branchen oder internationale Märkte hinweg geeignet ist.

Bedeutung in Analyse, Bewertung und Kapitalmarktkommunikation

Das DVFA/SG-Ergebnis hat in der professionellen Finanzanalyse besondere Relevanz, weil es eine Brücke zwischen Bilanzrecht und ökonomischer Realität schlägt. Während handelsrechtliche Abschlüsse häufig Ermessensspielräume enthalten, wollen Analysten und institutionelle Investoren vor allem den nachhaltigen, wiederkehrenden Ertrag eines Unternehmens betrachten. Dafür ist die Kennzahl ideal geeignet.

Sie wird beispielsweise für folgende Zwecke genutzt:

  • Unternehmensbewertung: Besonders bei DCF-Verfahren oder Multiplikatoransätzen dient das bereinigte Ergebnis als stabile Planungsbasis.
  • Investmententscheidungen: Fondsmanager verwenden das DVFA/SG-Ergebnis, um die Qualität von Geschäftsmodellen besser einschätzen zu können.
  • Finanzkommunikation: Unternehmen nutzen die Kennzahl, um Anlegern ein transparenteres Bild ihrer operativen Entwicklung darzustellen.
  • Peer-Group-Vergleiche: Branchenstudien, Research-Berichte und Ratings stützen sich häufig auf standardisierte Ergebnisgrößen.

Beispiele zur Anwendung des DVFA/SG-Ergebnisses

Um die Funktionsweise zu verdeutlichen, helfen einige typische Szenarien aus der Unternehmenspraxis:

  • Ein Industriekonzern erzielt einen hohen Veräußerungsgewinn aus dem Verkauf einer Tochtergesellschaft. Dieser Gewinn fließt zwar in das IFRS-Ergebnis ein, wird im DVFA/SG-Ergebnis jedoch herausgerechnet, da er nicht dem Kerngeschäft entspricht.
  • Ein Unternehmen tätigt aufgrund einer Naturkatastrophe einmalige Abschreibungen auf Anlagen. Da es sich nicht um ein wiederkehrendes Ereignis handelt, wird der Effekt bereinigt.
  • Restrukturierungskosten in Folge einer strategischen Neuausrichtung werden neutralisiert, um die operative Leistungsfähigkeit klarer abzubilden.

Die Beispiele zeigen, dass das DVFA/SG-Ergebnis dazu dient, Störgrößen zu beseitigen, die den Blick auf die tatsächliche wirtschaftliche Lage eines Unternehmens verzerren könnten.

Vorteile und Herausforderungen der Kennzahl

  • Vorteile: hohe Vergleichbarkeit, Fokus auf nachhaltige Ertragskraft, Bereinigung bilanzpolitischer Effekte, breite Akzeptanz im professionellen Research.
  • Herausforderungen: hoher Berechnungsaufwand, teilweise Ermessensentscheidungen bei der Frage, was „außerordentlich“ oder „nicht wiederkehrend“ ist, weniger Bekanntheit bei Privatanlegern.

boerse.de-Schlussfolgerung

Das DVFA/SG-Ergebnis gehört zu den wichtigsten bereinigten Erfolgskennzahlen im deutschsprachigen Raum. Es liefert ein transparentes, harmonisiertes und weitgehend verzerrungsfreies Bild der tatsächlichen operativen Ertragskraft eines Unternehmens. Für Analysten, institutionelle Anleger und Unternehmen selbst stellt die Kennzahl ein zentrales Werkzeug dar, um nachhaltige Entwicklungen sichtbar zu machen und fundierte Entscheidungen zu treffen. Als stabiler, standardisierter Maßstab trägt das DVFA/SG-Ergebnis wesentlich zur Qualität moderner Finanzanalyse und Unternehmensbewertung bei.



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