Short Call

Was ist ein Short Call?

Ein Short Call bezeichnet im Optionshandel den Verkauf einer Kaufoption (Call-Option), bei dem der Verkäufer – auch Stillhalter genannt – die Verpflichtung eingeht, dem Käufer der Option den zugrunde liegenden Basiswert zu einem festgelegten Preis (Strike-Preis) zu liefern, falls dieser von seinem Kaufrecht Gebrauch macht. Der Verkäufer erhält dafür eine Optionsprämie, trägt jedoch ein potenziell unbegrenztes Verlustrisiko, wenn der Kurs des Basiswerts stark steigt.

Funktionsweise eines Short Calls

Der Short Call ist das Gegenstück zum Long Call. Während der Käufer einer Call-Option auf steigende Kurse spekuliert, setzt der Verkäufer auf stabile oder fallende Kurse. Der Stillhalter verkauft also das Recht auf den Kauf des Basiswerts, ohne selbst über dieses Recht zu verfügen. Als Entschädigung für dieses Risiko erhält er eine Prämie, die sofort bei Vertragsabschluss gutgeschrieben wird. Diese Prämie stellt seinen maximal möglichen Gewinn dar.

Der Verlust hingegen ist theoretisch unbegrenzt, da der Kurs des Basiswerts nach oben keine feste Grenze kennt. Steigt der Kurs über den vereinbarten Ausübungspreis hinaus, muss der Verkäufer den Basiswert – etwa eine Aktie wie die Allianz – zu einem höheren Marktpreis erwerben, um sie dem Käufer zum niedrigeren Strike-Preis zu liefern. Je stärker der Kurs steigt, desto höher fällt der Verlust für den Stillhalter aus.

Ein einfaches Beispiel für einen Short Call

Angenommen, ein Anleger verkauft einen Call auf die Allianz-Aktie mit einem Strike-Preis von 220 Euro und einer Laufzeit von einem Monat. Für diesen Short Call erhält er eine Prämie von 5 Euro je Aktie. Steht die Aktie am Ende der Laufzeit unter 220 Euro, verfällt die Option wertlos, da der Käufer sie nicht ausübt. Der Verkäufer behält die gesamte Prämie von 5 Euro pro Aktie als Gewinn.

Steigt die Aktie hingegen auf 240 Euro, muss der Verkäufer die Aktie zu 240 Euro am Markt kaufen und sie dem Käufer der Option für 220 Euro liefern. Er erzielt also einen Verlust von 20 Euro pro Aktie, abzüglich der erhaltenen Prämie von 5 Euro, also insgesamt 15 Euro Verlust. Damit zeigt sich: Der Short Call profitiert von stabilen oder fallenden Kursen, während starke Kursanstiege zu erheblichen Verlusten führen.

Unterschied zwischen gedecktem und ungedecktem Short Call

Man unterscheidet zwischen einem gedeckten Short Call und einem ungedeckten Short Call:

  • Gedeckter Short Call (Covered Call): Der Verkäufer besitzt den zugrunde liegenden Basiswert bereits im Depot. Steigt der Kurs über den Strike-Preis, kann er die Aktien einfach liefern. Diese Strategie wird häufig von Investoren eingesetzt, die kurzfristig von stagnierenden Kursen ausgehen und durch die Prämie eine zusätzliche Rendite erzielen möchten.
  • Ungedeckter Short Call (Naked Call): Hier besitzt der Verkäufer den Basiswert nicht. Muss er bei Ausübung liefern, muss er die Aktien am Markt kaufen. Diese Variante ist deutlich riskanter, da bei stark steigenden Kursen theoretisch unbegrenzte Verluste entstehen können.

Einsatzmöglichkeiten des Short Calls

Der Short Call wird häufig in der Stillhalterstrategie oder in Kombination mit anderen Optionspositionen genutzt. So kann er beispielsweise Teil eines Covered Call-Ansatzes sein, bei dem ein Anleger Aktien im Bestand hat und parallel Calls darauf verkauft, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Auch in komplexeren Strategien wie dem Bear Call Spread findet der Short Call Anwendung, um auf leicht fallende oder seitwärts tendierende Märkte zu setzen.

Professionelle Händler und institutionelle Investoren nutzen Short Calls vor allem zur Erzielung von Prämienerträgen, um Erträge in ruhigen Marktphasen zu maximieren. Privatanleger sollten sich dagegen der Risiken bewusst sein, insbesondere bei ungedeckten Positionen, da hier das Verlustrisiko unbegrenzt ist.

Chancen und Risiken eines Short Calls

Der größte Vorteil des Short Calls liegt in der sofortigen Prämieneinnahme. Diese kann einen stetigen Ertrag bieten, solange die Markterwartung – also ein gleichbleibender oder leicht fallender Kurs – eintritt. Zudem kann der Zeitwertverfall der Option (Theta) dem Verkäufer zugutekommen, da der Wert der Option im Laufe der Zeit sinkt, wenn der Kurs des Basiswerts stabil bleibt.

Das Hauptrisiko besteht in stark steigenden Kursen. Während der Käufer eines Calls nur den Verlust der gezahlten Prämie riskiert, trägt der Verkäufer ein unbegrenztes Verlustrisiko. Aus diesem Grund sollte der Short Call nur von erfahrenen Anlegern eingesetzt werden, die die Dynamik des Optionsmarktes verstehen und über ein entsprechendes Risikomanagement verfügen.

boerse.de-Schlussfolgerung

Der Short Call ist eine klassische Stillhalterstrategie im Optionshandel, bei der der Verkäufer einer Kaufoption auf stabile oder fallende Kurse setzt. Er profitiert von der vereinnahmten Prämie, trägt jedoch bei steigenden Kursen erhebliche Risiken – insbesondere bei ungedeckten Positionen. Richtig eingesetzt, kann der Short Call ein Instrument sein, um zusätzliche Erträge zu generieren oder bestehende Positionen abzusichern. Dennoch gilt: Aufgrund des hohen Risikoprofils sollten Short Calls nur von erfahrenen Anlegern mit fundierten Marktkenntnissen und klar definierten Risikobegrenzungen eingesetzt werden. In einem strukturierten Portfolio kann der Short Call somit ein nützliches Werkzeug sein, um Marktneutralität zu erreichen oder gezielte Ertragsstrategien umzusetzen.



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