US-Großbanken vor der Pleite (2008-2009)
Mit 2008 begann eines der schwärzesten Jahre der Börsengeschichte. Der nächste Akt der Finanzkrise fand wieder in ihrem Ursprungsland, den Vereinigten Staaten, statt. Anfang März mehrten sich die Gerüchte an der Wall Street, dass Bear Stearns stark im US-Hypothekenmarkt engagiert sei. Die Kunden begannen ihre Gelder von dem Bankhaus abzuziehen und dem traditionsreichen Bankhaus drohte die Insolvenz. Doch Bear Stearns-Chef Alan Schwarz fand noch einen Ausweg aus der Misere. Er rief bei seinem Kollegen James Dimon an, der die US-Großbank J.P. Morgan Chase leitete und rang ihm eine übernahme von Bear Stearns ab. In der Nacht vom 13. auf den 14. März 2008 gelang dem Bear Stearns-Management schließlich der Durchbruch und J.P. Morgan Chase übernahm die Investmentbank um die Liquidität des Hauses sicherzustellen. Allerdings wurde die Finanzierungslinie in Höhe von 29 Mrd. Dollar nicht von J.P. Morgan Chase, sondern von der US-Notenbank garantiert. Somit hatte der Staat erstmals seit der Weltwirtschaftskrise den Zusammenbruch einer Bank verhindert.
Trotz der Rettung befanden sich die Aktienmärkte weiterhin auf Talfahrt. Der Dow Jones hatte bis zum 31. März 7,6 Prozent auf 12.263 Punkte abgegeben. Dagegen war der DAX in dem gleichen Zeitraum bereits um 19 Prozent auf 6535 Punkte abgestürzt. Als nächstes erreichte die Krise zwei Dinosaurier des US-Finanzmarktes: Fannie Mae und Freddy Mac, zwei halbstaatliche Hypothekenbanken. Hypothekendarlehen werden in den USA üblicherweise von kleinen Banken verkauft, die sich wiederum über die beiden großen Hypothekenhäuser refinanzieren. Da sich diese Kreditinstitute durch staatliche Absicherung günstig Geld an den Märkten besorgen konnten, war dieses Geschäftsmodell lange erfolgreich. Fannie Mae und Freddie Mac verfügten im Sommer 2008 über ausstehende Hypothekendarlehen von insgesamt rund 5000 Mrd. US-Dollar - zu dieser Zeit mehr als ein Drittel des gesamten Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten. Ein Zusammenbruch dieser Banken hätte unabsehbare Folgen für die US-Wirtschaft gehabt und sie galten daher als "too big to fail" ("zu groß, um unterzugehen").
Staatliche Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac vor dem Ruin
Doch die hohen Ausfälle bei den Krediten brachten Fannie Mae und Freddie Mac an den Rande des Ruins. So summierten sich allein die Verluste von Fannie Mae bis zum Sommer 2009 auf 100 Mrd. US-Dollar. Um den drohenden Kollaps abzuwenden, beschlossen Regierung und Notenbank in einer Krisensitzung am 13. Juli 2008, die beiden Kreditinstitute durch staatliche Hilfen zu stabilisieren. Insgesamt hat die US-Regierung zugesagt, beide Hypothekenfinanzierer mit bis zu 400 Mrd. US-Dollar zu unterstützen, wovon bis zum Sommer 2009 Fannie Mae etwa 45 und Freddie Mac gut 50 Mrd. in Anspruch nahmen.
Viele Beobachter betrachteten die ausufernden Staatshilfen für die Banken als ordnungspolitischen Sündenfall. Schließlich mussten die Steuerzahler für Fehler geradestehen, die letztlich hochbezahlte Banker zu verantworten hatten. Damit geriet die US-Regierung zunehmend unter den Druck der öffentlichkeit, bei dem nächsten Bankenkollaps Härte zu zeigen und nicht in die Steuerkasse zu greifen. Dieser Präzedenzfall ließ nicht lange auf sich warten.
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