Die Frankfurt Interbank Offered Rate, kurz FIBOR, ist der Zinssatz, zu dem Banken in Frankfurt am Main unbesicherte Kredite untereinander auf dem Interbankenmarkt gewähren. Sie dient als Referenzzinssatz für kurzfristige Geldmarktgeschäfte und beeinflusst zahlreiche Finanzinstrumente wie Kredite, Anleihen oder Derivate. Der FIBOR spiegelt somit die Liquidität und das Risiko im deutschen Geldmarkt wider und ist ein zentraler Indikator für die Geldmarktentwicklung.
Der FIBOR wird täglich von einer Gruppe von Banken festgelegt, die bereit sind, sich gegenseitig Geld zu leihen. Die Banken melden ihre Zinssätze für verschiedene Laufzeiten, typischerweise über Nacht, eine Woche oder einen Monat. Aus diesen Meldungen wird ein Durchschnitt berechnet, der als FIBOR veröffentlicht wird. Dieser Referenzzinssatz dient als Grundlage für die Preisbildung zahlreicher Finanzprodukte.
Beispiel: Eine Bank benötigt kurzfristig Liquidität über drei Monate. Der Kredit wird mit einem Zinssatz angeboten, der auf dem 3-Monats-FIBOR basiert. Steigt der FIBOR, erhöhen sich auch die Kosten für den Kredit. Sinkt er, werden die Zinsen günstiger. So spiegelt der FIBOR die aktuelle Marktsituation wider.
Der FIBOR hat mehrere zentrale Funktionen im Finanzsystem:
Der FIBOR bietet für Banken, Unternehmen und Investoren mehrere Vorteile:
Auch wenn der FIBOR ein zentraler Referenzwert ist, gibt es Einschränkungen und Risiken:
Der FIBOR wird in zahlreichen Finanzprodukten genutzt. Ein Unternehmen kann einen variabel verzinsten Kredit aufnehmen, dessen Zinszahlung sich am 3-Monats-FIBOR orientiert. Auch bei Derivaten wie Zinsswaps oder Forward Rate Agreements wird der FIBOR als Referenzzinssatz verwendet. Banken beobachten den FIBOR zudem, um kurzfristige Refinanzierungskosten einzuschätzen und Liquiditätsmanagement zu betreiben.
Ein praktisches Beispiel ist die Finanzierung von Unternehmen wie Allianz-Aktie. Wenn Allianz kurzfristige Refinanzierungen am Geldmarkt benötigt, orientieren sich die Zinssätze oft am FIBOR. Historisch war der FIBOR ein zentraler Indikator für den deutschen Geldmarkt, bevor alternative Referenzzinssätze wie EURIBOR und EONIA in den internationalen Fokus rückten. Trotzdem bleibt der FIBOR insbesondere für nationale Geldmarkttransaktionen in Frankfurt relevant.
Die Frankfurt Interbank Offered Rate (FIBOR) ist ein zentraler Referenzzinssatz für den deutschen Geldmarkt. Sie spiegelt Liquidität, Risiko und Marktbedingungen wider und dient als Basis für Kredite, Derivate und Geldmarktprodukte. Der FIBOR ermöglicht Transparenz, Vergleichbarkeit und marktgerechte Zinsgestaltung, birgt aber Risiken wie Volatilität, Abhängigkeit von Meldungen und mögliche Manipulation. Für Banken, Unternehmen und Investoren ist ein fundiertes Verständnis des FIBOR entscheidend, um Finanzierungskosten zu kalkulieren und Risiken im Geldmarkt angemessen zu steuern.