Harry S. Dent Jr. ist ein US-amerikanischer Finanzautor, Wirtschaftsforscher und Trendprognostiker, der vor allem durch seine demografiebasierten Konjunkturmodelle bekannt ist. Er ist Gründer von Dent Research und H.S. Dent Publishing. Sein Ansatz beruht darauf, dass langfristige wirtschaftliche Zyklen maßgeblich durch demografische Veränderungen – insbesondere das Konsumverhalten verschiedener Generationen – gesteuert werden.
Dent studierte Rechnungswesen und Finanzen, bevor er seinen MBA an der Harvard Business School machte, wo er als Baker Scholar ausgezeichnet wurde. Anschließend arbeitete er als Unternehmensberater bei Bain & Company für Fortune 100-Unternehmen. Später gründete er sein eigenes Forschungs- und Investmentunternehmen. Über die Jahre hat er mehrere Bücher veröffentlicht, darunter The Great Boom Ahead und The Great Depression Ahead.
Zentral für Dents Analyse ist die Theorie der sogenannten Spending Waves: Er argumentiert, dass Konsumausgaben stark davon abhängen, in welcher Lebensphase sich eine Generation befindet. Wenn Menschen Kinder haben, steigt ihr Konsum; wenn diese Generation in Rente geht, sinken die Ausgaben. Diese Zyklen beeinflussen laut Dent das Wachstum von Volkswirtschaften und die Entwicklung von Vermögenswerten wie Aktien, Immobilien oder Edelmetallen.
Dent wird häufig als „Crash-Prophet“ bezeichnet. Er sagt wiederholt tiefgreifende wirtschaftliche Krisen voraus. Beispielsweise warnt er vor einem sehr starken Börsencrash, der seiner Ansicht nach sogar schlimmer sein könnte als die Finanzkrise 2008. In seinem Newsletter („HS Dent Forecast“) sieht er hohe Schuldenquoten, demografischen Abschwung und einen möglichen „Point of no return“ für viele Volkswirtschaften.
Seine Thesen stoßen jedoch auch auf Kritik: Einige Ökonomen halten seine Modelle für zu stark vereinfacht, da er stark auf demografische Daten und lange Zyklen setzt und klassische makroökonomische Faktoren teils vernachlässigt.
Dent hat zahlreiche Bücher geschrieben, u.a.:
Dents Arbeit hat besonders bei langfristig denkenden Investoren großen Einfluss, die sich nicht nur für kurzfristige Marktbewegungen interessieren, sondern makroökonomische Trendwellen nutzen wollen. Sein demografischer Ansatz unterscheidet ihn von traditionellen Prognostikern, die stark auf Wirtschaftsindikatoren wie Zinssätze, Beschäftigung oder Inflation setzen. Durch sein Modell versucht er, schon heute die langfristigen Auswirkungen demografischer Entwicklungen vorherzusehen.
In jüngerer Zeit warnt Dent davor, dass wir einen Wendepunkt ("Tipping Point") erreichen könnten, an dem hohe Verschuldung und demografische Belastungen nicht mehr durch klassische geldpolitische Maßnahmen gemanagt werden können. Gleichzeitig sieht er aber auch Potenzial für einen langfristigen Aufschwung nach einer erwarteten Krise, vor allem getrieben durch die jüngeren Generationen.
Harry Dent ist kein typischer Ökonom: Er kombiniert demografische Zyklen mit volkswirtschaftlichen Prognosen und liefert damit eine ungewöhnliche Perspektive auf langfristige Markt- und Wirtschaftsentwicklungen. Seine warnenden Vorhersagen lohnen sich besonders für Anleger, die nach strukturbedingten Risiken suchen und nicht nur auf kurzfristige Trends setzen. Zugleich sollte man Dents Thesen nicht unkritisch übernehmen, sondern im Kontext anderer ökonomischer Modelle betrachten.