Was ist Economic Value Added (EVA)?
Economic Value Added (EVA) ist ein finanzwirtschaftliches Konzept zur Messung der Wertschöpfung eines Unternehmens über seine Kapitalkosten hinaus. Der EVA zeigt an, ob ein Unternehmen durch seine operative Tätigkeit einen Mehrwert für die Eigentümer generiert oder ob die Kosten des eingesetzten Kapitals nicht gedeckt werden. Das Konzept wurde in den 1990er Jahren von der Unternehmensberatung Stern Stewart & Co. populär gemacht und dient als Instrument zur Unternehmenssteuerung, Performance-Messung und Anreizgestaltung für Managemententscheidungen.
Berechnung des Economic Value Added
Der EVA wird wie folgt berechnet:
- Formel: EVA = NOPAT – (Kapital * Kapitalkostensatz)
- NOPAT (Net Operating Profit After Taxes): Der operative Gewinn nach Steuern, also der Gewinn aus der Kerngeschäftstätigkeit ohne Berücksichtigung von Finanzierungskosten.
- Kapital: Gesamtes eingesetztes Kapital, das dem Unternehmen zur Verfügung steht, z.B. Eigenkapital und verzinsliches Fremdkapital.
- Kapitalkostensatz: Die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC), die den Mindestzins darstellen, den Investoren für das eingesetzte Kapital erwarten.
Ein positiver EVA bedeutet, dass das Unternehmen mehr erwirtschaftet als die Kosten des eingesetzten Kapitals, während ein negativer EVA auf Wertvernichtung hinweist.
Bedeutung von EVA für Unternehmen
EVA ist ein leistungsfähiges Instrument zur Unternehmenssteuerung, da es die tatsächliche Wertschöpfung unabhängig von buchhalterischen Gewinngrößen misst. Die wichtigsten Vorteile sind:
- Managementsteuerung: EVA kann als Basis für Bonus- oder Anreizsysteme für das Management dienen, da es direkten Bezug zur Wertschaffung für die Eigentümer hat.
- Investitionsentscheidungen: Projekte oder Investitionen werden danach bewertet, ob sie einen positiven EVA generieren, wodurch Kapital effizient eingesetzt wird.
- Transparenz: EVA berücksichtigt Kapitalkosten und zeigt, ob Gewinne über den Mindestanforderungen der Kapitalgeber liegen.
- Vergleichbarkeit: Unternehmen verschiedener Branchen oder Länder können anhand des EVA besser verglichen werden, da Verzerrungen durch unterschiedliche Rechnungslegungspraktiken reduziert werden.
Beispiele für die Anwendung von EVA
Praktische Beispiele verdeutlichen die Anwendung:
- Ein Unternehmen erzielt einen NOPAT von 10 Mio€ bei einem eingesetzten Kapital von 50 Mio€ und einem WACC von 8%. Der EVA beträgt: 10 – (50 * 0,08) = 6 Mio€, was eine positive Wertschöpfung zeigt.
- Eine Tochtergesellschaft eines internationalen Konzerns wie die Allianz-Aktie wird anhand von EVA bewertet, um zu entscheiden, welche Geschäftsbereiche zukünftig weiter ausgebaut oder restrukturiert werden.
- Investitionsentscheidungen in neue Produktionsanlagen werden auf Basis der prognostizierten EVA durchgeführt, um sicherzustellen, dass die erwarteten Gewinne die Kapitalkosten übersteigen.
Vorteile und Herausforderungen von EVA
- Vorteile: Klare Orientierung an Wertschaffung, Einbeziehung der Kapitalkosten, Steuerung der Managementleistung, objektive Entscheidungsgrundlage für Investitionen.
- Herausforderungen: Komplexität der Berechnung, Anpassung von Bilanzwerten zur EVA-Ermittlung, Schätzung des Kapitalkostensatzes, kurzfristige Schwankungen im operativen Gewinn können das Ergebnis verzerren.
boerse.de-Schlussfolgerung
Economic Value Added (EVA) ist ein leistungsfähiges Instrument zur Messung der tatsächlichen Wertschöpfung eines Unternehmens über die Kapitalkosten hinaus. Durch die Fokussierung auf NOPAT und die Kapitalkosten unterstützt EVA Investitionsentscheidungen, Performance-Bewertung und Managementanreize. Ein positiver EVA signalisiert, dass das Unternehmen Wert für die Eigentümer schafft, während ein negativer EVA auf Handlungsbedarf hinweist. EVA ist daher sowohl für Unternehmenssteuerung als auch für Investoren eine wichtige Kennzahl.