Älplerische Dotcom-Reminiszenzen

Samstag, 18.07.09 07:42

Liebe Leserinnen und Leser,

heute möchte ich Ihnen einmal ein wenig über meine Heimat Tirol erzählen. Das kleine Land im Herzen der Alpen ist Sommer wie Winter eine der beliebtesten Urlaubsziele Europas. Dabei locken klingende Namen wie Kitzbühel, St. Anton, Stubai- oder Zillertal mit Klischees wie Bergsteigerromantik und Skihüttenzauber jährlich Millionen Besucher aus aller Welt an. So gesehen scheint es, als würden die 650.000 Älpler zwischen Kufstein und Arlberg beinahe ausschließlich vom Tourismus leben. Also ein Volk von Kellnern und Skilehrern? Irrtum! Denn:

Nur 15% des regionalen BIP stammen aus diesem Wirtschaftszweig. Vielmehr ist Tirol ein traditioneller Industrie- und Forschungsstandort. So gelang es der Biochemie Kundl (heute Sandoz) in den 1950er Jahren erstmals Penicillin in Tablettenform auf den Markt zu bringen. Einen wichtigen Beitrag zur Weltraumfahrt leistet bspw. die Plansee-Gruppe mit der Erzeugung von pulvermetallurgischen Komponenten. Und die glitzernden Steinchen von Swarovski sind heute rund um den Globus en vogue. Trotzdem haben nur ganz wenige börsennotierte Unternehmen ihren Sitz in Tirol, weshalb ein Börsengang in diesem österreichischen Bundesland schon eine kleine Sensation darstellt. Zuletzt so geschehen im Jahr 2007. Konkret:

Als der auf IT-Security spezialisierte Nischenanbieter Phion im Juli vor zwei Jahren Aktien zum Preis von 43 Euro und einem Emissionsvolumen von 25 Millionen Euro an der Wiener Börse platzierte, wurden schlimmste Erinnerungen an die Dotcom-Blase wach. Denn die seit 2000 bestehende, 54 Mitarbeiter umfassende Innsbrucker Firma war noch kaum in die Gewinnzone gekommen, hatte ein KGV (gemessen am EBITDA!) von 57 und die Bewertung basierte allein auf vagen Zukunftsaussichten. Dennoch:

Der Börsengang war ein voller Erfolg – für Phion! Dagegen kam für Anleger, was kommen musste. Seit der Erstnotierung am 4. Juli 2007 ging es mit dem Aktienkurs steil bergab. Nachdem das Unternehmen im vergangenen Jahr die Umsätze zwar steigerte, gleichzeitig aber das negative Betriebsergebnis – sprich die Verluste – weiter vergrößerte, wurde Phion endgültig zum Übernahmekandidaten. Jetzt einigte sich das Management mit der US-Firma Barracuda über den Preis: 12 Euro pro Aktie. Das bedeutet für Investoren der ersten Stunde ein Minus von 72% innerhalb von nur zwei Jahren – für die Amerikaner möglicherweise einen Schnäppchenpreis! Warum ich Ihnen das erzähle? Ganz einfach:

Dieses Beispiel zeigt, dass Anlegern Lokalpatriotismus beim Investieren teuer zu stehen kommen kann. Zudem heißt es grundsätzlich Finger weg von IPOs, also Börsenneulingen! Sie wissen:

Es gilt, um solche Kapitalvernichter einen weiten Bogen zu machen. Daher lautet das oberste Gebot bei langfristiger Geldanlage, auf Qualitätsaktien zu setzen, die einen einwandfreien Kurslebenslauf vorweisen können. So kommen im boerse.de-Aktienbrief nur Werte mit einer mindestens zehnjährigen Kurshistorie in Betracht, wobei ausschließlich die aufgrund objektiver Performance-Kennzahlen langfristig besten Aktien der Welt das Prädikat Champion erhalten.

Mit besten Empfehlungen
Ihr

Thomas Driendl

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